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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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wo der liegt", stieß er nach kurzem Schweigen frustriert hervor.
"Jedenfalls liegt der See nicht in hier, in Cip'Rian, dessen bin ich mir sicher", erwiderte sie nüchtern. "Wir müssen also erst einmal über die Grenze gehen."
"Und dann?"
"Und dann versuchen wir, uns eine Karte des gesamten Reiches zu besorgen."
"Darauf werdet Ihr auch nichts Anderes sehen, als das, was ich Euch bereits gesagt habe. Nämlich, dass es Hunderte von Seen im Reich gibt."
"Uns wird schon etwas einfallen", sagte Dhalia zuversichtlich. Sie blickte zu Christopher herüber, der gedankenverloren Muster mit einem Stöckchen in die Erde zu seinen Füßen ritzte. Plötzlich erhellte sich ihr Gesicht. "Aber ja!" entfuhr es ihr. "Christopher, Ihr seid ein Genie."
Verständnislos sah er sie an und sie strahlte zurück.
"Drei Feenorte", sprudelte es aus ihr aufgeregt hervor. "Drei Orte, alle sehr mächtig und miteinander verbunden. Ein Dreieck", setzte sie Stirn runzelnd hinzu, als er immer noch nicht zu verstehen schien. Ungeduldig wies sie mit ihrem Fuß auf das kleine Dreieck, das Christopher in die Erde gezeichnet hatte.
"Ein perfektes, gleichberechtigtes Dreieck." Endlich fiel auch bei Christopher der Groschen. "Wir brauchen also nur einen See zu finden, der genauso weit von der Höhle und dem Vulkan entfernt ist, wie der Vulkan von der Höhle. Das ist genial! Wie kommt Ihr nur darauf?"
Dhalia spürte, wie sie errötete. "War nur so eine Ahnung, pures Glück, schätze ich", winkte sie verlegen ab.
Doch der junge Mann schüttelte nur den Kopf. Von Glück konnte keine Rede sein. Die Kleine war ein Naturtalent. Er war noch nie zuvor einem Menschen begegnet, der die Grundprinzipien der Feenwelt so intuitiv erfassen konnte. "Warum bin ich Euch nicht schon vor zehn Jahren begegnet?" entfuhr es ihm halblaut.
Dhalia lachte. "Vor zehn Jahren hättet Ihr mich keines Blickes gewürdigt. Da war ich immerhin erst acht."
Christopher schmunzelte. "Da habt Ihr wohl Recht."
"Wie weit ist es von hier bis zum Dunaíi-Gebirge?"
Der junge Mann verzog nachdenklich das Gesicht. "Schwer zu sagen, ich bin noch nie dort gewesen. Eine Reise von sechs bis acht Wochen vielleicht. Und, wenn Ihr mit Eurer Vermutung Recht habt, noch einmal so lange von dort bis zum See." Kaum zu glauben, dass alle seine Sorgen in knapp vier Monaten vorbei sein könnten. "Wir sollten uns jetzt ausruhen. Immerhin haben wir einen weiten Weg vor uns." Er grinste sie spitzbübisch an.
"Wobei wir wieder bei unserem Ausgangsproblem mit den Wachschichten wären", grinste sie zurück.
"Ich glaube nicht, dass es nötig sein wird. Es sind nur noch zwei Stunden bis zur Morgendämmerung. Da wird uns wohl niemand mehr angreifen."
"Dann sind wir also Partner?" vergewisserte sie sich.
Er nickte.
"Gut, dann brauchen wir zumindest eine minimale Vertrauensbasis." Sie erhob sich und streckte ihm ihre Hand hin. "Ich verspreche, dass ich mich nicht heimlich wegschleichen werde." Was allerdings nicht bedeutete, dass sie bis zum Ende des Abenteuers bei ihm bleiben musste.
Christopher erhob sich ebenfalls. "Und ich verspreche, Euch nicht zu bestehlen." Was allerdings nicht bedeutete, dass er ihre Sachen nicht durchsuchen durfte, um hinter ihr Geheimnis zu kommen.
Lachend schlug er in ihre ausgestreckte Hand ein. "Einverstanden, Partner."
"Gut, dann lasst uns schlafen."
Trotz seines Versprechen fühlte es sich für Dhalia seltsam an, ihr Lager neben einem Mann aufzuschlagen, den sie kaum kannte und von dessen Absichten sie keineswegs überzeugt war. Doch die Müdigkeit forderte ihren Tribut. Kaum hatte sie sich niedergelegt, war sie auch schon eingeschlafen.
Amüsiert stellte Christopher fest, dass sie ihren Rucksack als Kopfkissen verwendete, obwohl der Sattel viel bequemer gewesen wäre. Ihre Vertrauensbasis war also tatsächlich minimal. Nun, darum würde er sich noch kümmern, beschloss er, als er sich an der ihr gegenüber liegenden Seite des Feuers niederlegte. Bevor er einschlief, fragte er sich noch flüchtig, wieso es ihm eigentlich wichtig war, was dieses Mädchen von ihm dachte.

Am nächsten Morgen erwachte Christopher, weil kaltes Wasser in dünnen Rinnsalen von seinem Gesicht auf seine Brust rann. Wenn es regnete, warum war nur sein Gesicht betroffen? Unwillig schnaubend öffnete er die Augen.
"Na endlich", sagte Dhalia, bevor sie schalkhaft noch mehr eisiges Wasser auf ihn spritzte. Als er unzufrieden sein Gesicht verzog, erhob sie sich, noch immer grinsend. "Frühstück ist gleich fertig", informierte

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