FEED - Viruszone
mich vergewissert hatte, dass meine Schulterkameras nach wie vor liefen, drehte ich den Kopf und nahm den Friedhof in Augenschein. Er war unmöglich zu verteidigen. Die niedrigen Steinwände dienten eher als Grenzmarkierung und würden eine entschlossene Horde Zombies nicht länger als ein paar Minuten aufhalten. Die Tore waren so weit auseinander, dass das Ganze nicht viel mehr als ein großes Menschengehege darstellte. Ich schauderte.
Shaun bemerkte die Bewegung und legte mir eine Hand auf den Rücken, um mir Halt zu geben. Ich warf ihm ein Lächeln zu. Er weiß, wie ungern ich mich auf schlecht gesichertem Gelände aufhalte. Ihm geht es da anders: Er erfreut sich an solchen Plätze an dem Gedanken, dass früher oder später etwas Totes vorbeikommen könnte, wonach er mit einem Stock stochern könnte.
Der Trauergottesdienst näherte sich dem Ende. Ich setzte wieder eine ernste und andächtige Miene auf und wandte das Gesicht dem Priester zu, der gerade seine Bibel zuschlug. Die Familienangehörigen erhoben sich, viele von ihnen unter Tränen. Die meisten gingen Richtung Friedhofstor, wo Autos warteten, die sie zum Empfang im Bestattungsinstitut bringen würden. Nichts vermittelt besser tiefe Trauer als Häppchen und Freibier. Ein paar blieben und starrten wie traumatisiert auf die Gräber.
»Es tut mir einfach so leid«, murmelte Buffy. »Wie kann so etwas bloß passieren?«
»Irgendwen trifft es immer.« Shaun zuckte mit den Schultern. »Wenn man mit großen Tieren rumspielt, dann kommt es garantiert irgendwann zu einer kleinen Vermehrung. Sie können von Glück sagen, dass es so lange gedauert hat.«
»Ja«, sagte ich stirnrunzelnd. »Von Glück.« Etwas stimmte nicht an der ganzen Sache. Der Zeitpunkt, das Ausmaß – um eine Pferderanch zu betreiben, muss man Sicherheitsvorkehrungen treffen, die auch für Millionäre kein Pappenstiel sind, selbst wenn man mehrere Kilometer von der nächsten Stadt entfernt ist. Und man muss diese Sicherheitsvorkehrungen regelmäßig auf den neuesten Stand bringen. Wenn etwas schiefgegangen war, hätte die Lage eigentlich innerhalb von Minuten unter Kontrolle gebracht werden sollen. Vielleicht hätte man eine Scheune niederbrennen müssen, aber es hätte niemand ums Leben kommen dürfen. Jedenfalls nicht drei Familienmitglieder und die Hälfte der Angestellten. »Shaun, bring Buffy in den Wagen zurück, ja? Ich werde der Familie mein Beileid aussprechen.«
»Sollten wir nicht auch mitkommen?«, fragte Buffy.
»Nein, ihr geht zurück in den Wagen. Ruft Rick an und vergewissert euch, dass nichts angebrannt ist, während wir nicht am Monitor saßen.«
»Aber … «
Shaun ergriff an mir vorbei Buffys Arm. »Komm, Buffy. Wenn sie uns wegschickt, dann deshalb, weil sie selbst einmal etwas anstoßen und sehen will, was passiert.«
»So in der Art«, sagte ich. »Ich bin in ein paar Minuten da.«
»In Ordnung«, sagte Buffy und ließ sich von Shaun durchs Friedhofstor führen. Ich drehte mich um und musterte die verbliebenen Familienangehörigen. Peter und Emily waren da, und mehrere andere Erwachsene, die einander ähnlich genug sahen, um enge Verwandte zu sein. Emily hatte ihren beiden verbliebenen Töchtern je einen Arm um die Schultern gelegt. Sie sah aus, als hätte sie seit einer Woche nicht geschlafen, und Jeanne und Amber erweckten beide den Eindruck, dass sie die Umarmung ihrer Mutter mehr als nur ein bisschen beengend fanden. Peter wirkte irgendwie älter. Sein jugendlicher Charme litt sichtlich darunter, wie plötzlich und wie massiv sich alles zum Schlechten gewendet hatte.
Er bemerkte, dass ich zu ihm schaute, und deutete mit einem Nicken an, dass ich näher kommen durfte. Ich antwortete mit einem dünnen Lächeln und ging über den matschigen Boden auf ihn zu.
»Georgia«, sagte Emily, als ich bei den vieren ankam. Sie ließ Jeanne und Amber los und umarmte mich zu fest. Die Mädchen stellten sich hinter eine ältere Frau, die nach ihrer Großmutter väterlicherseits aussah, sodass ihre Mutter sie nicht wieder ergreifen konnte, wenn sie mit mir fertig war. Ich konnte es ihnen nicht verdenken: Emilys Kummer hatte ihr so viel hysterische Kraft verliehen, dass ich schon um meine Rippen fürchtete. »Wir sind so froh, dass du gekommen bist.«
»Mein Beileid.« Ich tätschelte ihr unbeholfen den Rücken. »Buffy und Shaun lassen ebenfalls ihr Beileid ausrichten.«
»Emily, lass die Gute mal los.« Peter zupfte an ihrem Arm, bis sie mich freigab. Ich trat schnell
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