Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
schwungvollen Geste riss die Gestalt sich die Kapuze vom Kopf. Schulterlange blonde Locken und strahlend grüne Augen kamen zum Vorschein.
"Prinzessin Dhalia", murmelte Ivan verdattert. "Ihr ... hier ... wie ...?" In seinem Gesicht mischten sich freudige Überraschung und Misstrauen zu gleichen Teilen. "Wir hielten Euch für tot. Seid Ihr es wirklich?"
"Ja, Ivan, ich bin es. Sind meine Eltern da?"
"Ja", erwiderte er verwirrt. "Sie sind in der Bibliothek. Wir wollten Euren Vater gerade holen. Ihr habt uns einen großen Schrecken eingejagt."
"Das lag nicht in meiner Absicht." Sie hatte gewusst, dass ihre Ankunft die Leute schockieren würde. Sie hätte auch außerhalb der Stadt landen und zu Fuß nach Hause kommen können. Aber sie wollte ihre Identität nicht verbergen. Sie war eine Fee und daran ließ sich nichts mehr ändern. Es war besser, direkt zu erfahren, ob die Leute damit leben konnten. "Darf ich jetzt rein?" erkundigte sie sich mit Blick auf die verschlossene Tür.
"Natürlich." Eilig stieß Ivan die große Tür auf.
Hoch erhobenen Hauptes trat Dhalia hindurch.
"Und wer ist das?" fragte Timotee, der seine Waffe noch immer auf Chris gerichtet hielt.
"Das ist Christopher. Er gehört zu mir." Sie warf Chris über die Schulter ein aufmunterndes Lächeln zu. Er sah sehr angespannt aus. Wahrscheinlich war er noch nicht oft Eltern vorgestellt worden.
"Sollen wir Euch begleiten, Prinzessin?"
"Nicht nötig. Ich kenne noch den Weg." Sie machte eine kleine Handbewegung und die Wolke mit dem Sarg setzte sich ebenfalls in Bewegung.
"Was ist da drin, Hoheit?"
"Das werdet ihr noch zu gegebener Zeit erfahren."
So entschlossen Dhalias Gang auch gewesen war, vor der Tür zur Bibliothek zögerte sie plötzlich.
"Alles in Ordnung?" fragte Chris sie besorgt.
Sie nickte. "Da müssen wir beide einfach durch." Sie streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
"Dhalia", hielt Chris sie zurück. "Ich weiß, was dieses Wiedersehen dir bedeutet. Doch falls es nicht so verläuft, wie du es dir gewünscht hast, müssen wir hier nicht bleiben. Egal, was passiert, ich bin für dich da."
"Ich weiß." Sie lächelte und drückte dankbar seine Hand. Dann drückte sie entschieden die Klinke.
Th'emidor und Elinor fuhren erschrocken auf, als sich die Tür plötzlich öffnete. Die Stickerei, an der Elinor gearbeitet hatte, fiel ihr aus der Hand, als sie mit einem leisen Aufschrei Dhalia erkannte und auf sie zu rannte. Th'emidor folgte seiner Gemahlin dicht hinterher.
"Wo bist du gewesen? Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht! Geht es dir gut, Kind?"
"Ich habe gespürt, dass du noch lebst. Egal, was in dem Brief gestanden hatte", schluchzte ihre Mutter. "Ich habe es ganz deutlich gespürt!"
Hilflos ließ Dhalia sich von ihren Eltern umarmen. Sie hatte sie so sehr vermisst. Und sie bedeutete ihnen noch immer etwas. Aber noch wussten sie nicht, was passiert war. Ob sie genauso reagieren würden, wenn sie die Wahrheit kannten?
Dhalia merkte gar nicht, dass ihr Tränen über die Wangen strömten, bis ihre Mutter sie darauf ansprach. "Was ist los, Kleines?"
Sanft löste sie sich aus der Umarmung ihrer Eltern. "Es tut mir so leid", flüsterte sie.
"Was tut dir leid, Liebes?"
"Das hier", sagte sie tonlos und deutete auf den schwarzen Sarg hinter ihr.
"Was ist das?" fragte ihre Mutter beunruhigt.
Wortlos ging Dhalia herüber und klappte den Deckel auf. Ein junges hübsches Mädchengesicht mit langen blonden Haaren kam darunter zum Vorschein. "Ich habe es wirklich versucht, aber ich habe sie nicht retten können", sagte Dhalia tonlos.
Elinor stieß einen hysterischen Schrei aus und verbarg ihr Gesicht an der Schulter ihres Gemahls. "Wer ist das?" fragte er zittrig, während er beruhigend den Rücken seiner Frau streichelte.
"Eure Tochter. Dhalia. Ich habe doch versprochen, dass ich sie zu euch zurückbringen würde."
"Was ist passiert?"
"Die Prophezeiung hat sich erfüllt. Sie hat den Herrscher vernichtet. Aber leider konnte sie sich selbst nicht mehr retten." Dhalia verstummte. Sie wollte nicht diejenige sein, die ihnen die ganze Wahrheit über ihre Tochter erzählte. Ihr Verlust war auch so schon schmerzhaft genug. "Ich war dabei. Ich habe versucht, sie zu retten. Doch ich habe versagt."
Th'emidor nickte feierlich. "Danke, dass du uns zumindest ihren Körper gebracht hast."
Dhalia nickte ebenfalls. Alles schien gesagt. Traurig drehte sie sich um.
"Wohin willst du?" fragte Th'emidor sie erstaunt.
Dhalia blieb stehen und zuckte unsicher mit den
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