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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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stieß ihn zur Seite und versuchte, an ihm vorbeizukommen, zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war. Doch er fasste den Saum ihres Kleides und hielt sie fest. "Hierher, Jungs, lasst die Schlampe bloß nicht entwischen", krächzte er.
Dhalia verpasste ihm einen weiteren Tritt, der ihn diesmal irgendwo am Kopf traf, und riss sich los. Sie hob ihr Kleid bis über die Knie, damit es sie nicht beim Laufen behinderte, und rannte los.
Sie hörte ihre Verfolger dicht hinter sich. Sie musste ihren kleinen Vorsprung auf jeden Fall ausnutzen, sonst würde sie dieses Viertel wahrscheinlich nicht mehr lebend verlassen. Am Ende der Straße bog sie nach rechts. Sie wusste nicht, ob das der richtige Weg war. Ihr musste etwas einfallen, und zwar schnell. Während sie lief, suchten ihre Augen nach einem Ort, an dem sie sich verstecken konnte. Eine andere Chance hatte sie nicht. Sie war zwar schnell, doch sie war müde und kannte sich in diesem Straßengewirr nicht so gut aus, wie die Bande, die sie verfolgte.
Plötzlich entdeckte sie zu ihrer Linken eine dunkle Seitengasse, so schmal, dass sie selbst sie beinahe übersehen hätte. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte sie sich, dass ihre Verfolger noch nicht in Sichtweite waren, und huschte hinein. Die Gasse führte zu einem dunklen Hinterhof - eine Sackgasse. Doch es war zu spät, um umzukehren.
In dem hintersten Winkel erspähte Dhalia zwei große Regentonnen und kauerte sich hinter ihnen zusammen. Ihr Atem ging stoßweise und ihr Puls klopfte wild in ihrem Hals. Vielleicht hatte sie Glück und die Männer würden den Hinterhof nicht entdecken.
Nur wenige Augenblicke später hörte sie die Stimmen ihrer Verfolger. Zwei rannten an der Seitengasse vorüber. Einer blieb jedoch stehen und ging vorsichtig hinein.
Dhalias Blick suchte ihre Umgebung verzweifelt nach einem Fluchtweg oder zumindest nach einer Waffe ab. Doch sie wagte nicht, sich zu rühren, um die Aufmerksamkeit des Mannes nicht auf sich zu lenken.
Er kam näher.
Sie hielt den Atem an. Sie wünschte, sie könnte ihr Herz daran hindern, so laut in ihrer Brust zu pochen.
Er kam noch näher. Anscheinend hatte er die Regentonnen gesehen und als ein gutes Versteck erkannt.
Dhalia spannte ihre Muskeln und machte sich sprungbereit. Es war nur einer, sie hatte eine reelle Chance. Ihre Hand umfasste einen faustgroßen Stein, bereit, in dem Augenblick zuzuschlagen, in dem der Mann sie erblickte.
Plötzlich sprang er vor und spähte gespannt hinter die Regentonnen. Einen Augenblick lang blickte er ihr direkt in die Augen. Dann wich die Spannung aus seiner Körperhaltung, er wandte sich ab und ging zurück zur Straße.
Er hatte sie nicht verraten.
Sie wollte schon aus ihrem Versteck herauskommen, um sich bei dem Mann zu bedanken, als seine Kumpane von ihrer erfolglosen Verfolgungsjagd zurückkehrten und Ausschau nach ihm hielten.
"Hier ist sie nicht", sagte er unwirsch.
"Bist du sicher? Irgendwo muss sie doch stecken."
"Schau doch selbst nach, wenn du mir nicht glaubst."
Dhalias Hand schloss sich wieder fest um den Stein, der ihre einzige Waffe darstellte. Sie musste gegen den starken Impuls ankämpfen, aufzuspringen und zu versuchen, an den Männern vorbeizukommen. Sie hatte keine Chance. Sie saß in der Falle.
Der zweite Mann kam schnell näher.
Dhalia holte aus.
Er warf einen flüchtigen Blick auf sie. "Hast Recht, da ist niemand", sagte er und wandte sich ab.
Im letzten Augenblick konnte Dhalia den Schlag noch zurückhalten. Die Männer entfernten sich.
Fassungslos ließ sie sich auf die Erde fallen. Sie zitterte unkontrolliert am ganzen Körper.
Das war noch mal gut gegangen. Sie verstand zwar nicht, wie, aber es war gut gegangen.

Die junge Frau wusste nicht genau, wie lange sie da gesessen hatte, den Kopf auf ihre Arme gestützt. Doch es hatte einige Zeit gedauert, bis sie ihre Muskeln wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass sie aufstehen konnte. Der Schock saß zu tief. Noch niemals zuvor hatte sie solche Angst gehabt. Noch nie zuvor hatten Menschen ihr Leben bedroht.
Sie fühlte sich merkwürdig schutzlos, als sie ihr Versteck hinter den Regentonnen verließ, als würde sie in eine fremde, feindselige Welt hinaustreten.
Dieses Mal hatte sie großes Glück gehabt. Beim nächsten Mal würde sie es nicht mehr darauf ankommen lassen.

Als sie endlich Kallas Haus erreichte, öffnete diese erleichtert die Tür. "Wo warst du denn so lange?" begrüßte sie atemlos ihre junge Freundin. "Ich habe mir schon große

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