Feenfuchs und Feuerkuss
aus. Die
letzten Tage war hier wegen der Auktion bestimmt ganz schön viel Trubel, oder
Jonathan?“
Dieser zuckte mit den Schultern. „Kann
schon sein, aber ich hätte nicht gedacht, dass es Ophelia so viel ausmacht.“ Er
schaute Luisa entschuldigend an.
Dr. Wagner zog eine Spritze auf. „Ich
werde der Stute jetzt ein krampflösendes Mittel geben. Das sollte fürs Erste
genügen.“
Jonathan hielt Ophelia fest,
während der Tierarzt die Kanüle vorsichtig durch das Fell in den Hals der Stute
stach. Diese schnaubte unruhig und riss die Augen so weit auf, bis das Weiße zu
sehen war. Luisa fühlte sich hilflos, als sie nur untätig daneben stehen konnte.
Doch im Moment konnte sie nichts für Ophelia tun. Sie biss sich auf ihre
Lippen, um gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen.
„Am besten führt ihr die Stute
jetzt noch weiter, bis sich ihr Kreislauf wieder stabilisiert hat. Wenn sie
sich in ihrer Box dann doch wieder wälzen sollte, scheucht ihr sie sofort auf.
So etwas führt nur zu Darmverlagerungen.“ Dr. Wagner verstaute seine Utensilien
in seinem abgewetzten Koffer. „Und ruft mich direkt an, wenn sich ihr Zustand
verschlechtern sollte.“
Er gab Luisa und Jonathan zur
Verabschiedung die Hand und verließ die Stallgasse.
Dann standen sie einen Moment
lang ganz stumm vor Ophelias Box.
Plötzlich schossen Luisa Tausende
von Fragen durch den Kopf. „Was bekommt Ophelia denn morgen zu fressen? Und wie
soll sie bewegt werden?“
Er strich ihr beruhigend über den
Arm. „Morgen sollen wir sie etwas longieren und es gibt nur Heu und ein
bisschen Mash.“
Erleichtert nickte Luisa.
„Willst du schon mal mit dem
Führen anfangen? Ich setz eben eine Kanne Kaffee auf, sonst steh ich die Nacht
nicht durch. Willst du irgendwas haben?“ Er fuhr sich energisch mit beiden
Händen durch die blonden Haare, die danach zu allen Seiten abstanden.
Luisa betrachte seine zerstörte
Frisur und die dunklen Ringe unter den Augen. Armer Jonathan. Als wären die
letzten Tage vor der Auktion nicht schon anstrengend genug gewesen, musste er
sich jetzt auch noch ihretwegen die Nacht um die Ohren schlagen. Sie schüttelte
den Kopf und beobachtete, wie er aus der Stallgasse eilte.
Ophelia scharrte mit einem Huf
unruhig über den Boden. Hastig band Luisa sie los und führte sie zurück in die
Halle.
Nach einigen Minuten kam Jonathan
mit einer großen Thermoskanne und einer noch größeren Tupperdose zurück.
„Falls du Hunger bekommen
solltest. Unsere Haushälterin hat Marmorkuchen für mindestens einhundert Leute gebacken.
Bedien dich ruhig.“ Er stellte beides auf die Bande und gesellte sich zu ihnen.
So drehten sie still ihre Runden
durch die kühle Halle.
Erschrocken fuhr Luisa aus dem
Schlaf auf und wäre fast von dem Holzstuhl gefallen. Panisch schaute sie sofort
zu Ophelia, die aber ganz zufrieden in ihrer Box stand.
„Na, Schlafmütze. Auch wieder
wach?“ Jonathan kam mit einer großen Schüssel die Stallgasse entlang und
schüttete den Inhalt in Ophelias Futtertrog.
Luisa rieb sich verlegen die
Augen und stand gähnend auf.
„Ist das Mash?“, fragte sie und
beobachtete, wie ihr Pferd die klebrige, warme Masse zufrieden aus dem Trog
fraß.
Jonathan nickte und kratzte den letzten Rest
aus der Schüssel. „Soll ich dich eben nach Hause fahren? Ich glaube, jetzt geht
es ihr wieder ganz gut.“
Luisa schaute auf ihre Uhr. „Was?
Wir haben ja schon 7. Ich hab gedacht, ich wäre nur kurz eingenickt.“
„Kurz? Seit vier Uhr hab ich
deinem Schnarchen lauschen müssen.“ Lachend stellte Jonathan die leere Schüssel
auf den Boden und wühlte in seiner Jackentasche.
„Als ob ich schnarchen würde“,
sagte Luisa entrüstet. „Warum hast du mich denn nicht geweckt? Dann hätte ich
auf Ophelia aufgepasst und du hättest auch noch etwas Schlaf bekommen.“
„Du hast so erschöpft ausgesehen,
da hab ich es nicht übers Herz gebracht.“ Anscheinend verlegen über seine
Antwort, wich er Luisas Blick aus und öffnete die Boxentür. Ophelia steckte
neugierig den Kopf hinaus und suchte in Jonathans Jackentaschen nach Leckerlis.
„Dir scheint es ja wirklich
wieder besser zu gehen.“ Luisa trat neben Jonathan und strich über Ophelias
Stirn.
„Ach so, dein Handy hat
geklingelt, während du geschlafen hast. Es war das Rumpelstilzchen. Aber als
ich drangegangen bin, hat er aufgelegt.“
„Er heißt Sam“, korrigierte
Luisa, als sie das Telefon entgegennahm. Luisa befürchtete, dass
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