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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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des Herrschers führte. Er hatte ihr die Verantwortung für seine Dunkelfeen übertragen, aber in diesem Fall wollte sie nicht allein entscheiden. Doch sie machte sich nichts vor - selbst, wenn der Herrscher ihre Vorgehensweise billigte, würde sie ihren Kopf dafür hinhalten müssen, wenn etwas schief ging.
Vor der Tür blieb sie kurz stehen und atmete tief durch. Sie hoffte sehr, dass er ihr nicht befehlen würde, Eliza zurück zu holen. Feen sollten nicht gegen Feen kämpfen, das war irgendwie ... unnatürlich.
Ein einziges Mal war sie gezwungen gewesen, es zu tun. Sie war jung und stolz darauf gewesen, das Kommando über drei Einsatztrupps bekommen zu haben. Der offizielle Auftrag lautete, einen Menschen gefangen zu nehmen, der gefährliche Lügen unter dem Volk verbreitete. Ihr jedoch hatte der Herrscher persönlich aufgetragen, den Mann zu töten. Als Warnung für alle, die seinen Lügen Glauben schenkten. Damals hatte sie sich nicht einmal gewundert, wieso drei Einsatztrupps nötig waren, um einen einzigen Menschen festzunehmen. Eine Dunkelfee war dafür in der Regel mehr als genug.
Jetzt wusste sie es besser.
Nie würde sie den Ausdruck in den Augen des Mannes vergessen, als ihr Energieball ihn traf - es lag eine Qual darin, die weit über alles Körperliche hinausging. In dem Augenblick, als er zu Boden sank, hatte sie erkannt, dass sie nicht nur seinen Körper vernichtet, sondern auch seiner Seele einen tödlichen Schlag beigebracht hatte.
Erst hinterher hatte sie erfahren, dass er gar kein Mensch, sondern einer von ihnen gewesen war.
Heute, mit dem Abstand all der Jahre zu den damaligen Ereignissen, war sie überzeugt, dass er einer von den Alten Feen gewesen war, der letzte Überlebende des sagenumwobenen Feenvolkes.
Nach diesem Erfolg war ihre Karriere schnell gemacht. Der Herrscher hatte viel Verwendung für junge Dunkelfeen, die seine Befehle stumm befolgten, ohne sie zu hinterfragen. Und je höher Denna stieg, desto mehr musste sie schweigen und Befehle befolgen, während sie selbst anfing, sich innerlich immer mehr Fragen zu stellen und Gedanken zu machen. Doch wenn sie ihren Kopf behalten wollte, durfte nichts davon nach außen dringen.
Deshalb war sie auch stets so streng zu Eliza - sie musste sie vor sich selbst beschützen. Es war nicht gut, seine Gedanken zu äußern, wenn sie gegen die offizielle Lehre verstießen. Es war nicht gesund, sich nicht an bestehende Regeln zu halten. Das hatte sie der jüngeren Fee oft genug zu erklären versucht. Doch sie hatte nicht auf sie gehört.
Und Denna blieb nun nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass einer anderen Dunkelfee ein rascher Aufstieg zu einem zu hohen Preis erspart bleiben würde. Denn der gequälte Blick des Feenmannes verfolgte sie noch immer in ihren Träumen.

Ein Bediensteter huschte an Denna vorbei und riss sie aus ihren Gedanken. Er blieb stehen und blickte sie fragend an. Erst da fiel ihr auf, dass sie noch immer vor der verschlossenen Tür stand, als würde sie sich nicht trauen, hineinzugehen.
Sie warf dem Diener einen bösen Blick zu und er eilte achselzuckend weiter. Dunkelfeen in einer merkwürdigen Laune ging man am besten aus dem Weg.
Denna riss sich zusammen und klopfte energisch an die Tür.
"Herein!" hörte sie eine Stimme durch die Tür gedämpft rufen.
Dennas Laune verfinsterte sich noch ein wenig. Es war eine Frauenstimme.
    Sie
war also da.
Denna öffnete die Tür und trat herein. Wie sie befürchtet hatte, befand sich in dem Raum nur eine sehr junge Frau. Sie war groß und schlank, mit großen blauen Augen und langen blonden Haaren, die ihr in dichten Locken auf die Schultern und den Rücken fielen. Wäre da nicht der arrogante Blick und der leicht verächtliche Schwung ihrer Lippengewesen, hätte man sie als wunderschön bezeichnen können.
"Ach, Ihr seid es", sagte sie statt einer Begrüßung zu Denna.
Diese neigte leicht ihren Kopf. "Guten Abend, Prinzessin Rowena. Ich hatte gehofft, mit Eurem Vater sprechen zu können."
"Mein Vater ist beschäftigt", antwortete die junge Frau herablassend. "Aber Ihr könnt alles auch mit mir besprechen."
"Gewiss doch." Das hatte Denna befürchtet. "Es geht um eine der Dunkelfeen, um Eliza", präzisierte sie.
"Ach ja, ich erinnere mich", sagte Rowena gelangweilt.
"Nun, sie sollte ein Mädchen verfolgen, das vermutlich ungewöhnliches magisches Potenzial besitzt. Eliza sollte es finden und es herbringen, damit wir untersuchen konnten, wer oder was ihr diese Fähigkeiten verleiht. Doch

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