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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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entspannte Schlaf, der ungeschützte Hals, der nicht verschlossene Rucksack - das alles war nur möglich, weil sie ihm bedingungslos vertraute. Seinem Schutz, während er Wache hielt, seiner Ehrlichkeit, während sie schlief.
Erregt sprang Chris auf und ging davon, weg von der Versuchung des feinen, glitzernden schwarzen Goldes in den ledernen Säckchen. Fort von ihrer Ahnungslosigkeit, die auszunutzen so leicht gewesen wäre, nur um es sein Leben lang zu bereuen. Er verabscheute sich allein für den Gedanken, sie hilflos und allein zurückzulassen, ohne Führer, ohne Freund, völlig auf sich gestellt, in einer Welt, die sie nicht kannte, so mutig, klug und stark sie auch war.
Lange Zeit wanderte Chris zwischen den niedrigen Bäumen der kleinen Insel umher, ohne darauf zu achten, wohin er eigentlich ging, nur in dem Bestreben, sein klopfendes Herz zu besänftigen und vor seinen eigenen, so widersprüchlichen Gedanken zu fliehen. Zum ersten Mal in seinem Leben stellte er sich die alles entscheidende Frage: Was will ich eigentlich? Und es erschreckte ihn, dass er keine eindeutige Antwort darauf hatte. Oder vielleicht war die Antwort ja schon da. Vielleicht war es gerade diese Antwort, die ihm solches Unbehagen einjagte, dass er sie nicht wahr haben wollte.
In einem plötzlichen Anflug von bitterem Humor lachte Chris laut auf und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Er fühlte sich wieder wie ein vierzehnjähriger Junge, in dem sich Hoffnungen, Träume, Ängste, Erwartungen anderer und seine eigenen Gefühle eine wilde Schlacht lieferten
Schließlich hielt er erschöpft inne. Er wusste nicht, was genau den Sieg davongetragen hatte - seine Ehre, seine Vernunft, seine Seele - doch er fühlte sich besser, ruhiger, als er endlich seine Schritte zurück zum Strand lenkte. Was auch immer es war, es hatte ihm geholfen, den Kampf gegen sich selbst zu gewinnen.

Als Dhalia am Morgen die Augen öffnete, sah sie Chris an genau der Stelle sitzen, an der sie ihn gesehen hatte, bevor sie eingeschlafen war. Er saß auf einem Stein und war in die Betrachtung des Sonnenaufgangs über dem spiegelnden Wasser des Sees versunken. Dhalia lächelte, als sie ihn so sitzen sah. Als hätte er ihren Blick gespürt, wandte er sich um und erwiderte leicht ihr Lächeln.
"Da bist du ja", sagte sie leise.
Er nickte. Und er hätte schwören können, dass sie eigentlich ‚Du bist ja noch da' gemeint hatte.
Er erhob sich und ging zur Feuerstelle, um die Glut anzufachen.
Als er ihr den Rücken zuwandte, huschte sie leise unter der Decke hervor und ließ schnell einen kleinen braunen Lederbeutel, der von ihrem Körper noch ganz warm war, aus ihrem Wams in ihren Rucksack gleiten. Dann atmete sie erleichtert auf, als ihr Blick wieder auf Chris fiel.
Es freute sie, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Die nächsten Tage ihrer Reise zogen sich sehr gleichmäßig dahin. Zu Beginn hatte Dhalia noch begeistert die Landschaft, an der sie vorüber kamen, betrachtet - felsige Klippen, manchmal bis zu fünfzig Fuß hoch steil aus dem Wasser ragend, hatten die flachen, dicht bewachsenen südlicheren Inseln nach und nach abgelöst. Doch auch dieses Bild wurde mit der Zeit eintönig und da Chris, der diese Gegend bereits kannte, ihr Interesse für die Landschaft nicht teilte und ihre Ausrufe mit einem Blick strapazierter Geduld ertrug, holte sie schließlich das Feenbuch hervor.
Tukrol warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, doch sie beschloss, ihn einfach zu ignorieren. Als nach einiger Zeit noch immer nichts Außergewöhnliches passiert war, beruhigte sich der kleine Mann und streckte sich, wie Dhalia aus dem Augenwinkel amüsiert beobachtete, wieder entspannt auf seiner Bank aus.
Um eine sinnvolle Beschäftigung zu haben, setzte Dhalia nun ihre Energie daran, die Feenrunen zu entziffern. Ab und zu blickte sie neidisch zu Chris herüber, den die erzwungene Untätigkeit in keinster Weise zu stören schien. Die meiste Zeit döste er einfach vor sich hin oder betrachtete lächelnd ihre fruchtlosen Bemühungen mit dem Feenbuch.
Schließlich wurde es Dhalia doch zuviel. Mit einem lauten Knall ließ sie das Buch zuklappen.
Chris, der wieder einmal gedöst hatte, schreckte hoch und blickte sie vorwurfsvoll an.
"Mir ist langweilig", beschwerte sie sich.
"Und was kann ich dagegen tun? Soll ich vielleicht für dich tanzen?" fragte er neckisch.
Dhalia verzog schmollend das Gesicht. "Du könntest zumindest mit mir reden. Seit Tagen schon benimmst du dich,

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