Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
darum, dass nichts fehlt. Die anderen warten hier. Na los!" rief sie ungeduldig aus, als der Mann einen fragenden Blick auf seinen Anführer warf. Sofort rappelte der Angesprochene sich auf und lief, beinahe über seine langen Gewänder stolpernd, zur Tür hinaus.
Dhalia spürte, wie die Energiekugel in ihrer Hand zusammenzufallen begann, und schloss ihre Handfläche zur Faust. Die Lichtkugel verschwand mit einem kaum hörbaren Zischen. Die Männer, die noch immer auf dem Steinfußboden knieten, schauten fragend hoch, doch sie tat, als würde sie es nicht bemerkten. Scheinbar unbeteiligt setzte sie sich auf die Pritsche und hielt den Blick an den Männern vorbei starr auf die halb geöffnete Tür gerichtet. Dennoch waren ihre Sinne auf das Schärfste gespannt.
"Keine Bewegung", befahl sie beinahe automatisch, als sie etwas rascheln hörte. Die Männer verharrten gehorsam auf der Stelle, doch Dhalia konnte den brennenden hasserfüllten Blick des ersten Ältesten auf sich spüren.
Wieso dauerte es nur so lange? Sie bereute es schon fast, nicht mit dem Mann gegangen zu sein. Was, wenn er nicht zurückkehrte? Was, wenn er Verstärkung holte?
Nur mit Mühe konnte sie sich davon abhalten, mit den Fingern nervös auf das Bett zu trommeln. Unter den wachsamen Augen ihrer Geiseln durfte sie sich kein Zeichen von Schwäche erlauben.
Doch ihre Sorge erwies sich als unbegründet. Schließlich kehrte der Mann schwer atmend und schweißüberströmt zurück. Mit einer tiefen Verbeugung reichte er ihr die Tasche. "Es ist alles da", versicherte er ihr hastig, als sie die Tasche öffnete, um sie zu inspizieren.
"Das will ich hoffen", erwiderte Dhalia kühl und fixierte den Mann mit ihrem Blick. "Keine Sorge, sollte etwas fehlen, komme ich zu Euch zurück."
Der Mann schluckte schwer. "Euer Pferd steht draußen vor der Tür für Euch bereit", beeilte er sich hinzuzufügen.
"Wollt Ihr mich etwa so schnell wie möglich loswerden?" konnte sie sich nicht verkeifen, im vorwurfsvoll-beleidigten Ton hinzuzufügen.
"Aber Ihr sagtet doch, Ihr wäret in Eile", stammelte der Mann zutiefst erschrocken.
Als Dhalia den Kerker verließ, klangen ihr die Versicherungen der Ältesten, wie willkommen sie ihnen jederzeit sein würde, noch in den Ohren. Während sie dem Ausgang aus dem düsteren Gebäude entgegenstrebte, wunderte sie sich über die ungeheure Angst, die die Dunkelfeen unter den Menschen verbreitet hatten.
Aber das war vergessen, sobald sie in den strahlend frostigen Wintertag hinaustrat und Morgenrots freudiges Wiehern sie begrüßte.
Kapitel 3
"Wann werden wir endlich abgelöst?" stieß Calpurgia gelangweilt aus. Sie hasste es, wenn sie zur Überwachungsschicht eingeteilt war. Klar, es gehörte zu ihrer Ausbildung - jeder musste im zweiten Jahrgang da durch - doch sie konnte es einfach nicht ausstehen. Viel lieber wäre sie jetzt irgendwo draußen und würde ihre wachsenden Flügel erproben. Letzte Woche hatte sie ihr erstes Flugtraining gehabt und konnte die Wiederholung kaum noch abwarten. Doch stattdessen musste sie vor der großen Sphäre hocken, die eine magische Karte des Reiches enthielt, und nach unerlaubten magischen Aktivitäten Ausschau halten.
"Jetzt stell dich doch nicht so an", erwiderte ihre Freundin Valeria. "Es ist eine wichtige Aufgabe und außerdem ist es hier viel gemütlicher als draußen in der Kälte." Sie winkte zum Fenster hinüber, durch das sie ihre Klassenkameraden am Fuß des Beobachtungsturmes Tarnungszauber im Schnee üben sehen konnten.
Calpurgias neidischer Blick wanderte ebenfalls nach draußen. "Ich wäre jetzt viel lieber dort. Zumindest gibt es dort etwas zu
tun
! Dieses Piepsen macht mich noch wahnsinnig!" fügte sie ärgerlich mit einem Blick auf die blinkende Sphäre hinzu.
Valeria nickte zustimmend. "Ich habe Denna gefragt, ob man es nicht abstellen könnte, doch da ist sie fast blau angelaufen wie eine überreife Pflaume." Calpurgia kicherte. "Und dann musste ich mir einen stundenlangen Vortrag von ihr anhören", fuhr Valeria fort.
"Jede magische Aktivität hat entsprechend ihrer Einstufung eine Farbe und einen Signalton", begannen die Mädchen im Chor, Denna nachzuäffen. "Registrierte Signaturen erscheinen als Blautöne, unregistrierte sind rot. Jedes Signal von rosa bis dunkelrot ist unverzüglich zu melden. Ein geübtes Ohr kann auch ohne Sichtkontakt zu der Sphäre feststellen, ob unerlaubte Magieanwendung irgendwo im gesamten Reich stattfindet."
"Ja, genau", maulte Calpurgia. "Aber ich
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