Feenfuchs und Feuerkuss
Meld dich, wenn du wieder zu Hause bist.“
Dann
fiel die Tür ins Schloss. Mittwoch war ein guter Tag, denn dann war Eva Frost
von früh bis spät in der Kanzlei und Luisa konnte machen, was sie wollte. Und
was sie wollte war Ophelia. Direkt nach der Nachhilfe würde sie heute ihr Pferd
besuchen. Der Gedanke beflügelte Luisa. Sie schlug die Decke zurück und schwang
die Beine aus dem Bett.
Nach
der Dusche stand sie vor ihrem Kleiderschrank und wusste nicht, was sie
anziehen sollte.
„Sonst
bist du doch auch nicht so wählerisch“, murmelte sie sich selbst zu. Dann ging
ihr ein Licht auf. Sie wollte gut aussehen, weil Sam in ihrem Kopf herum
spukte.
„Oh,
Luisa“, sagte sie und griff nach ihren Lieblingsjeans. Schwarz und schmal
geschnitten, hatte diese Hose sie noch nie im Stich gelassen, wenn sie etwas
hermachen wollte.
Vor dem
Schulhof kettete sie ihr Rad an und eilte zum Haupteingang. Als sie an der
Schillerstatue aus hellem Sandstein vorbeilief, grüßte sie ihn freundlich. Sie
fuhr sich durch die Locken und fragte sich, ob in ihrem Müsli irgendwelche
Drogen gewesen waren.
In der
Eingangshalle herrschte reges Treiben, aber Jeskas rot gefärbte Spitzen wiesen
ihr den Weg. Kurz bevor sie ihre Freundinnen erreicht hatte, ergriff jedoch jemand
ihren Arm.
„Sam“,
entfuhr es ihr. Gott, es fühlte sich an, als platze ihr Herz vor Schreck.
„Hey,
Luisa“, sagte er. Seine Stimme sickerte in ihre Ohren hinein und erfüllte ihren
Magen mit Unruhe.
„Was
gibt’s?“ Luisa versuchte Jeskas Kichern zu ignorieren.
Sam
warf einen Blick zu ihren Freundinnen hinüber und nickte ihnen zu. Jeska
verstummte abrupt.
„Ich
wollte dir sagen, dass ich heute nicht nach der Siebten kann. Ich hab acht
Stunden. Aber ich kann wieder zu dir kommen, wenn ich aushabe.“
Luisa
nickte. „Gut. Machen wir das so.“
Sam
ließ ihren Oberarm los. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt, wie sehr ihre Haut unter
seiner Berührung zu glühen begonnen hatte.
„Ich
freu mich“, sagte sie lächelnd.
Sam
nickte nur.
Habe ich das wirklich gesagt? In der der
Öffentlichkeit? Ich freue mich auf Nachhilfe? Schlimmer geht’s ja nicht…
Jeska
und Molly nahmen sie breit grinsend in Empfang.
„Du
freust dich?“, fragte Jeska neckend und brach wieder in ein haltloses Giggeln
aus. Auch Molly konnte nun ein Kichern nicht mehr zurück halten.
„Psst“,
machte Luisa und zog ihre Freundinnen in den nächsten Gang hinein. Ein Blick
über ihre Schulter sagte ihr, dass Sam mit einem Mädchen aus seiner Stufe die
Treppen hinauflief und mit etwas Glück nichts von dem peinlichen Benehmen ihrer
Freundinnen mitbekommen hatte. „Psst“, wiederholte Luisa, „Ich habe mich selbst
schon genug zum Affen gemacht. Kommt jetzt. Es gibt Neuigkeiten von Jonathan Lichthang.
Er ist echt so was von überheblich.“
Luisa
saß in der Umkleidekabine des Schillergymnasiums auf einer der abgewetzten
Holzbänke und wartete ungeduldig auf ihre Freundinnen, die sich beim Umziehen
Zeit ließen.
Es roch
nach Schweiß, Turnschuhen und den verschiedensten Deodorants. Die Wände waren
über und über bedeckt mit schwarzen Schriftzügen, deren Inhalt garantiert nicht
jugendfrei war.
Molly
hockte wie ein Häufchen Elend auf dem Boden und schnürte sich ihre Schuhe zu. „Hatte
ich bereits erwähnt, dass ich Basketball hasse?“
„Ja, bestimmt
sieben Mal“, sagte Luisa schmunzelnd.
Heute
würden sie im Sportunterricht Noten bekommen, was Luisa keine Sorgen bereitete.
Im Gegensatz zu Molly.
„Der
Ball ist zu groß und der Korb ist viel zu hoch für mich.“ Molly steigerte sich
richtig in ihr Unglück hinein.
Jeska
zog ihre Ohrringe mit Pfauenfedern aus den Ohrläppchen und schaute Molly
genervt an. „Jetzt hör auf zu jammern. Schon mal was von der Kraft des
positiven Denkens gehört?“
„Glaubst
du etwa ernsthaft, du spielst gleich wie Dirk Nowitzki, nur weil du sein Trikot
anhast?“, fragte Molly streitlustig und betrachtete Jeska, die ein weißes
Trikot der Dallas Mavericks trug.
„Natürlich,
was glaubst du denn?“ Jeska setzte zu einer Pirouette an, die etwas misslang. „Ich
bin das nächste German Wunderkind !“,
rief sie und zeigte demonstrativ auf die Nummer des Trikots, die 41.
Luisa
konnte nicht mehr vor Lachen, Jeska lief mal wieder zu Höchstform auf.
Molly
stand auf, band ihre langen, blonden Haare zu einem Zopf und zeigte Jeska einen
Vogel.
„So
sieht Herr Schmidtchen wenigstens, dass ich mich mit dem Thema
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