Feenkind
darüber nicht mit Fremden."
Sorin nickte. "Das stimmt. Doch als ich das auf Euch bezog, wusste ich noch nicht, wer Eure Begleiterin war."
Toll, und jetzt wisst Ihr es, fuhr es Chris verärgert durch den Kopf.
"Wir sind eine relativ kleine Gemeinschaft", fing Sorin zu erzählen an, als Chris beharrlich schwieg. "Ihr habt sicherlich schon bemerkt, dass hier sowohl Männer als auch Frauen leben. Nun, wir sind so etwas wie eine Familie. Ab und zu treten Gleichgesinnte aus der Außenwelt uns bei, doch diese sind in der letzten Zeit immer schwieriger zu finden. Wir erziehen unsere Kinder und lehren sie unseren Weg, damit sie unser Wissen eines Tages an ihre Kinder weitergeben können."
"Und was ist Euer Weg?"
Sorin schwieg eine Zeitlang, als überlegte er, wie er es am besten in Worte fassen konnte. "Das Kloster wurde auf einem uralten und magischen Ort erbaut", sagte er schließlich, "einem Feenort." Er blickte kurz zu Chris herüber, dessen Interesse bei dem letzten Wort erheblich gestiegen war. "Wie ich sehe, ist für Euch die Existenz solcher Orte kein Geheimnis."
"Das ist sie in der Tat nicht", stimmte Chris ihm zu.
"Das ist gut." Zufrieden nickte Sorin mit dem Kopf. "Das, was ich Euch jetzt sage, darf außer Eurer Freundin niemals jemand erfahren, ist das klar?" Die Stimme des Priors wurde sehr ernst. "Ich trage die Verantwortung für diese Gemeinschaft. Mit dem, was ich Euch gleich erzählen werde, gebe ich Euch einen gewaltigen Vertrauensvorschuss. Wenn auch nur ein Wort davon zu den Dunkelfeen dringen würde, wären wir alle verloren. Gebt mir also Euer Wort, unser Geheimnis zu wahren."
Chris zögerte. Er war nicht gerade erpicht darauf, den Dunkelfeen noch einen Grund mehr zu geben, ihn zu jagen. Doch seine Neugier war stärker. Außerdem war er sich sicher, dass Eliza keinen zusätzlichen Grund benötigte, ihn bis ans Ende der Welt zu verfolgen. "Ihr habt mein Wort", sagte er daher. "Die Dunkelfeen und ich sind nicht gerade die dicksten Freunde."
Das schien dem Prior zu genügen. "Wie gesagt, es ist also ein magischer Ort und die Magie der Alten Feen ist noch immer gegenwärtig. Schon seit Hunderten von Jahren wird diese Macht von unserer Gemeinschaft erforscht und genutzt. Wir hatten gelernt, wie wir die Macht dieses Ortes zur Heilung nutzen konnten. Doch leider dürfen wir dieses Wissen nicht so freigiebig anwenden, wie wir es manchmal gern tun würden. Wir tun alles, um die Aufmerksamkeit der Dunkelfeen zu vermeiden."
"Das verstehe ich nicht", unterbrach Chris Sorins Bericht. "Die Dunkelfeen überwachen alle Magie, sie müssten es doch sicher wissen, wenn Ihr sie nutzt."
Der Prior lächelte überlegen. "Das ist das Besondere an diesem Ort. Die meisten Feenorte liegen tief unter der Erde, so dass ihre Magie von dem darüber liegenden Gestein abgeschirmt wird. Doch hier ist es anders. Die Ruine der Alten Feen liegt direkt unter uns und ihre Magie ist wie ein Leuchtfeuer in der Nacht für alle, die es sehen können. Die kleinen Streichhölzer, die wir anzuzünden vermögen, verglühen vor diesem Hintergrund vollkommen unbemerkt. Deshalb haben wir hier so lange bleiben können. Und daher vertrauen wir auch nicht leichtfertig unser Geheimnis Außenstehenden an."
"Und was hat das jetzt mit mir oder Dhalia zu tun?" fragte Chris verwundert.
"Da bin ich mir selbst nicht ganz sicher", gab Sorin ruhig zu. "Doch es ist kein Zufall, der Euch heute zu uns geführt hat."
"Nein, es war einer Eurer Mönche."
Der Prior neigte anerkennend den Kopf. "Das mag wohl stimmen. Aber es war nicht der Zufall, der ihm befohlen hatte, nach Euch Ausschau zu halten. Das war ich."
"Ihr wusstet, dass wir heute kommen würden?" fragte Chris überrascht.
"Ja und nein. Lasst es mich Euch erklären", setzte Sorin schnell hinzu, bevor Chris etwas sagen konnte. "Wie ich bereits gesagt habe, hat unsere Gemeinschaft schon seit mehreren Jahrhunderten das Geheimnis dieses Ortes erforscht. Doch wir hatten damit nur wenig Erfolg gehabt. Bis vor fast achtzehn Jahren ein Fremder zu uns kam. Ich kann mich noch sehr gut an diesen Tag erinnern. Er sagte uns nicht seinen Namen und auch nicht, woher er kam, doch er bat um ein Gespräch mit dem damaligen Prior. Sie verbrachten den ganzen Tag zusammen und anschließend blieb er in unserer Gemeinschaft. Manchmal verschwand er für einige Tage, dann kam er wieder. Niemand fragte ihn, wohin er ging, und er erzählte es niemandem. Doch er lehrte uns sehr viele Dinge über diesen Ort und über die Magie der Alten
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