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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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atmete tief durch. "Doch viel genützt hat es mir nicht, eher im Gegenteil", setzte sie bitter hinzu.
"Wie meinst du das?"
"Ich habe bei meinem Auftrag, das Mädchen zu fassen, versagt. Mir wurde befohlen zurückzukehren, doch ich habe mich geweigert. Und nun bin ich ausgestoßen."
"Wieso hast du das getan?"
Elizas Augen funkelten zornig. "Weil es nun persönlich geworden ist. Das Mädchen hat mich alles gekostet. Alles, wofür ich all die Jahre so hart gearbeitet habe", stieß sie hervor. Dann beugte sie sich wieder vor und fixierte Lenuta mit ihrem Blick. Ihre Stimme wurde schneidend. "Wenn ich sie finde - und das werde ich, das kannst du mir glauben, ob mit oder ohne deine Hilfe - wäre es für Chris lebens-wichtig", sie zog das Wort bewusst in die Länge, "einen guten Fürsprecher bei mir zu haben und einen Anspruch auf meine Gnade." Eliza verstummte, ohne jedoch den intensiven Blickkontakt zu unterbrechen.
Lenuta atmete tief durch und lehnte sich zurück. Die Botschaft war nicht zu missverstehen. Sie hatte das Gefühl, als würde Elizas Drohung noch immer in der Luft zwischen ihnen nachklingen. Da halfen keine Ausreden, keine Bitten und keine Sympathien. Die Dunkelfee meinte jedes Wort, das sie sagte, todernst. "Und du hast keine Ahnung, wo die Kleine ist oder wohin sie als nächstes wollte?" vergewisserte sich Lenuta.
"Nein. Aber glaub ja nicht, dass das deinen Enkel retten könnte. Ich weiß, dass sie hier waren, und werde, wenn nötig, die ganze Gegend nach einer Spur von ihnen durchsuchen. Und", sie lächelte kalt, "sollte ich sie nicht rechtzeitig finden, ist es zwar schade für mich, doch umso schlimmer für die beiden." Sie zuckte betont gleichgültig mit den Schultern. "Früher oder später werden sie schon einen weiteren Alarm auslösen - darin sind sie beide wahrlich Meister. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein anderer Einsatztrupp Chris gegenüber Milde walten lassen würde. Nach meinem Versagen würde keiner von uns auch nur das geringste Risiko eingehen. Im Zweifel werden sie erst handeln und dann fragen, ob Chris tatsächlich wusste, was er da tat. Tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass ich seine einzige Chance bin, einigermaßen unbeschadet aus der ganzen Geschichte herauszukommen." Sie sah Lenuta zufrieden ins Gesicht. Sie wusste, dass sie Chris' Großmutter nun schachmatt gesetzt hatte.
Einige Zeit saß diese nur schweigend da. Eliza ließ sie in Ruhe grübeln. Schließlich nickte die alte Frau. "Also gut. Ich muss in Ruhe darüber nachdenken. Morgen sage ich dir Bescheid."
Obwohl sie über die Verzögerung etwas enttäuscht war, schlich sich ein triumphierender Ausdruck in Elizas dunkle Augen. Sie wusste, dass sie eigentlich schon gewonnen hatte.
Da Lenuta scheinbar nichts mehr dazu zu sagen hatte, erhob sich die Dunkelfee und ging neugierig im Zimmer umher. Als sie an einem der Fenster vorüberging, berührte sie mit der Fingerspitze amüsiert eine der nun völlig vertrockneten Hirealis. "Sie wirken also tatsächlich, wie?"
"Hast du etwa daran gezweifelt?"
Eliza zuckte gleichgültig mit den Achseln. Sie hatte derart einfachen Schutz in der Regel nicht nötig. "Hast du noch mehr davon?" fragte sie dann.
"Wieso? Möchtest du etwa auch welche haben?"
"Nein." Eliza ließ ihren Blick aus dem Fenster schweifen. "Ich dachte bloß, du solltest die hier ersetzen."
"Morgen werde ich das wohl tun." Lenuta lächelte nachsichtig, als sie den sehnsüchtigen Blick bemerkte, mit dem Eliza hinaus auf den vom Sonnenuntergang orange-rot gefärbten Himmel blickte. "Geh nur hinaus", sagte sie sanft. "Die Zeit ist zum Meditieren einfach ideal."
Eliza nickte und verließ das Haus. Sie liebte diese Stunden der Dämmerung zwischen Tag und Nacht. Wenn die Hektik des Tages abebbte und die Kühle der Nacht den Kopf erfrischte; diese kostbaren Augenblicke, wenn die Sonne langsam hinter dem Horizont versank und alles kurz inne zu halten schien, um dabei zuzusehen.
Sie ließ sich an einen Baumstamm gelehnt nieder und genoss es, ihre Gedanken einfach treiben zu lassen, ohne nachdenken zu müssen. Der eine Tag war vorbei und für alles, was der neue bringen mochte, würde es morgen noch genügend Zeit geben.

Nicht nur die Dunkelfee nutzte die Stunde, auch Lenuta machte von Elizas Abwesenheit Gebrauch, um in Ruhe über alles nachzudenken. Vieles war an diesem Tag passiert, was sie erst einmal verdauen musste. Geistesabwesend blickte sie aus dem Fenster und sah Eliza wie gewöhnlich an ihrem Lieblingsplatz unter

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