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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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sich aufgerichtet hatte, führte sie Bruno ans Ufer und beobachtete zufrieden, wie er hungrig das bereits leicht trockene Gras auf der Insel zu fressen begann.
Nachdem ihre Sorge um ihren Hengst derart besänftig war, wandte Dhalia ihre Aufmerksamkeit wieder Tukrol zu. Er saß noch immer an der gleichen Stelle, jedoch nun - im Schutz seiner Gegenzauber - deutlich gefasster.
Vorsichtig, mit nach oben geöffneten Handflächen und leicht zur Seite ausgestreckten Armen - sie hoffte, dass diese Geste auch in Tukrols Kultur als Zeichen für Friede und Harmlosigkeit galt - ging sie langsam auf ihn zu.
Argwöhnisch blickte der Mann hoch, rührte sich ansonsten jedoch nicht.
Dhalia blieb ungefähr zwei Fuß von ihm entfernt stehen, sie wollte nicht, dass er sie als eine Bedrohung empfand, und betrachtete neugierig die von ihm gemalten Muster.
Erstaunt zog sie die Augenbrauen hoch, als sie in den groben Mustern Feenrunen erkannte. Gewiss, sie waren nicht so elegant und fein wie die echten Runen in ihrem Buch, doch die Ähnlichkeit war überwältigend. Sie hätte zu gern gewusst, was sie bedeuteten. Es war zutiefst frustrierend, dass selbst der kleine, dunkelhäutige, abergläubische Mann vor ihr mehr zu wissen schien als sie. Doch es half nichts. Sie hob ihre Augen, bis sie Tukrols Blick begegneten, der sie abwartend anstarrte, bereit, jeden Augenblick die Flucht zu ergreifen. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, streckte Dhalia ihre Hand aus, die Handfläche senkrecht nach vorne aufgerichtet, bis sie direkt über Tukrols Schutzrunen schwebte. Es wirkte fast, als wäre ihre Hand gegen eine unsichtbare Wand geprallt. Dann neigte Dhalia einmal feierlich ihren Kopf.
"Sag ihm", wandte sie sich, ohne den Blick von Tukrol abzuwenden, mit ernster Stimme an Chris, "dass ich seinen Schutzzauber respektieren werde." Sie wartete, bis Chris leicht verdattert ihrer Aufforderung nachkam. Es schien ihn einige Mühe gekostet zu haben, doch er hatte es geschafft, seiner Stimme ebenfalls einen feierlichen Unterton zu verleihen. "Ferner sag ihm", fuhr sie dann lauter fort, "dass ich sehr verärgert darüber bin, dass du ihm meine Identität verraten hast. Ich möchte diese Reise in meiner menschlichen Gestalt zu Ende bringen. Er hätte es gar nicht erfahren sollen. Doch es ist nicht seine Schuld, daher hat er nichts zu befürchten." Sie hielt kurz inne, um Chris wieder Gelegenheit zum Übersetzen zu geben. Als sie dann weiter sprach, legte sie einen drohenden Unterton in ihre Stimme. "Doch er muss versprechen, auf ewig Stillschweigen darüber zu bewahren und mich während der Reise wie einen gewöhnlichen Fahrgast zu behandeln. Tut er das, wird er am Ende für seine Mühe belohnt. Tut er das nicht, wird ihn mein Zorn und der Zorn meiner Brüder und Schwestern auf ewig verfolgen." Dhalia machte eine theatralische Pause. Ein leichter Wind, der sie just in diesem Augenblick umwehte und ihre Haare aufrichtete, verstärkte noch den Eindruck, sie sei von einer höheren Macht beseelt. Schweigend, ohne Chris' Übersetzung oder Tukrols Einwilligung abzuwarten, drehte sie sich um und ging an das andere Ende des schmalen Strandes.
Selbst Chris musste ihren Einfallsreichtum und ihre theatralische Begabung bewundern, während er Tukrol ihre letzten Worte übersetzte. Dann ging er ebenfalls zu Dhalia herüber, die sich auf einen flachen Stein gesetzt hatte und Tukrol zu ignorieren schien, und ließ sich zu ihren Füßen nieder. Wenn er sie schon zur Sorcera erklärt hatte, musste er ihr auch den Respekt, der einem solchen Wesen gebührte, erweisen.
Aus dem Augenwinkel sahen sie zu, wie Tukrol schließlich nickte und sich von seinem Platz erhob. Den Blick sorgsam auf Dhalia gerichtet, trat er vorsichtig aus seinem Schutzkreis und wartete auf eine Reaktion. Sie wusste nicht, was er eigentlich erwartete - vielleicht, dass sie sich mit gefletschten Zähnen auf ihn stürzte oder dass sie sich in eine Sirene verwandelte und ihn in das tiefe Wasser lockte. Als nichts Derartiges geschah, schien die Angelegenheit für Tukrol erledigt und er ging leise pfeifend seinen gewöhnlichen Verrichtungen nach, um sich das Lager für die Nacht vorzubereiten. Da er die Situation nicht mehr ändern konnte, hatte der kleine Mann anscheinend beschlossen, das Beste daraus zu machen. Die Gelegenheit, sich die Dankbarkeit einer Sorcera zu verdienen, war jedenfalls nicht zu verachten.
Gespannt beobachteten Dhalia und Chris, wie ihr Führer zurück an Bord kletterte und etwas an einer Leine

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