Feenkind
große Hilfe, Sorin. Wir möchten unseren Weg jedoch bald fortsetzen", wandte Dhalia sich an den Prior, ohne Chris auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen.
Er nickte und führte sie zur Tür hinaus.
Beim Hinausgehen konnte Chris nicht länger an sich halten. "Wollt Ihr den Weg überhaupt noch mit mir gemeinsam fortsetzen?" zischte er Dhalia vorwurfsvoll zu.
"Selbstverständlich. Wir beide sind doch Geschäftspartner", erwiderte sie ungerührt. Doch ein schuldbewusster Ausdruck trat in ihre Augen und sie beschleunigte ihren Schritt, um Sorin einzuholen. "Nicht, dass ich Euch nicht dankbar wäre, aber warum habt Ihr das gemacht? Uns geholfen, meine ich?"
Sorin lächelte. "Ich habe es bereits Eurem Begleiter erzählt. Ein alter Freund hat uns vor langer Zeit darum gebeten."
"Aber wie? Und wieso?"
Sorin blieb stehen und musterte sie ernst. "Ich hatte gehofft, Ihr könntet mir das sagen."
Bedauernd sah Dhalia ihn an. "Das kann ich nicht."
"Ihr wisst es wirklich nicht, oder?" fragte er beinahe mitfühlend.
Sie schüttelte stumm den Kopf.
"Nun", seine Stimme wurde etwas lauter. "Ich bin mir sicher, dass Ihr eines Tages alles verstehen werdet", sagte er zuversichtlich.
"Woher wollt Ihr das wissen?"
"Das ist der Lauf der Dinge. Nichts geschieht ohne einen Grund. Es mag sehr lange dauern, bis wir ihn begreifen, doch er ist immer vorhanden", antwortete Sorin mit ruhiger Gewissheit.
Dhalia nickte, von seinen Worten merkwürdig getröstet.
"Ich habe nur eine Bitte an Euch", sagte der Prior plötzlich.
Fragend blickte die junge Frau ihn an.
"Solltet Ihr jemals Enigma begegnen, richtet ihm aus, dass wir seinen Wunsch erfüllt haben."
"Aber ich kenne ihn doch gar ..."
Sanft legte Sorin ihr seine Hand auf die Schulter. "Glaubt mir, wenn Ihr ihm begegnet, werdet Ihr es wissen." Dann drehte er sich ein wenig um, um auch Chris in das Gespräch mit einzubeziehen. "Eure Dunkelfee hat ihre Wächter zurück geschickt. Sie ist nun allein unterwegs. Was hat das zu bedeuten?"
"Ich weiß es nicht." Verwirrt kratzte Chris sich am Kinn. Zumindest hatte Dhalia sich nun wieder beruhigt und blickte ihn vertrauensvoll mit ihren großen Augen an. Aha, wenn es um die Dunkelfeen geht, brauchst du mich also immer noch, dachte er verärgert, wenn auch ein wenig geschmeichelt. "Wo ist Eliza denn hin?" fragte er den Prior.
"Schwer zu sagen. Vermutlich nach Brahmen. Das ist die nächste Stadt und sie liegt ungefähr in der Richtung, in die sie geflogen war."
"Was sie auch immer vorhat, sie wird ihre Suche nach uns gewiss nicht abbrechen."
"Wir brauchen eine Tarnung", sagte Dhalia plötzlich.
"Ja, aber was?" murmelte Chris nachdenklich. "Sie müsste es uns erlauben, uns frei zu bewegen, ohne Verdacht zu erregen."
"Wie wär's mit einer Pilgerfahrt?" schlug Sorin vor. "Ich weiß zwar nicht, was Euer Ziel ist, doch Ihr braucht Euch nur einen Wallfahrtsort auszusuchen, der auf dem Weg dorthin liegt."
"Das ist gut." Chris' Gesicht hellte sich auf. "Habt Ihr vielleicht noch ein Paar solcher Kutten?" Er wies auf Sorins Kleidung, der lächelnd nickte.
"Vielleicht solltet Ihr auch Eure Haare färben", wandte sich der Prior an Dhalia.
Automatisch griff sie mit der Hand nach ihrem kurzen Schopf. "Was ist damit nicht in Ordnung?"
"Die Dunkelfee sucht nach einer jungen Frau mit grünen Augen und blonden Haaren. Das ist eine relativ ungewöhnliche Kombination in dieser Gegend und daher umso auffälliger."
Die junge Frau nickte resigniert. "Was schlagt Ihr also vor?"
"Ich bin sicher, meiner Frau wird da schon etwas einfallen. Wenn Ihr einverstanden seid, natürlich."
Dhalia seufzte. Für dieses Abenteuer hatte sie ihre gewohnte Kleidung abgelegt, ihre Haare abgeschnitten und sogar ihre Aura, was auch immer das war, verändert. Wenn sie jetzt auch noch ihre Haarfarbe wechselte, würde gar nichts mehr von ihr übrig bleiben. Doch sie sagte nichts. Was konnte sie auch sagen? Sie war albern und die Männer meinten es nur gut mit ihr.
Während Chris sich also ein Pferd aussuchte, Sorin war so freundlich, ihm eins anzubieten und auch seine verloren gegangene Ausrüstung zu ersetzen, begab sie sich in die Obhut der Frauen.
Als sie am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang den Speisesaal betrat, hatte Chris sie im ersten Augenblick fast gar nicht erkannt. Sie trug eine lange braune Kutte. Ihre Haare waren noch kürzer geschnitten worden, kaum länger als seine, und hatten eine dunkelbraune Färbung bekommen. Irgendwie wirkte dadurch selbst ihr Gesicht markanter,
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