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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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Edelsteinen zu bestehen schien.
Sie wusste nicht genau, weshalb, doch sie holte einen kleinen Beutel hervor und füllte ihn randvoll mit dem glitzernden Staub - ein kleines Andenken an ihren Ausflug in die Feenwelt.

Nachdem sie den Beutel sicher verstaut hatte, erhob sie sich wieder. Sie konnte zwar nicht direkt über den See gehen, doch sie war sich sicher, dass es einen Weg zu dem Turm in der Mitte geben musste. Die besten Chancen hatte sie, wenn sie am Seeufer entlang ging, bis sie eine Brücke oder ein Boot fand. Bevor sie aufbrach, häufte sie wieder einige kleine Steine auf, um ihren Ausgangspunkt zu markieren.

Wenn sie nicht von Zeit zu Zeit stehen geblieben wäre, um weitere kleine Steinhaufen zu bilden, hätte sie meinen können, dass sie überhaupt nicht von der Stelle kam, so gleichmäßig sah alles um sie herum aus. Zu ihrer Rechten konnte die junge Frau vage die Höhlenwand erkennen, die glatt und ohne Unterbrechungen einen perfekten Kreis zu beschreiben schien. Und zu ihrer Linken lag der geheimnisvolle See, dessen leises Rascheln und Fließen das einzige Geräusch außer ihren eigenen Schritten war. Obwohl Dhalia sich aufmerksam nach allen Seiten umsah, konnte sie nichts erkennen, was ihr beim Überqueren des Sees hätte helfen können.
Sie hatte bereits vor einiger Zeit ihre letzte Ölflasche in die Lampe gefüllt und nun betrachtete sie besorgt den Ölstand - lange würde es nicht mehr reichen. Während sie weiterging, suchte sie mit zunehmender Panik nach irgendeinem Anhaltspunkt, doch sie wusste nicht einmal, wie weit sie um den See herum gekommen war. Soweit sie es beurteilen konnte, könnte es Tage dauern, ihn zu umrunden. Genauso gut könnten ihre Markierungen aber auch zwischenzeitlich verschwunden und sie bereits bei ihrer zweiten oder dritten Runde sein.
Mit steigender Hoffnungslosigkeit versuchte Dhalia, die Dunkelheit der Höhle mit ihren Augen zu durchdringen. Es musste ganz bestimmt einen Weg geben, auf die Insel in der Mitte des Sees zu gelangen. Sie musste ihn nur finden. Sonst wäre alles umsonst gewesen. Sie war bereits zu weit gekommen, um ihre Suche ohne Ergebnisse abzubrechen. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, sie sah und hörte nur den raschelnden, funkelnden Staubsee, der sie in ihrer Unfähigkeit zu verspotten schien.
Frustriert hob Dhalia einen kleinen Stein vom Boden auf, wiegte ihn kurz in ihrer Hand und schleuderte ihn dann mit aller Kraft in den See hinein, um sein unveränderliches, ihr den letzten Nerv raubendes Rascheln zum Schweigen zu bringen. Sie wusste, dass es sinnlos war, und doch verschaffte ihr diese kindische Geste Erleichterung. Sie sammelte noch mehr Steine und warf sie nacheinander in den See, wo sie beinahe lautlos versanken, während sie selbst den See, die Höhle und die Feen wütend und herausfordernd anschrie. Ihr wurde erst wirklich bewusst, was sie da tat, als sie ein schepperndes Geräusch hörte, als wäre Stein auf Metall geprallt. Auf gut Glück warf sie noch einige Kiesel in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Und tatsächlich prallte einer der Steine von etwas Festem ab und rollte einige Schritte weiter über die scheinbar nachgiebige Oberfläche des Sees.
Konnte es so einfach sein? War eine Brücke die ganze Zeit in ihrer Reichweite gewesen, ohne dass sie sie in dieser Welt der Illusionen gesehen hatte?
Hastig lief Dhalia auf die Stelle zu, wo die Brücke ihrer Einschätzung nach das Ufer berühren musste. Sie kniete sich hin und tastete vorsichtig mit ihrer Hand. Erst als sie tatsächlich auf etwas Festes stieß, merkte sie, dass sie vor Aufregung den Atem angehalten hatte.
Zögernd setzte sie einen Fuß nach vorn und verlagerte vorsichtig ihr Gewicht auf die unsichtbare Brücke. Sie schien sie zu tragen. Dadurch ermutigt setzte die junge Frau auch den zweiten Fuß darauf und machte einen kleinen Schritt nach vorn. Ihr Gesicht war nun genau der Spitze der kleinen Insel in der Mitte des Sees zugewandt. Sie war sicher, dass die Brücke geradewegs dorthin führte. Dennoch tastete sie mit ihrem Fuß immer erst nach dem Weg, bevor sie ihn in den glitzernden Staub hinabsenkte.
Die Brücke war nicht lang und doch musste Dhalia sich erst einmal hinsetzen, als sie endlich den festen Fels der Insel erreichte, weil ihre Beine vor Anspannung zitterten.
Während sie sich ausruhte, wurde der Schein ihrer Lampe immer schwächer und erlosch schließlich ganz. Einige Augenblicke lang ließ die junge Frau die völlige Finsternis auf sich

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