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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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Unter den Bäumen, die das Ufer säumten, konnte Dhalia die dunklen Flecken früherer Feuer erkennen. Anscheinend hatte Tukrol diesen Ort schon öfter aufgesucht. Nachdem er sein Boot vertäut hatte, wollte der kleine Mann sich daran machen, die Riemen zu lösen, die Bruno ruhig halten sollten.
Er sprang jedoch mit einem verärgerten und überraschten Aufschrei zurück, als merkte, dass der Hengst gar nicht mehr gefesselt war. Ein Schwall aufgebrachter Worte in der Heimatsprache des Bootsmannes ergoss sich auf seine Fahrgäste. Dabei gestikulierte er wild und zeigte abwechselnd auf das Wasser und auf Brunos schlafenden Körper. Dhalia, die trotz der fremden Sprache die Bedeutung der Rede durchaus erfasst hatte, hielt sich im Hintergrund und überließ Chris das Reden.
Chris versuchte den aufgebrachten Mann so gut es ging zu beruhigen. Er zeigte immer wieder auf Bruno und wiederholte mehrmals das Wort ‚trankillo', was, wie Dhalia vermutete, wahrscheinlich ‚ruhig' oder ‚Schlaf' bedeuten sollte. Als Tukrol sich dadurch noch immer nicht besänftigen ließ, veränderten sich plötzlich Chris' Gesichtsausdruck und sein Tonfall. Beides drückte nun eine Mischung aus Ehrfurcht und Bedrohung aus. Er blickte zu Dhalia und sprach schnell und eindringlich auf den kleinen Mann ein.
Obwohl Dhalia sich nach Kräften bemühte, der neuen Richtung der Unterhaltung zu folgen, konnte sie nur das Wort ‚Sorcera' ausmachen, mit dem sie nichts anzufangen wusste.
Tukrol ging es da offensichtlich anders. Er erbleichte und wiederholte mit aufgerissenen Augen das eine Wort: "Sorcera?" In seiner Stimme klang Panik. Er warf Dhalia einen argwöhnischen Blick zu, hockte sich so weit weg von ihr hin, wie der kleine Strand es nur erlaubte, und begann fieberhaft, irgendwelche Muster in die Erde zu seinen Füßen zu ritzen.
"Was hast du ihm gesagt?" Neugierig trat Dhalia ganz nah an Chris heran. "Was bedeutet
    Sorcera
?"
"Hexe, Zauberin, Wassergeist, was du willst", erklärte Chris, ohne den Mann aus den Augen zu lassen.
"Wie konntest du nur?" fragte sie fassungslos. "Ich bin keine Hexe und auch kein Wassergeist. Ich kann nicht zaubern und ich möchte nicht auf einem Scheiterhaufen der Eingeborenen enden." Je mehr sie darüber nachdachte, desto weniger gefiel ihr diese Idee.
"Mir ist nichts Anderes eingefallen", erwiderte Chris zerknirscht. "Die Eingeborenen sind sehr abergläubisch, insbesondere in ihrem Glauben an die Sorcera - Wasserwesen, die ab und an aus dem Wasser steigen und die menschliche Gestalt annehmen. Sie sind nicht wirklich bösartig, sondern eher unbedacht und launisch, daher haben die Menschen Angst vor ihnen. Doch wenn man sie in Ruhe lässt und ihnen ihre Wünsche erfüllt, können sie sich erkenntlich zeigen. Ich dachte, das würde nicht schaden", schloss er mit einem unsicheren Blick auf Tukrol.
"Was macht er da?" fragte Dhalia, die fasziniert die Muster betrachtete, die Tukrol in die Erde ritzte.
"Ich weiß nicht. Vielleicht eine Art Abwehrzauber."
"Gut, damit werden wir uns später befassen, lass uns erst Bruno herausholen."
"Er wird erst bei Sonnenaufgang aufwachen", erinnerte Chris sie.
"Dann werde ich ihn eben aufwecken", erwiderte Dhalia ungerührt. "Er braucht Wasser, Nahrung und Bewegung." Sie krabbelte zurück in das Boot und kniete sich neben ihren Hengst hin. Dann begann sie, seinen Rücken und anschließend auch seine Stirn und seine Nüstern zu streicheln. Keine Wirkung. Die Flanken des Tieres hoben und senkten sich mit der Regelmäßigkeit tiefen Schlafs.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, beugte sie dann ihren Kopf ganz nah an den seinen herunter und begann, etwas leise in sein Ohr zu flüstern. Es war ein Gedicht, das ihr ein alter Pferdeknecht vor langer Zeit beigebracht hatte. Er hatte geschworen, dass man damit bockige Tiere ruhig und müde Tiere wieder munter machen könnte.
"Der dunklen Mutter irdene Macht -
sie gebe dir Stärke, sie gebe dir Kraft.
Der lodernden Flammen ewige Glut -
sie gebe dir Feuer, sie gebe dir Mut.
Das rauschende Wasser der Lebensquelle
gebe dir Frische an Leib und Seele.
Der freien Lüfte frischer Hauch
gebe dir Ruhe und Ausdauer auch.
Die vier Elemente rufe ich hier-
Kommt und helft dem Wesen vor mir!" flüsterte sie leise. "Komm schon, Bruno, wach auf. Wach auf, mein Großer", fügte sie dann hinzu. Gespannt schaute sie ihn an.
Und tatsächlich schnaubte das Pferd plötzlich laut auf und versuchte, noch etwas ungeschickt auf die Beine zu kommen. Es hatte geklappt!
Sobald er

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