Feenfuchs und Feuerkuss
geschlagen wird.“ Jeska runzelte die Stirn. „Was machen
diese Inselbewohner denn noch gerne?“
Luisa schüttelte nur den Kopf,
sie hatte keine weiteren Vorurteile auf Lager.
Aber Molly meldete sich
enthusiastisch von der Seite: „Teetrinken.“
„Langweilig“, meinte Jeska, spielte
mit einer ihrer roten Strähnen und versank für einen kleinen Moment in ihren
Gedanken.
Luisa wusste, dass nur Quatsch
dabei herauskommen könnte, wenn Jeska in ihrem Kopf allein gelassen wurde und
sagte: „Jess, nicht jeder Engländer steht auf Cricket und die Queen. Sam zum
Beispiel kann die Sache mit den Royals…“
Jeska fuhr ihr mit wildem Blick
dazwischen: „Ihr könntet während einer Fuchsjagd After Eight essen und über das Wetter diskutieren.“
„Schimpfen Engländer nicht auch
gerne über Europäer?“ Auch Molly hatte einen Ausdruck in den Augen, den man bei
ihr nur sehr selten zu Gesicht bekam.
„Ihr seid so albern“, sagte Luisa
und versuchte es mal mit einem echten Vorschlag: „Was haltet ihr davon, wenn
ich ihm die Burgruine zeige?“ Sie zückte ihr Handy.
„Sensationelle Idee.“ Jeska hielt
ihre Daumen hoch.
Molly, die erklärte Romantikerin,
seufzte ergriffen.
Luisa zückte ihre Handy, als
Jeska noch einen tollen Einfall hatte: „Dann kannst du hinter den Mauerresten
über ihn herfallen.“
Luisa schüttelte lachend den
Kopf. Dann schrieb sie: ‚I'd like to show you my favorite
place. Could you
pick me up at 12 a.m.?', und schickte die Nachricht schnell ab, bevor sie es
sich anders überlegen konnte.
Sie atmete tief ein. Hoffentlich
würde sie Morgen den Mut finden, Sam ihre Gefühle zu gestehen. Der erste
Schritt war ja nun schon getan.
Die Pause bis zum Stechen nutzten
die Drei um die Verkaufsstände abzuklappern. Luisa wollte nach einem speziellen
Müsli für kolikanfällige Pferde schauen, Molly brauchte eine neue Reithose und Jeska
hatte ihr Auge auf eine rundgenähte Kandare geworfen.
Schwerbeladen mit ihren neuesten
Errungenschaften kamen sie zurück zur Abreitehalle.
Jonathan ritt noch am langen
Zügel Schritt und unterhielt sich mit einem anderen Springreiter. Als er Luisa
erblickte, winkte er ihr zu und lenkte sein Pferd an den Rand. „Ich muss den
Stechparcours abgehen. Kannst du solange Alcantarro nehmen?“
Luisa blickte ihn unsicher an. „Meinst
du denn, dass das klappt?“
„Warum sollte es nicht?“ Jonathan
sprang ab und drückte ihr die Zügel in die Hand.
Entgeistert schaute Luisa
Jonathan nach, der mit langen Schritten aus der Halle eilte. Alcantarro spürte
ihre Unsicherheit und begann, um sie herum zu tänzeln. Luisa versuchte ihn zu
beruhigen und wusste plötzlich, warum sie lieber mit Stuten arbeitete. Sie
blickte hilfesuchend zu Molly und Jess. „Äh, könntet ihr mir vielleicht mal
helfen?“
Molly schüttelte bedauernd den
Kopf, nervöse Deckhengste waren auch für die Kleinste unter ihnen nichts.
Jeska hingegen rollte mit den
Augen, drückte Molly ihre schwarze Ledertasche mit Nietenbesatz in die Hand und
nahm Alcantarros Zügel. „Du benimmst dich, als hättest du noch nie ein Pferd
angefasst, Luisa Frost. Du darfst ihn nicht merken lassen, dass du Angst vor
ihm hast.“ Sie strich dem Hengst beruhigend über den Hals und führte ihn durch
die Abreitehalle.
Molly und Luisa schauten ihr
beeindruckt zu, denn Alcantarro beruhigt sich nun schnell wieder und
marschierte zufrieden neben Jeska her, die sofort einen der anwesenden
Springreiter in eine Diskussion verwickelte.
„Wieso führt denn die kleine Hexe
mein Pferd?“
Erschrocken drehte Luisa sich zu
Jonathan um, der sich unbemerkt zu ihnen gesellt hatte. „Du bist lustig,
drückst mir einfach deinen Zossen in die Hand und verschwindest. Sei froh, dass
Jess mir geholfen hat, sonst wäre Alcantarro wahrscheinlich schon über alle
Berge.“ Luisa winkte Jeska zu, dass sie wieder zu ihnen kommen konnte.
Jonathan bedankte sich
widerwillig bei ihr und schwang sich behände in den Sattel.
Jeska streichelte Alcantarros
Nüstern. „Das Pferd gefällt mir wirklich gut. Es würde mich echt reizen, den
mal zu reiten.“ Sie bekam plötzlich ihren entschlossenen Gesichtsausdruck, der
meistens nichts Gutes verhieß.
Aber Jonathan schien resistent
dagegen. Mit einem leichten Kopfnicken, das er Luisa und Molly widmete,
verschwand er einfach kommentarlos.
„Glaubst du allen Ernstes, dass
Jonathan dich sein Turnierpferd reiten lassen würde?“ Molly blickte Jeska
belustigt an. „An dem wirst du dir
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