Feenkind
argwöhnisch. Bisher schien er keine große Rolle in ihren Plänen zu spielen.
"Und nun kommt Ihr ins Spiel." Er schien immer noch nicht zu begreifen und so führte sie ihre Gedanken noch weiter aus. "Ihr seid schon viel herumgekommen. Stellt Euch doch nur vor, dass Ihr womöglich schon mehrmals in der Nähe der Orte gewesen seid, ohne es auch nur zu ahnen. Ich bin sicher, Ihr wisst entweder direkt, wo diese Orte liegen, oder Ihr kennt jemanden, der uns weiterhelfen kann."
"Dann lasst mal hören", ließ sich der junge Mann skeptisch vernehmen. Für ihn klang das bisher ganz und gar nicht nach einem Plan. Kein Wunder, dass die Kleine auf seine Hilfe angewiesen war.
"Der erste Ort ist ein Vulkan. Er muss im Osten des Reiches liegen", fügte sie noch hinzu, als sie sich erinnerte, wo in dem Bild die Sonne untergegangen war. "Und der andere Ort liegt bei einem See am Fuße eines hohen Wasserfalls. Ach ja, und der Vulkan ist von dem See aus ganz weit im Hintergrund zu sehen." Sie nickte zufrieden mit dem Kopf. Sie fand, sie hatte das Bild, das sie so lebhaft vor Augen hatte, gut beschrieben.
Christopher schwieg noch einige Augenblicke, bis ihm dämmerte, dass sie mit ihrer Schilderung fertig war. "Ein See und ein Vulkan also", fasste er zusammen.
Sie nickte enthusiastisch.
"Habt Ihr überhaupt eine Ahnung, wie viele Hunderte von Seen es im Reich gibt?" entfuhr es ihm ungläubig. "Sollen wir sie etwa alle abklappern?"
"Aber da ist ein Wasserfall. Und man kann von da aus den Vulkan sehen." Sie blickte ihn hoffnungsvoll an.
"Na, dann bleiben wir eben an jedem See einmal stehen und sehen uns um, ob wir einen Berg erblicken, der gerade zufällig Feuer spuckt." Er zuckte geringschätzend mit den Achseln. "Tolle Idee. Dürfte nur einige Jahre dauern."
Sie schob beleidigt ihre Unterlippe vor und ihre Augen funkelten zornig. "Ich habe nie gesagt, dass es einfach sein würde. Wieso tut Ihr nicht auch mal etwas Konstruktives für Euren Anteil?"
"Meinen Anteil wovon denn?"
"Von den ..."
"... unvorstellbaren Reichtümern, die dort auf uns warten", unterbrach er sie. "Ja, das sagtet Ihr schon. Was gibt es denn dort genau?"
"Weiß ich nicht", gab sie kleinlaut zu.
"Ich fasse also zusammen: Ihr wisst nicht, was es für Schätze sind, und auch nicht, wo sie liegen. Woher wollt Ihr eigentlich wissen, dass es sie überhaupt gibt?"
"Ich habe Bilder gesehen", fauchte sie. "Ich wusste, dass es ein Fehler sein würde, Euch davon zu erzählen!" Obwohl sie nie erwartet hätte, dass er sich einfach nur lustig über sie machen würde. "Wisst Ihr was, vergesst es einfach. Ich glaube, eine Zusammenarbeit war doch keine so gute Idee." Sie stand heftig auf und schnappte sich ihren Rucksack.
"Wo wollt Ihr denn hin?" fragte er, belustigt über ihre kindische Wut.
"Weg von Euch!"
Er sah Tränen in ihren Augen blitzen, doch sie wandte sich hastig ab. Plötzlich bekam er ein schlechtes Gewissen. Es hatte sie bestimmt viel Überwindung gekostet, ihn einzuweihen. Und er hatte sie nur ausgelacht. Schließlich war sie bloß ein junges Mädchen, und er fand noch immer, dass sie einen Freund dringend nötig hatte.
"Wartet, es tut mir leid. Ich denke, ich weiß, wo Euer Vulkan liegen könnte."
Misstrauisch schaute sie ihn an. Doch er zog sie nur sanft an der Hand, bis sie sich wieder hingesetzt hatte.
"Im Nordosten von hier liegt das Dunaíi-Gebirge. Es ist das größte Gebirge des Reiches und meines Wissens vulkanischen Ursprungs. Wir haben also gute Chancen." Er lächelte sie aufmunternd an. "Mit dem See ist es allerdings um einiges schwieriger", setzte er dann nüchtern hinzu. "Aber darum sollten wir uns später kümmern. Wer weiß", er zwinkerte Dhalia fröhlich zu, "vielleicht machen wir bei dem Vulkan so gute Beute, dass wir uns um den See gar nicht erst zu sorgen brauchen."
"Nein!" entfuhr es ihr erschrocken.
Überrascht sah Christopher sie an.
"Wir müssen den See zuerst finden! Dort liegt der Schlüssel zum Vulkan", improvisierte sie hastig. Sie brauchte doch das Wasser aus dem See, um der Statue Konsistenz zu verleihen, bevor sie sie im Feuer des Vulkans härten konnte. Sie wusste zwar nicht, wie sie das anstellen sollte, und auch nicht, wie sie ihrem Begleiter die fehlenden Schätze erklären sollte. Doch irgendwas würde ihr schon einfallen, wenn sie erst einmal am See waren.
"Der See also zuerst", murmelte Christopher nachdenklich, auch wenn er mit ihrer Erklärung nicht ganz zufrieden war. "Aber ich habe doch schon gesagt, dass ich keine Ahnung habe,
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