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Feenfuchs und Feuerkuss

Feenfuchs und Feuerkuss

Titel: Feenfuchs und Feuerkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lariane Westermann
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den
verspannten Nacken. Als sie einige Stunden Schlaf nachgeholt hatte, hatte sie
Eva versucht zu überreden, dass sie Ophelia zurück zum Valentinshof stellen
durfte. Aber Eva hatte sich rigoros quergestellt. Ihre Mutter verstand einfach
nicht, dass das Gestüt für ihre sensible Stute zu unruhig war.
    Der Hof der Familie Lichthang kam
in Sicht. Einige Mitarbeiter waren damit beschäftigt Pavillons und Werbebanner
abzubauen.
    Kein
Wunder, dass Ophelia eine Stresskolik bekommen hat , dachte Luisa, die die
ausgeprägte Phobie ihres Pferdes vor flatterndem Plastik nur zu gut kannte.
    Sie stieg wortlos aus dem Wagen
und lief in den Stall hinein.
    Ophelias Blick war noch etwas getrübt,
aber ihre Stute stand ruhig atmend in ihrer Box und ihre Nüstern bewegten sich
sanft, als sie Luisa erkannte und zur Begrüßung angrummelte.
    „Mein kleiner Feenfuchs“,
flüsterte Luisa, öffnete die Box und schlang die Arme um den Hals ihres Pferdes.
„Mach mir bitte nie wieder solche Sorgen.“
    Sie führte Ophelia auf die
Stallgasse und putzte sie ausgiebig.

    Wenig später ging sie mit ihrem
Pferd zu einem der Longierzirkel. Der Doktor hatte leichte Bewegung
verschrieben. Eine lange Aufwärmphase im Schritt und wenige Minuten im leichten
Trab an der Longe waren deshalb genau das Richtige.
    Während ihr Pferd die Runden um
sie herum drehte, fühlte es sich für Luisa an, als sickerten ihre Sorgen in den
Sandboden hinab und ihre verknoteten Gedanken lösten sich und stiegen in den Himmel
hinauf.
    Genau diese Momente machten die
Arbeit mit Pferden aus. Das war pure Unbeschwertheit.
    Jonathan gesellte sich zu ihnen.
Er stand still am Rand und beobachtete Ophelia, genau wie Luisa es tat.
    Er
kann es auch fühlen ,
dachte sie, als sie in Jonathans entspanntes Gesicht blickte. Er spürt die Freiheit auch, die Pferde auf
den Menschen übertragen können.
    Jonathan richtete seine Cap. „Sie
sieht schon wieder besser aus“, sagte er.
    Luisa nickte. „Ja, dank deiner
Hilfe.“ Jonathan hatte sie mit seiner Ruhe durch die schreckliche Nacht
gebracht.
    Er lächelte und seine
selbstzufriedene Art blitzte wieder durch. „Stets zu Ihren Diensten, Fräulein
Frost.“ Er nickte ihr zu und ging in den Stalltrakt.
    Zusammen mit seinem wunderschönen
Alcantarro kam er wieder heraus. Das Pferd hatte den gleichen Stolz im Blick
wie sein Reiter.
    Ein
perfektes Team ,
dachte Luisa und sah zu, wie die beiden im Licht der Nachmittagssonne
verschwanden.

    Sam hingegen war weit davon
entfernt, Luisa zu verstehen. Er stand wie eine Statue aus Eis vor ihrem Haus
und weigerte sich hinein zu kommen. Luisa versuchte nun schon seit zehn Minuten
ihm alles zu erklären, aber er ließ sich nicht besänftigen. Sam war sich
sicher, dass er gekommen war, um die Patenschaft zwischen ihnen ein für alle
Mal aufzukündigen.
    „Nächste Woche fängt die
Klausurenphase an“, sagte Luisa und suchte in Sams Gesicht nach der Einsicht,
dass er sie jetzt unmöglich ihrem Schicksal überlassen konnte.
    „Ich ertrage deine Launen nicht
länger.“ Seine Stimme war seltsam leise.
    „Bitte, lass mich jetzt nicht im
Stich“, flehte sie.
    „Du findest schon jemanden, der
dir hilft. Du findest doch immer einen, der nach deiner Pfeife tanzt.“
    „Was meinst du damit?“
    Er blickte sie finster an. „Ich
weiß einfach nicht, woran ich bei dir bin.“
    Luisa hätte ihm am liebsten
gesagt, dass er ihr viel bedeutete, doch ihr fehlte der Mut.
    Als sie nichts herausbrachte,
wandte Sam sich abrupt um und ging heiser fluchend davon.
    Luisa wusste nicht, was sie tat,
aber plötzlich war sie neben ihm und hielt ihn fest.
    „Don’t touch me“, fuhr Sam auf.
    Sie zuckte zurück und blickte ihm
erstarrt nach.
    Luisa fragte sich, ob sie diesen
zornigen Jungen überhaupt kannte, denn ihrem ausgeglichenen, vernünftigen Sam
war er nicht ähnlich.

    Ihre Mutter kommentierte Luisas
Bericht, dass Sam den Dienst quittiert hatte, nicht. Aber ihr vorwurfsvoller
Blick sagte alles: Man erntet, was man
sät , sagte er, einer von Evas Lieblingssprüchen.
    „Gleich Morgen gehst du zu Frau
Kunze und lässt dir einen neuen Paten zuteilen“, sagte sie nur.
    Luisa ließ die Schultern hängen.
Aber etwas in ihr hielt die Fahnen noch hoch. Sie wollte nicht aufgeben.
    Eva sah sie fest an. „Morgen,
Luisa, kümmerst du dich um einen neuen Paten.“
    Luisa nickte. „Ja. Das werde ich.“
    Sie straffte ihren Rücken. Sie
konnte Sam nicht einfach so aufgeben. Sie würde sich darum kümmern, dass er

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