Feenkind
untergebracht waren.
Hinter dem Gebäude blickte er sich um. Als er ganz sicher war, dass sie alleine waren, griff er sich unter das Hemd und holte das goldene Medaillon heraus. Vorsichtig zog Christopher sich die feine Kette über den Kopf und öffnete beinahe feierlich das kleine Schmuckstück.
Dhalia, die ihre Neugier nicht länger zügeln konnte, trat neben ihn und stellte sich auf die Zehenspitzen, um über seine Schulter auf das Medaillon blicken zu können.
Als sie den Inhalt des Schmuckstücks sah, konnte sie sich ein Lachen kaum verkneifen. "Ihr habt mich hierher geschleppt, um mir zu zeigen, wie Ihr als Frau aussehen würdet?"
Über die Heiterkeit in ihrer Stimme verärgert, wollte Christopher den Anhänger schon zuschnappen lassen. Dennoch konnte er nicht umhin, ihren Scharfsinn zu bewundern. Eliza war die Fälschung nicht aufgefallen.
"Das Bild hat nicht zufällig Francesco gemalt, oder?" fragte Dhalia, noch immer grinsend.
"Ihr kennt ihn?" entgegnete Christopher überrascht. "Ich hatte nicht gewusst, dass Francesco so weit gereist war."
"Ich habe ihn mal am Hof getroffen", platzte es aus ihr heraus, bevor ihr auffiel, was sie da eigentlich sagte.
"Am Hof?" Er musterte sie eingehend. "Ihr seid am Königshof gewesen?"
"Was? Oh, nein!" Dhalia lachte gezwungen auf. "Doch nicht der Königshof, der Hof meines Vaters", log sie hastig. "Er hat bei uns kurz Rast gemacht. Und als Dank sehr witzige Bilder von uns allen gemalt." Sie gluckste leise. Bei der Erinnerung an diese glückliche Zeit brauchte sie ihre Heiterkeit nicht vorzutäuschen.
Christopher war nicht sicher, was er davon halten sollte. Doch er würde später noch genug Zeit haben, das herauszufinden. Vorausgesetzt, sie schafften es, Eliza zu entwischen.
"Eigentlich wollte ich Euch ja gar nicht das Bild, sondern das hier zeigen." Er wies auf das Medaillon, während seine Finger geschickt einen geheimen Mechanismus in Gang setzten. Das Bild sprang hervor und ließ eine dahinter liegende Vertiefung sichtbar werden. Darin lag eine einzelne wunderschöne Perle. Zumindest hatte Dhalia diese Kugel, die in den verschiedensten Farben von innen heraus leuchtete, im ersten Augenblick dafür gehalten.
"Was ist das?" fragte sie ehrfürchtig, als Christopher die kleine Kugel aus ihrer Halterung holte und auf seine Handfläche legte. Ihr Leuchten reichte aus, um Christophers Hand und sein dicht darüber gebeugtes Gesicht in ein sanftes, überirdisches Licht zu tauchen.
"Ich weiß nicht, wie man das nennt", sagte der junge Mann leise, beinahe flüsternd. "Doch das ist zweifelsohne das Wertvollste, das ich besitze." Er reichte die Perle Dhalia.
"Wieso tut Ihr das?" fragte sie fasziniert, während sie ihre Hand nach der kleinen Kugel ausstreckte.
Christopher stockte kurz. Ja, wieso eigentlich?
Wahrscheinlich, weil es sich einfach so richtig anfühlte, wie schon lange nichts mehr. "Weil das das Einzige ist, was Euch vor Eliza beschützen kann", sagte er schließlich.
"Danke", erwiderte Dhalia schlicht. Für einen Augenblick trafen sich ihre Augen und sie lächelten sich zaghaft an. Dann legte er die kleine Perle in ihre Handfläche. Sofort verstärkte sich das Leuchten und tauchte die ganze Szene in ein schimmerndes Licht.
"Was soll ich damit machen?" flüsterte Dhalia, ohne ihren Blick von Christophers Gesicht zu nehmen.
"Öffnet sie."
Und tatsächlich ertasteten ihre Finger eine dünne Einkerbung, die einmal um die gesamte Perle herum verlief. Sie presste ihre Fingernägel hinein und zwang so die kleine Kugel, sich langsam zu öffnen. Dabei ging das Leuchten aus der Perle auf Dhalia über. Für einige Augenblicke war ihre gesamte Silhouette von einem geheimnisvollen, silbrig-blauen Schein umhüllt.
Christopher schluckte. Er hatte noch nie gesehen, was diese Kugel bewirkte. Er konnte seine Augen nicht von der zerbrechlichen, fast übermenschlich schönen Gestalt vor sich abwenden. Es schien, als würde die Magie der Kugel alles Gute und Schöne in Dhalia zigfach verstärken, denn in dem einen Augenblick erschien sie Christopher so beängstigend perfekt.
Beängstigend, weil er sich ihr niemals als ebenbürtig würde erweisen können.
Doch so plötzlich, wie es entstanden war, ließ das Leuchten auch wieder nach. Statt der magischen Traumgestalt sah er nun wieder das Mädchen vor sich stehen, das sich im schwachen Mondlicht ihre Hände anschaute, als hätte es sie noch niemals zuvor gesehen.
"Was ist geschehen? Was hat das Licht mit mir gemacht?" Dhalia klang beinahe
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