Feenkind
öffnete, wusste sie, noch lange bevor Gheorghe und Traian von ihrer Suche zurückgekehrt waren, dass sie ergebnislos bleiben würde. Sie hatte keine Spur von den Flüchtigen entdecken können. Sie hatte sich geirrt.
Die Dunkelfee erhob sich entmutigt, als Gheorghe und Traian die Kammer mit hängenden Schultern betraten.
Mit einem letzten, hoheitsvollen Blick auf Sorin verließ sie schweigend das Zimmer und anschließend das Klostergelände. Sie hatte viel riskiert und verloren.
Draußen, vor den Klostermauern, ließ sie Gheorghe und Traian mit einem Blick stehen, der ihnen verbot, sich ihr zu nähern. Eine Weile schlenderte sie nur vor sich hin, immer weiter in den Wald hinein, das beharrliche Drängen ihres Sephrions ignorierend.
Wenn sie es gekonnte hätte, wäre die kleine Kugel vermutlich auf und ab gehüpft, so ungeduldig musste Denna sein. Doch Eliza brauchte Zeit zum Nachdenken.
Sie setzte sich auf die Erde und lehnte ihren Rücken an einen Baumstamm. Sie spürte die Lebenssäfte unter der Rinde fließen und auch ihr Kraft geben. Dankbar schloss Eliza die Augen.
Doch schon nach kurzer Zeit richtete sie sich seufzend auf und holte endlich das Sephrion hervor, das einfach keine Ruhe gab.
"Und, wo sind sie?" war Dennas erste Frage. "Warum hat das so lange gedauert?" ihre zweite.
"Ich weiß nicht, wo die Flüchtlinge sind." Es gab keinen Grund, die Wahrheit hinauszuzögern.
"Was soll das heißen?" fragte Denna streng.
"Das heißt, dass sie nicht in dem Kloster waren", erklärte Eliza mit erzwungener Ruhe.
"Bist du dir ganz sicher? Hast du alles durchsucht?"
"Natürlich habe ich das. Ich habe sogar das gesamte Gelände mental sondiert." Der zweite Teil war Eliza so herausgerutscht, ohne dass sie sich viel dabei gedacht hatte.
Denna zog daraus jedoch ihre eigenen Schlüsse. "Das gesamte Gelände?" wiederholte sie scharf. "Du hast doch nicht etwa die magische Quelle angezapft, um dir dabei zu helfen, oder?"
Eliza zuckte zusammen. "Nein, natürlich nicht."
"Lüg mich nicht an!" fuhr Denna sie an. "Selbst jetzt noch spüre ich die fremde Energie an dir."
"Aber das war keine Absicht", protestierte Eliza empört. "Das war einfach - passiert."
"Lass mich das mal zusammenfassen." Dennas Stimme war gefährlich ruhig. "Du zwingst mich regelrecht, dir Zutritt zu einem Ort zu gewähren, den du niemals hättest betreten dürfen. Obwohl ich weiß, wie unnatürlich stark dich die verbotenen Orte faszinieren, erlaube ich es dir, weil du mir versicherst, dass unsere Flüchtlinge sich darin verstecken. Doch wie es aussieht, hast du dich geirrt - kann ja mal vorkommen - und hast nebenbei, natürlich völlig zufällig, die Quelle angezapft, um deine eigenen Fähigkeiten, wenn auch nur vorübergehend, zu erweitern. Und nun stellt sich mir die Frage, ob das wirklich alles nur ein Zufall war oder ob du endlich einen Vorwand gefunden hattest, dir einen lange gehegten Wunsch zu erfüllen."
Eliza war so empört, dass ihr die Worte fehlten. Wütend, verraten, enttäuscht starrte sie die Frau an, die einst ihre Lehrmeisterin gewesen war. "Was gibt dir das Recht, so mit mir zu sprechen?" brachte sie schließlich hervor.
Denna gab sich nachdenklich. "Wo soll ich bloß anfangen? Jetzt hör mir mal zu, Eliza, ich habe mich für dich weit aus dem Fenster gelehnt, aber jetzt ist Schluss damit. Du kommst auf der Stelle zurück!"
"Und was ist mit den Flüchtigen? Wirst du jemand anderen schicken, um nach ihnen zu suchen?"
"Erst einmal nicht. Irgendwann werden sie sich schon wieder verraten und dann werden sie uns nicht mehr entkommen."
"So einfach ist das also?" fragte Eliza bitter.
"So einfach sollte es sein, wenn man seine Arbeit richtig macht."
"Ach, so ist das? Es ist also alles meine Schuld, weil ich so unfähig bin!" schrie sie Denna fassungslos an.
"Wir müssen das nicht alles jetzt bereden." Die Stimme der älteren Fee wurde eine Spur ruhiger, als würde sie mit einem aufgebrachten Kind sprechen. "Du kommst zurück und dann sehen wir weiter."
Eliza fühlte sich, als müsste sie gleich explodieren, doch sie zwang sich ebenfalls zur Ruhe. "Nein", sagte sie fest.
Dennas Kopf zuckte überrascht. "Was soll das heißen?" fragte sie ungehalten.
"
Nein
bedeutet, dass ich nicht das tun werde, was du von mir verlangst. Ich weiß, du hörst das Wort nicht besonders oft, aber seine Bedeutung wirst du doch sicherlich kennen." Eliza war an einem Punkt angelangt, an dem sie nichts mehr zu verlieren hatte.
Doch Denna ließ sich nicht provozieren. "Ich
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