Feenfuchs und Feuerkuss
sich wie Channing Tatum bewegen konnte. Er wirbelte
sie herum, bis ihr schwindelig war, aber Luisa war das gerade recht. Das war
der Faustus‘ Rock . Da musste einem
schwindelig sein vor Glück.
Plötzlich erblickte sie Sam auf
dem Balkon. Damian drehte sie im Kreis und Luisa hatte Mühe Sams Gesicht in der
Menge erneut zu entdecken. Doch dann fand sie ihn wieder. Er sah sie
durchdringend an. Direkt. Bis tief in sie hinein. Damit war es endgültig um
Luisas Gleichgewichtssinn geschehen.
Jeska fiel ihr in diesem Moment
um den Hals und nahm ihr die Sicht auf Sam. „Bist du auch betrunken?“, fragte ihre
Freundin und brachte ihr Trommelfell zum Dröhnen.
Luisa nickte. „Ja. Da war ganz
schön viel Alkohol drin.“ Ihre Zunge war träge. Aber ihre Laune war auf dem
Höhepunkt: Sam war wirklich gekommen!
Dann tauchte er am Rand der
Tanzfläche auf. Luisa winkte ihm zu. Jeska drehte sich um und sah Sam nun
ebenfalls. Sie klatschte Luisa auf den Hintern. „Hol ihn dir, Tiger!“
Sie sah Jeska vernichtend an. Das
gelang wohl nicht ganz, denn diese lachte nur und warf sich wieder an Simons
Hals.
Der
arme Junge ,
dachte Luisa, weil sie wusste, dass eigentlich alle Typen aus ihrer Stufe
heimlich in Jeska verliebt waren.
Sie drängelte sich durch die
Tanzenden hindurch. Fast hatte sie Sam erreicht. Ihre Wangen glühten. Was für
eine Nacht!
Nur noch ein paar Schritte
trennten sie.
Da tauchte wie aus dem Nichts ein
Mädchen an seiner Seite auf und gab ihm ein Getränk. Er nahm es, als habe er
schon auf sie gewartet. Sie beugte sich vor, hielt sich an seiner Schulter fest
und sagte etwas in sein Ohr.
Die E-Gitarre der Ninesager schrillte plötzlich viel zu
laut in Luisas Kopf, als sie erkannte, um wen es sich handelte. Pia Zacharias.
Die mit Abstand hübscheste Schülerin der Oberstufe und eine begnadete Hockeyspielerin.
Sie machte einen Schüleraustausch nach dem anderen und beherrschte nebenbei
noch spielerisch das ganze soziale Geschehen des Schillergymnasiums. Pia sah zu
allem Überfluss auch noch der britischen Schauspielerin Keira Knightley zum
Verwechseln ähnlich und hatte deswegen schon so manchen Club umsonst betreten.
Luisa musste neidlos anerkennen,
dass sie auch heute Abend wieder sensationell aussah. Derbe braune Boots zu
einem verspielten Blümchenkleid. Jede andere hätte darin verboten ausgesehen,
aber Pia wirkte stattdessen glamourös.
Als Sam nun mit einem
wundervollen Lächeln auf Pias Geflüstere reagierte, taumelte Luisa wie vom
Blitz getroffen zurück und stieß gegen einen Typen, der sie auffing.
Hastig versteckte sie sich hinter
ihm. „Alles ok mit dir?“, fragte er.
Luisa hielt sich einen Moment an
dem Fremden fest. Sie schüttelte den Kopf. Nichts war ok! Sam hatte Pia bei
sich. War sie seine Freundin? Sie hatte geglaubt…
Ja. Was hatte sie eigentlich
geglaubt?
Dass er solo war. Das auf jeden
Fall. Und dass auch er etwas für sie empfand. Wie dumm.
Gut, dass der Typ sie immer noch
hielt, denn Luisa sackte ein Bein weg.
„Langsam, langsam“, sagte er und
brachte sie von der Tanzfläche.
Als etwas Platz war, machte Luisa
sich von ihm los. Molly kam ihr schon entgegen. Ihre Freundin nahm sie in den
Arm.
„Was ist?“
Luisa drückte ihr Gesicht an
ihren Hals und atmete ihren vertrauten Duft ein. „Sam. Er ist mit einem Mädchen
hier.“
Molly sah sich um. Sie hielt
inne, hatte Sam wohl ausfindig gemacht. „Er ist mit Pia Zacharias gekommen?“
Luisa nickte. Ihr war plötzlich
ganz flau im Magen.
Molly bugsierte sie zu den Jungs.
„Oliver. Stütz Luisa mal kurz“, bat sie und an Luisa gewandt: „Warte eben,
Süße. Ich hole nur Jess. Dann bring ich euch heim.“
Luisa nickte und lehnte sich gegen
Oliver, ein breit gebauter Volleyballspieler aus ihrer Stufe, der immer ein
wachsames Auge auf jeden hatte, den er mochte. Luisa konnte sich dazu zählen,
sie war schon seit der Grundschule mit ihm befreundet.
Oliver brachte sie bis zur Garderobe.
Molly hatte genug zu tun mit Jeska, die einfach nicht aufhörte zu tanzen und
nun zu allem Überfluss noch rief: „Mathilde, Mathilde, was führst du im
Schilde?“
Luisa rechnet schon damit, dass
Molly böse wurde, aber die blieb ganz ruhig: „Wir gehen nach Hause. Für heute
haben wir genug vom Faustus‘ Rock .“
„Ach so, ach so“, nuschelte Jeska
und ließ sich brav ihre Jacke anziehen.
„Danke, Oli“, murmelte Luisa, als
er ihr fürsorglich den Mantel geschlossen hatte.
„Pass auf dich auf, Luisa“,
antwortete er
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