Feenfuchs und Feuerkuss

Glühen
brachte. Dann bewegte er sich ein Stück zurück. Sie schlug die Augen auf und
erstarrte.
    Plötzlich brauchte Luisa Luft zum
Atmen. Sie drückte Jonathan ganz von sich herunter und sprang auf.
    „Was ist?“, fragte er besorgt.
    „Nichts. Ich muss nur… Ich brauch
nur…“
    Jonathan runzelte die Stirn.
    Luisa nahm die Wasserflasche von
Jonathans Couchtisch und trank einen Schluck. Ihre Kehle war mit einem Schlag
trocken, denn sie wusste plötzlich, was mit ihr los war.
    Ich
habe mich in Sam verliebt ,
dachte sie und wurde ganz unruhig, denn von einem auf den anderen Moment wurde
ihr außerdem bewusst, dass sie Sam nun wieder belügen musste, um ihn nicht zu
vergraulen. Er hatte es selbst gesagt, wenn man etwas absichtlich nicht
erzählt, war das auch eine Lüge.
    Jonathan fuhr sich durch die
Haare. Er sah verärgert aus. Dass er jetzt auch noch ausflippte, hatte Luisa
gerade noch gefehlt. Sie setzte sich wieder zu ihm und legte ihre Hand auf sein
Bein. Er war angespannt.
    „Jonathan?“
    „Ja“, entfuhr es ihm.
    „Was ist los?“
    „Das frage ich dich.“ Er sah sie vorwurfsvoll
an.
    „Es tut mir leid“, sagte sie. „Ich
kann das nicht.“ Sie machte eine alles umfassende Handbewegung.
    „Das mit uns?“ Jonathan stützte
seine Hände auf die Couch. Eine Welle der Anspannung ging von ihm aus.
    „Ja.“ Luisa wollte ehrlich sein,
zu Jonathan, aber auch zu sich selbst. „Mir war es nicht klar, aber ich habe
mich verliebt.“
    „In Sam?“
    „Ja.“
    Jonathan stand wortlos auf und
ging zum Fenster, das in die Dunkelheit hinauswies.
    Luisa stand ebenfalls auf und ging
zu ihm. Als er vor ihr davonlaufen wollte, hielt sie ihn fest. „Ich bin dir
total dankbar für deine Hilfe mit Ophelia, Jonathan.“
    Er zögerte. Doch nach einer gefühlten
Ewigkeit zog er sie in seine Arme. Er hielt sie fest umschlungen. Hielt sich an
ihr fest.
    Luisas Gewissen nagte an ihr. Sie
hatte Jonathan verletzt.

16 Fesselnde
Klänge

    Luisa hatte eine unruhige Nacht
gehabt. Sie war verliebt. In Sam. Aber was sollte sie jetzt tun?
    Sie malte sich aus, wie es wäre,
ihm zu gestehen, dass er sie faszinierte, dass sie ihn bewunderte und jede
Sekunde in seiner Nähe genoss.
    Aber dann malte sie sich im
selben Moment aus, was mit ihr passieren würde, wenn er sie abblitzen ließe, wenn
er sie womöglich auslachen würde. Diese Vorstellung war unerträglich und
verfolgte Luisa unentwegt.

    In der ersten großen Pause
hastete sie ins Schülercafé, um sich bei Jess und Molly Rat zu holen. Ihre
Freundinnen würden sicher verstehen, in welcher Klemme sie steckte. Doch ehe
sie bei ihnen ankam, entdeckte sie ihn. Sam.
    Er lehnte an der Wand neben dem
Waschbecken und unterhielt sich mit Pia, die für Luisas Geschmack entschieden
zu gebannt an Sams Lippen hing.
    Die
schon wieder ,
durchfuhr es Luisa in einem Anflug von Eifersucht.
    Pia wies mit ihrem Kopf in Luisas
Richtung und Sam drehte sich zu ihr um. Luisa erstarrte. Als Sam auf sie zukam,
machte sie unbeholfene Schritte rückwärts. Sie stolperte über eine Tasche. „Huch“,
machte sie und versuchte ihr Gleichgewicht zu halten.
    Sams Hand hinderte sie am Fallen.
    Dann standen sie da. Eine
peinliche Stille folgte. Luisa hatte das Gefühl, von allen angestarrt zu
werden.
    „Ich hab mir die CD angehört“,
begann Sam.
    Luisa nickte, ihre Zunge lag wie
ein Stein in ihrem Mund, denn immer wieder tauchte Jonathans Gesicht vor ihr
auf. Sie hatte den Kuss gut gefunden. Den ersten wie den zweiten. Und Sam
konnte Lügen auf den Tod nicht ausstehen. Wenn sie ihm die Küsse verheimlichte,
hätte Sam wieder einen Grund sauer auf sie zu sein.
    „Luisa?“ Sam sah sie verwundert
an.
    Sie blinzelte. „Ja?“
    „Hast du nicht gehört, was ich
gesagt hab?“
    „Entschuldige. Ich war irgendwie
abgelenkt.“
    Sam runzelte die Stirn. „Ich hab
mich über die CD gefreut.“
    Luisa lächelte. Aber sie bekam
kaum Luft, weil ein Teil in ihr die Sache mit Jonathan gestehen wollte und der
andere Teil vehement dagegen war und ihre Kehle zuschnürte.
    „Können wir vielleicht kurz über
etwas reden?“, fragte Sam.
    Luisas Herz galoppierte wild
durch ihre Brust. Sie war noch nicht bereit. Sie wusste nicht, ob sie es
erzählen sollte, ob sie ehrlich sein sollte, ob sie Sam von ihren Gefühlen für
ihn erzählen sollte. Würde er ihr glauben, wenn sie ihm vorher erzählte, dass
sie Jonathan geküsst hatte? Die Fragen in ihrem Kopf überschlugen sich heillos.
      „Ich kann nicht. Notfall bei