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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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Sorgen um dich gemacht."
"Ich wurde ... aufgehalten."
"Was ist denn passiert?"
"Ein paar Männer waren hinter mir her."
"Was? Ist es denn wirklich schon so weit gekommen, dass nicht einmal die Thronerbin auf unseren Straßen sicher vor Gesindel ist?" Kalla hielt in ihrer Empörung inne und musterte Dhalia besorgt. "Geht es dir gut? Haben sie dir was getan?"
"Nein." Dhalia lächelte schwach. "Ist noch mal gut gegangen. Aber es war knapp. Zu knapp", setzte sie hinzu, als sie energisch an der älteren Frau vorbei in ihr Zimmer marschierte.
Dort angekommen, durchwühlte sie ihr Gepäck und zog ihren scharfen Dolch heraus. "Ich werde nie wieder ohne eine Waffe unterwegs sein", sagte sie grimmig zu ihrer Freundin, die ihr gefolgt war. Dann ging sie wortlos zu ihrer Frisierkommode, warf einen kurzen Blick in den Spiegel und schnitt sich mit einer einzigen fließenden Bewegung eine große Strähne ihres langen blonden Haares ab.
"Was machst du denn?" rief Kalla schockiert aus.
"Ich wurde angegriffen, weil ich eine Frau bin. Bei einem Mann hätten sie es sich vielleicht zweimal überlegt", erklärte das Mädchen, während sie sich seelenruhig eine zweite Haarsträhne abschnitt.
Die ältere Frau trat hinter sie und betrachtete im Spiegel die Reflexion von Dhalias Gesicht. "Wenn du dir die Haare abschneidest, ändert das noch lange nicht dein Geschlecht", bemerkte sie nüchtern.
"Das stimmt, aber es macht mich weniger angreifbar. Außerdem könnte ich aus der Ferne für einen Mann gehalten werden."
"Dafür müsste der Betrachter aber meilenweit entfernt sein", sagte Kalla mit einem leichten Lächeln. "Oder blind. An deiner Statur ist rein gar nichts maskulin."
"Trotzdem will ich mich nur auf das nötigste beschränken. Keine schönen Locken mehr, keine langen Kleider, die mich beim Laufen oder Kämpfen behindern. Es ist ein gefährlicher Weg, der vor mir liegt." Wenn sie ehrlich war. hatte sie überhaupt keine Ahnung, wie gefährlich ihr Weg tatsächlich noch werden würde. Sie schluckte schwer und griff nach der nächsten Haarsträhne.
"Komm, lass mich das machen." Behutsam nahm Kalla ihr den Dolch aus der Hand. "Wo auch immer du hinkommst, willst du bestimmt nicht wie eine Vogelscheuche aussehen, oder?"
Wortlos überließ sich Dhalia der tröstenden Fürsorge der älteren Frau. Es würde lange dauern, bis sie wieder unter Freunden weilte. Einen letzten Abend lang noch konnte sie sich so wie früher fühlen. Mit der Morgendämmerung würde ihre Kindheit unwiederbringlich vorüber sein und sie müsste ganz allein auf sich gestellt allen Wendungen des Schicksals gegenübertreten. Doch das war erst morgen.

Am folgenden Tag stand Dhalia bei Sonnenaufgang auf. Kalla war bereits in der Küche und packte ein Esspaket für sie zusammen. Sie blickte kurz von ihrer Tätigkeit auf, als sie das Mädchen eintreten sah. Im ersten Augenblick hätte sie ihre junge Freundin fast nicht wieder erkannt. Verschwunden waren die langen blonden Locken, verschwunden war das himmelblaue Kleid. Stattdessen trug das Mädchen nun ein braunes Lederwams, eine enge Hose und einen dunklen Umhang. Als sie die Kapuze des Umhangs tief über ihren Kopf zog, hätte man sie tatsächlich fast für einen jungen Burschen halten können.
"Na, was sagst du?" fragte Dhalia gutgelaunt und zog sich die Kapuze wieder vom Kopf, so dass ihr kurzer Blondschopf zum Vorschein kam.
Kalla lächelte. "Sieht gut aus. Ich habe hier etwas vorbereitet." Sie reichte Dhalia das Päckchen mit den Lebensmitteln. "Das dürfte für einige Tage reichen. Weißt du denn genau, wohin du musst?"
"Ja, wir haben gestern doch schon alles besprochen."
"Trotzdem, nimm die Karte am besten mit. Die Strecke ist wirklich ganz einfach. Eine Landstraße führt den ganzen Weg von hier nach Marterim. In etwa fünf Tagen dürftest du dort ankommen."
"Wieso macht die Straße eigentlich diesen großen Umweg?" Dhalia deutete auf die Landkarte, auf der die Straße einen großen Bogen um die Ausläufer des Dornop-Waldes beschrieb. "Auf geradem Weg dürften die Höhlen kaum mehr als zwei Tagesreisen entfernt sein."
"Der Weg durch den Wald ist schwierig und gefährlich. Dhalia." Mahnend sah Kalla die junge Frau an. "Komm bloß nicht auf die Idee, die Strecke durch den Wald abzukürzen. Es wird schon einen guten Grund geben, warum die Straße da herum führt, hörst du?"
"Ist ja gut", winkte die junge Frau ab. Sie packte die Karte zu ihren anderen Sachen. "Ich muss jetzt los", sagte sie bedauernd, so sehr

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