Feenfuchs und Feuerkuss
verdorben.“ Sam zwinkerte mit einem Auge und setzte sich zu
ihr aufs Bett. Luisa blieb plötzlich die Luft weg. Seine Nähe machte sie ganz
verrückt.
„Geht
es bei euren Streitereien immer um Ophelia?“
Jetzt
zuckte Luisa mit den Schultern. „Ich habe den Überblick verloren.“
„Mein
Vater und ich streiten uns auch öfter mal.“
Luisa
sah Sam überrascht an. „Echt? Hätte ich gar nicht vermutet. Ich hab eben den
Eindruck gehabt, eure Familie wäre wie aus dem Bilderbuch.“
Sam
lachte. „Pass auf, sonst nehme ich dir gleich den Pudding wieder ab.“
Luisa aß
schnell weiter.
„War es
wegen gestern? Weil du am Stall warst, anstatt Nachhilfe zu nehmen?“
„Nein.
Also nicht speziell wegen gestern. Wir können einfach nicht miteinander reden,
ohne uns zu streiten. Sie ist unerträglich.“
Sam
strich ihr eine Locke aus der Stirn. Luisa wurde ganz still, während er sie nun
betrachtete.
„Tut
mir leid, dass ihr euch nicht versteht“, sagte er leise.
„Ich
käme damit klar, wenn mein Pferd nicht darunter leiden müsste.“
„Ich
hab kein Tier. Ich kann das wohl einfach nicht nachvollziehen.“
„Ich
kann Mathe auch nicht nachvollziehen“, spaßte Luisa.
Sam
lachte auf. Dann wurde er aber wieder ernst. „Und dieser Jonathan hilft dir,
für dein Pferd zu sorgen?“
„Ach,
Jonathan. Für ihn ist das ein Spiel. Er mag es vielleicht mir einen Gefallen zu
tun. Aber um mein Pferd geht es ihm eher nicht.
„Sondern
um dich?“
Luisa
tat dies mit einem Lächeln ab.
Sam
hakte nach: „Und seid ihr befreundet?“
„ Befreundet wäre zu viel gesagt. Ich hatte
einen Deal mit ihm. Aber der ist heute geplatzt: Gewagt und nicht gewonnen.“
Sam
stand vom Bett auf. „Das Leben ist vielleicht auch einfach kein Spiel.“
Seine
Augen hatten sich verdunkelt wie der Himmel kurz vor einem Gewitter.
9 Faustus‘ Rock
Luisa hatte es schon immer
gehasst, sich eingesperrt zu fühlen. Deshalb hatte sie die Strafe ‚Hausarrest‘
von jeher ignoriert. Schon als 10-jährige hatte sie Strategien gehabt, um sich,
ohne dass Eva etwas bemerkte, aus dem Haus zu schleichen.
„Ich könnte auch Meisterdiebin
werden“, flüsterte Luisa selbstzufrieden, als sie lautlos die Eingangstür
hinter sich geschlossen hatte und auf leisen Sohlen Richtung Treffpunkt mit
Jess und Molly eilte.
Eva konnte ihr ja viel verbieten,
aber den Faustus‘ Rock brauchte Luisa
wie die Luft zum Atmen.
Alle drei Monate spielten in der
alten Zeche Faustus die neusten Rock Bands kleine Konzerte. Luisa ging seit
Jahren dorthin. Diese Nächte im Schatten der stillgelegten Fördertürme hatten
eine ganz eigene Magie, ohne die ihr Herz sicher aus dem Takt gekommen wäre.
„Ich bin auf jeden Fall dabei“,
hatte sie am Telefon ihren Freundinnen zugeraunt, die nun an der Bushaltestelle
auf sie warteten.
„Hey, Mädels!“, rief Luisa und
fiel Jess und Molly in die Arme.
„Hey, Lu. Du siehst klasse aus“,
sagte Jeska und sah sie bewundernd an.
Luisa lachte und fühlte, wie die
Vorfreude auf den Konzertabend ihren ganzen Körper zum Kribbeln brachte.
„Lasst uns feiern“, sagte sie und
hakte sich bei ihren Freundinnen ein.
Die ersten Bands waren schon
durch und Luisa hatte sich mit Jeska jede Sorge von der Seele getanzt, während
Molly sich mit den Jungs aus ihrer Stufe an der Bar unterhielt.
Jeska schlürfte gerade den
letzten Schluck aus dem Glas, das ein Typ, den sie öfter schon beim Faustus‘ Rock getroffen hatten, ihr
ausgegeben hatte. Luisa hatte auch den ein oder anderen Schluck von dem süßen
Getränk genommen und merkte, dass in der Flüssigkeit mehr Alkohol sein musste,
als man unter dem ganzen Zucker vermutet hätte. Luisa hatte Schwierigkeiten Jeskas
Augen zu fokussieren und sie nahm die Musik durch eine Watteschicht auf den
Ohren wahr. Aber sie fühlte sich gut. So gut.
„Frei“, rief sie Jeska zu, die
ihre Arme von sich streckte und völlig entspannt mit dem Rhythmus mitging. „Wir
sind frei, Jess.“
Plötzlich spielten die Ninesager , die Band auf der Bühne, eines
ihrer Lieblingslieder an und Luisa war nicht mehr zu halten. Sie riss Jeska mit
sich und tauchte tiefer in die sich gleichförmig bewegende Menge ein.
Ihre Freundin jauchzte an ihrer
Seite auf und zusammen machten sie die Tanzfläche unsicher. Sie trafen auf zwei
Freunde aus ihrer Stufe, Damian und Simon, die sie begeistert in Empfang
nahmen. Und so kam es, dass Luisa sich wenig später in einem entfesselten Tanz
mit Damian wiederfand, der
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