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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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nochmals die Karte und prägte sich die Richtung, in der Marterim lag, gut ein. Wenn sie sich nach Süden und ein wenig nach Osten hielt, würde sie mit etwas Glück die Stadt in einem Tag erreichen.
"Wollt Ihr jetzt zurück nach Annubia reiten?" fragte die Wirtin, als Dhalia sich von ihr verabschiedete.
"Ja, das wird wohl das Beste sein", stimmte die junge Frau ihr zu. Sie wollte keine weiteren Fragen riskieren, indem sie ihr die Wahrheit erzählte. Also verließ sie das Dorf auf dem gleichen Weg, auf dem sie es betreten hatte. Sie erinnerte sich, dass sie am Abend zuvor einen kleinen Pfad gesehen hatte, der in den Wald hineinführte. Sie wusste nicht, wie lange sie dem Pfad würde folgen können, doch es war immerhin ein Anfang.
Kurze Zeit später hatte sie die Stelle erreicht. Dhalia blickte sich kurz um, um sicherzustellen, dass niemand sie beobachtete, dann lenkte sie Bruno mit sicherer Hand auf den schmalen Pfad.
Schon nach kurzer Zeit war der kleine Weg nicht länger in dem Gestrüpp und Unterholz des Waldes erkennbar. Doch umzukehren hatte auch wenig Sinn. Also beschloss die junge Frau, sich ihren Weg durch den Wald allein suchen.
Zu Beginn kam sie noch gut voran, immer tiefer in den Wald hinein. Die Bäume standen noch so weit auseinander, dass sie zu Pferd relativ problemlos durchkam. Und wenn mal ein Hindernis - ein umgestürzter Baum oder ein kleiner Bach - ihr den Weg versperrte, fand sie immer zielsicher wieder die richtige Richtung, da sie sich an der Sonne orientierte, die mittlerweile hoch am Himmel stand. Dhalia merkte jedoch, dass das Vorwärtskommen immer schwieriger wurde, je tiefer sie in den Wald vordrang. Gegen Mittag war das Gestrüpp bereits so dicht, dass sie absteigen und Bruno am Zügel führen musste. Ohne ihn wäre sie wahrscheinlich um einiges schneller gewesen, doch es kam für sie nicht in Frage, ihren treuen Gefährten im Stich zu lassen.
In der zweiten Hälfte des Tages veränderte sich das Wetter. Dichte Wolken zogen auf, so dass das wenige Tageslicht, das durch die dichten Baumkronen den Waldboden erreichte, noch dürftiger wurde. Auch konnte Dhalia sich nicht länger am Stand der Sonne orientieren, was es ihr zunehmend erschwerte, die richtige Richtung zu halten.

Schon seit einiger Zeit folgte die junge Frau dem Bett eines kleinen Rinnsals, da das Gestrüpp dort weiniger dicht war. Doch als sie um eine Kurve bog, versperrte ihr ein riesiger entwurzelter Baum den Weg. Mit einem gemurmelten Fluch wickelte Dhalia sich Brunos Zügel fester um die Hand und begann mühsam, die Böschung herauf zu klettern. Ihre Aufgabe wurde dadurch, dass sie ihren Hengst hinter sich herziehen musste, nicht gerade erleichtert. Immer wieder rutschte sie auf der feuchten Erde aus, so dass sie schließlich auf allen vieren kletternd den ebenen Waldboden erreichte.
Müde ließ sie sich auf die Erde nieder und strich sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn, wobei sie einen weiteren Schmutzstreifen ihrem Gesicht hinzufügte.
Gerade, als sie, wieder zu Atem gekommen, aufstehen wollte, scheute Bruno plötzlich - wahrscheinlich von einem Luchs erschreckt - und riss den Zügel aus ihrer Hand. Dhalia sprang sofort auf und rannte dem Tier hinterher.
Die Verfolgung dauerte nur wenige Minuten und doch war die junge Frau völlig außer Atem, als sie das Pferd, dessen Zügel sich in einem Dornenbusch verfangen hatte, endlich einholte. Der Wald zehrte definitiv an ihren Kräften.
Erleichtert schmiegte sie sich an den langen kräftigen Hals des Hengstes und streichelte seine vor Erregung noch immer zitternden Flanken. "Ist ja gut, mein Junge", sprach sie beruhigend auf ihn ein. "Bald sind wir aus diesem Wald heraus. Wir müssen nur noch ein klein wenig länger durchhalten. Dann ist alles überstanden, hörst du?" Sie löste den Zügel aus dem Busch und störte sich nicht daran, dass sie sich die Hand an den spitzen Dornen blutig zerkratzte. "Komm jetzt, wir müssen weiter."
Als sie diese Worte sagte, fiel ihr siedendheiß auf, dass sie keine Ahnung mehr hatte, in welcher Richtung Marterim lag. Sie war endgültig von ihrem Weg abgekommen.
Ratlos blickte das Mädchen sich um. Hoch oben im Baum schien ein Kuckuck sie mit seinem ständigen ‚Kuckuck, Kuckuck' in ihrer Hilflosigkeit zu verspotten.
Sie packte die Leine ihres Reittiers und schlang sie sich mehrmals ums Handgelenk, damit das Pferd sich nicht wieder losreißen konnte. Mit einem zweifelnden Blick in den Himmel schlug sie die ihr am wahrscheinlichsten

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