Feenfuchs und Feuerkuss
dieser
Zwischenfall das i-Tüpfelchen auf Sams Wut seien könnte.
Jonathan zuckte mit den
Schultern. „Ich sag ja, Rumpelstilzchen.“
Luisa schüttelte lächelnd den
Kopf. „Danke, dass du die ganze Nacht bei mir geblieben bist“, sagte sie dann
leise. „Ohne dich hätte ich das Alles nicht durchgestanden.“
„Das gehört hier auf unserem Gestüt
alles zum Service, Fräulein Frost.“ Er zwinkerte mit einem Auge und strich ihr
eine widerspenstige Locke aus der Stirn.
Das konnte Luisa sich aber beim
besten Willen nicht vorstellen. Bis drei Uhr morgens hatten sie Ophelia
abwechselnd in der Halle geführt und sie daran gehindert sich zu wälzen. Als
die Stute endlich wieder ruhiger wurde, hatten sie sie in die Box gestellt,
aber weiterhin beobachtet.
Theoretisch hätte sie dies auch
alles alleine geschafft, aber ohne Jonathans Anwesenheit wäre sie aus Angst um
Ophelia sicher wahnsinnig geworden.
Ein paar Minuten später, schlich
Luisa kraftlos neben Jonathan über den Hof zum Auto. Die ersten Sonnenstrahlen
krochen über den Himmel und die Pferde in den Außenboxen streckten neugierig
ihre Köpfe in die frische Morgenluft. Durchdringendes Wiehern drang aus der
Ecke des Hofes, wo Stallmeister Werner mit der Fütterung begann.
Obwohl Jonathan gar nicht geschlafen hatte, schien er putzmunter zu sein.
Das
Leben kann so ungerecht sein ,
dachte Luisa schmunzelnd, sie würde zu Hause direkt ins Koma fallen.
Als sie den Wagen fast erreicht
hatten, tauchte Friedrich Lichthang auf. „Guten Morgen ihr zwei.“
Luisa murmelte einen verhaltenen
Gruß und versteckte verlegen ihr Gähnen hinter der vorgehaltenen Hand.
Jonathan nickte seinem Vater, der
wie üblich von seinen zwei Jagdhunden begleitet wurde, nur zu.
„Wie geht es der Patientin?“,
fragte der Gestütsbesitzer.
Sein Sohn kramte in seiner
Hosentasche nach den Autoschlüsseln und zuckte mit den Schultern. „Ophelia
macht schon wieder einen ganz guten Eindruck.“
Sein Vater schien beruhigt und
zwinkerte Luisa zu. „Ich hoffe, er hat dich nicht die ganze Arbeit alleine
machen lassen und sich in der Sattelkammer aufs Ohr gehauen.“
Luisa lachte. „Um ehrlich zu
sein, hab ich geschlafen und Jonathan hat die letzten Stunden auf Ophelia
aufgepasst.“
„Dann trägt meine Erziehung wohl
doch langsam Früchte.“
„Naja, er hat mich auf mein
Schnarchen hingewiesen.“
Friedrich Lichthang zog belustigt
die Augenbrauen hoch. „Dann musst du wohl doch noch einiges von mir lernen,
mein Sohn.“
Jonathan verfolgte die
Unterhaltung mit finsterer Miene und klimperte mit den Autoschlüsseln. „Ich
bring Luisa nach Hause, dann helfe ich dir bei den Jährlingen.“
Friedrich nickte, verabschiedete
sich freundlich von Luisa und verschwand im Stall.
„Ich mag deinen Vater.“
„Weil er nicht dein Vater ist.“
Jonathan legte die Stirn in Falten. „So lustig ist er selten. Glaub mir.“ Er
öffnete die Beifahrertür für Luisa.
Etwas unbeholfen kletterte sie
auf den erhöhten Sitz. Sie wollte nach der Tür greifen, um diese zu schließen,
doch Jonathan stand noch vor ihr und sah sie unschlüssig an.
„Ist was?“, fragte Luisa
erstaunt.
Jonathan schüttelte hastig den Kopf.
„Nein, schon gut“, sagte er, fuhr sich verlegen durch seine verstrubbelten
Haare und schloss schwungvoll die Tür.
Manchmal , dachte Luisa, während sie
Jonathan durch die Windschutzscheibe beobachtete, scheint es, als wolle er was von sich preisgeben. Aber im letzten
Moment entscheidet er sich doch immer dagegen.
Jonathan schwang sich behände
hinters Steuer. Ungewohnt wortkarg fuhr er Luisa nach Hause.
Zuhause überlegte sie kurz, ob
sie Sam zurückrufen sollte. Aber ehe sie einen klaren Gedanken darüber fassen
konnte, sank sie in ihr Bett und schlief erschöpft ein.
15 Frostfelsen
Nun wusste Luisa, was
Geschichtenschreiber damit meinten, wenn sie von eisiger Stimmung erzählten.
Eva saß neben ihr im Wagen und ihre Laune ließ Eiskristalle in ihrer Nähe
wachsen.
Luisa wusste natürlich, dass sie bei
dem Streit vorhin zu weit gegangen war mit ihrer Aussage, dass sie zu ihrem
Vater flüchten würde, wenn sie nur wüsste, wo er gerade war. Aber sie bereute
ihre Worte nicht. Denn Eva gefährdete die Gesundheit ihres Pferdes mit ihren
Erziehungsmaßnahmen. Sie setzte Ophelias Leben aufs Spiel und bemerkte es nicht
einmal.
Dabei
kann es doch gar nicht mehr offensichtlicher sein , dachte Luisa. Wie kann man nur so ignorant sein?
Luisa massierte sich kurz
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