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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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niemals zuvor in ihrem gesamten Leben hatte Dhalia etwas so unglaublich Schönes gesehen. Jede Wendung ihres Kopfes offenbarte ihr ein neues Feuerwerk aus Farben und Licht. Selbst die Höhlenwände schienen in Tausenden von Farben zu funkeln.
Erst nach einiger Zeit gelang es der jungen Frau, sich aus ihrer Verzückung zu lösen. Verunsichert blickte sie sich um. Sie konnte sich an dem Schauspiel zwar kaum satt sehen, doch konnte sie nichts entdecken, das ihr irgendwie weiterhalf.
Sie versuchte, die Höhle nach weiteren Hinweisen mit ihren Augen zu durchsuchen, doch sie wurde von den Lichtern um sie herum geblendet. Schon nach kurzer Zeit musste sie ihre schmerzenden Augen schließen. Doch auch so tanzten dunkle und helle Flecken weiterhin vor ihren Augenlidern.
So kam sie nicht weiter.
Einer plötzlichen Eingebung folgend legte sie eine Hand auf die Kugel. Die Reaktion war verblüffend. Das Licht wurde sofort schwächer und sie befürchtete schon, es würde wieder ausgehen. Doch stattdessen veränderte es sich nur so weit, dass sie sich problemlos umsehen konnte, ohne vom Funkeln und Glitzern um sie herum abgelenkt und geblendet zu werden.
Erfreut stellte sie fest, dass nun, da das Licht sanft die Höhle erleuchtete, der Weg, der sie über den See geführt hatte, klar hervortrat. Er zeigte genau auf eine Ecke der dreieckigen Aussichtsplattform, auf der sie stand. Neugierig blickte sie nach rechts zu der nächsten Ecke. Und tatsächlich ging auch von dort wie ein Strahl ein weiterer Weg über den Staubsee. Sie konnte ihn ganz deutlich erkennen, weil er starr in dem sich stetig bewegenden See blieb. Und auch an der dritten Ecke war eine Brücke. Dhalia folgte ihr mit den Augen und verlängerte sie, bis ihr Blick die Höhlenwand traf. Sie konnte sogar den kleinen Steinhaufen erkennen, mit dem sie den geheimen Eingang in das Gewölbe markiert hatte.
Eine plötzliche Idee ließ sie den Atem aufgeregt anhalten. War es möglich? Konnte es sein, dass sich am gegenüberliegenden Ende der beiden anderen Brücken ebenfalls Geheimwände verbargen?
Aufgeregt griff sie nach ihrem Rucksack, den sie vorhin achtlos auf den Boden geworfen hatte, und hastete hinunter.
Sie konnte gar nicht mehr begreifen, wieso sie so lange gebraucht hatte, um den See beim ersten Mal zu durchqueren. Ohne inne zu halten, lief das Mädchen über die Brücke und weiter geradeaus auf die ihr gegenüber liegende Höhlenwand zu. Ihr Herz machte einen freudigen Sprung, als ihre tastende Hand in der scheinbar soliden Wand versank. Sie hatte Recht gehabt!
Sie ignorierte das eigenartige Gefühl, das sie dabei befiel, einen Teil ihres Körpers einfach in einer Wand verschwinden zu sehen, und streckte vorsichtig ihren Kopf in den angrenzenden Raum.
Er war heller, als sie gedacht hatte. Scheinbar ging das Licht der großen leuchtenden Sphären mühelos durch die falsche Wand hindurch. Überrascht blickte sie sich um. Was auch immer sie hinter der magischen Wand vorzufinden erwartet hatte, das, was sie jetzt sah, war es nicht.
Da ihr offenbar keine Gefahr drohte, trat sie ganz ein und ließ ihren Blick über lange, verstaubte Regale schweifen. Eine Bibliothek, wie unmagisch, fuhr es ihr enttäuscht durch den Kopf.
Dennoch trat sie neugierig näher und nahm einen dicken Folianten aus seinem Regal. Sie schlug ihn auf und fühlte sich eher bestätigt als überrascht, als sie die verschnörkelten Zeichen sah, die die vergilbten Seiten des Buches bedeckten. Sie blätterte weiter. Die Buchstaben, wenn es denn welche waren, erinnerten sie an Blumen und Schmetterlinge, sie waren wunderschön und schienen beinahe lebendig zu sein. Aber sie hatten keinerlei Bedeutung für sie.
Missmutig klappte sie das schwere Buch wieder zu und hievte es zurück an seinen Platz. Abgesehen von der Ästhetik hatte es für sie keinen Wert. Und dennoch konnte sie ihre Augen nicht von den Buchrücken nehmen, als sie langsam durch die Regalreihen schritt. Es musste einfach etwas dabei sein, das ihr weiterhalf. Doch die kunstvollen Runen schienen sie in ihrer Unwissenheit zu verspotten. Vielleicht sollte ich mich wieder treiben lassen, dachte sie skeptisch. Der magische Wind hatte immerhin versprochen, dass ich hier finden würde, wonach ich suche, auch wenn ich selbst nicht genau weiß, was es ist.
Dhalia bemühte sich, ihren Kopf vollständig zu leeren, alle bewussten Gedanken daraus zu vertreiben. Sie spürte, wie ihr Blick an einem in grünes Leder gebundenen Band hängen blieb und wie sich ihr

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