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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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mehr an mir zu liegen."
Das konnte Chris sich einfach nicht vorstellen und das sagte er ihr auch.
Sie lächelte schwach bei seinem Versuch, sie zu trösten. Dann wurde ihr Gesicht wieder abweisend. Die kindliche Verletzlichkeit hatte einer ruhigen Entschlossenheit Platz gemacht. "Es ist nett, dass Ihr mich trösten wollt, aber ich bin kein kleines Kind mehr, vor dem man die unangenehme Wahrheit mit einer netten Lüge verstecken kann. Außerdem", ihr Ton wurde eine Spur schärfer, "sprecht Ihr von Dingen, die Ihr nicht versteht. Und die Euch auch nichts angehen", setzte sie warnend hinzu.
Der junge Mann nickte. Er würde sie nicht drängen. Irgendwann würde sie es ihm schon erzählen. "Wie auch immer", sagte er bemüht fröhlich. "In ein paar Monaten könnt Ihr, wenn Ihr es wünscht, hierher zurückkehren und Euch eine neue Zukunft aufbauen, wenn Euch die alte nicht mehr gefällt."
Verwundert sah sie ihn an. "Was wird in einigen Monaten schon viel anders sein?"
Christopher erwiderte ihren Blick, als wäre sie gerade vom Himmel gefallen. "Wir sind dann steinreich, Mädel!" entfuhr es ihm fassungslos.
"Ach das." Sie winkte es ab, als wäre unermesslicher Reichtum eine Lappalie.
Besorgt blickte Chris in den Himmel. Nein, einen Sonnenstich konnte sie nicht abbekommen haben.
Sie lachte widerwillig, als sie sein verdutztes Gesicht sah. "Ihr glaubt wohl, alle Probleme lassen sich mit Geld lösen." Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
"Jupp", sagte er im Brustton der Überzeugung. "Das kann nur jemand bezweifeln, der seinen Lebtag noch keine Geldsorgen hatte", setzte er hinzu. "Seid Ihr reich?" fragte er dann argwöhnisch.
Sie lachte. "Letzte Nacht haben wir beinahe mein letztes Geld verbraucht. Ich bin also wahrscheinlich noch ärmer, als Ihr es seid. Aber meine Eltern hatten genug, so dass es uns zum Leben reichte."
"Dann könnt Ihr noch nicht wissen, wie wichtig es ist, einen wohlgefüllten Geldbeutel zu besitzen."
"Und Ihr wisst nicht, wie es ist, echte Probleme zu haben, die sich durch Geld allein nicht lösen lassen." In ihrem Ton schwang eine seltsame Mischung aus Mitleid und Neid, die Christopher nicht so recht zu deuten wusste. "Das Leben wäre so viel einfacher, wenn außer Geld nichts eine Bedeutung hätte", setzte sie nachdenklich hinzu.
"Hey, das habe ich nun auch nicht gemeint", protestierte der junge Mann beleidigt. "Geld ist mir wichtig, ja", verteidigte er sich. "Das heißt aber noch lange nicht, dass mir nichts oder niemand sonst etwas bedeutet."
Herausfordernd blickte Dhalia ihn an. "Ach ja? Wann habt Ihr denn das letzte Mal etwas für andere getan, ohne dass es Euch selbst einen Vorteil brachte?"
Christopher verstummte betroffen.
Dhalia merkte, dass ihre Worte ihn verletzt hatten. Es gab also tatsächlich noch Hoffnung für ihn. "Es ist nicht schlimm, in erster Linie an sich selbst zu denken", sagte sie nun etwas sanfter. "Es ist bloß ... menschlich. Und auch aus egoistischen Motiven können gute Taten entstehen. Und das ist es, was letztendlich zählt - Taten, nicht ihre Motive. Ihr habt mich vor Eliza gewarnt und etwas Wertvolles geopfert, um mich zu schützen. Ihr mögt Eure Gründe dafür gehabt haben. Gründe, die ich nur erraten kann, doch für Eure Tat bin ich Euch dankbar." Sie beugte sich zu ihm hinüber und legte ihre Hand sanft auf die seine. Doch bevor er ihren Druck erwidern konnte, nahm sie sie wieder fort.
Beinahe schüchtern blickte Chris zu seiner Begleiterin herüber. Ihre ganze Gestalt strahlte eine dermaßen natürliche, sanfte Würde aus, dass er sich zum wiederholten Male fragte, wer sie wohl war. Er beobachtete sie, wie sie leichtfüßig über den unebenen Waldboden schritt - elegant und beinahe lautlos. Wie sie Sträuchern und Zweigen in ihrem Weg geschickt auswich, sie, wo es nötig war, beiseite bog, doch niemals abbrach. Zum ersten Mal kam er sich wie ein Trampel, wie ein ungehobelter Klotz vor, obwohl er sich im Wald normalerweise ebenso wohl fühlte wie im Getümmel der Großstadt. Doch bei der natürlichen Eleganz neben sich konnte er einfach nicht mithalten. Und dabei kam ihm seine Begleiterin merkwürdig bekannt vor. Hätte er sie nicht schon außerhalb des Waldes getroffen und hätte sie nicht etwas so Profanes wie einen Wanderstock in der Hand, er hätte sie für eine der legendären Waldnymphen gehalten, die einen Streifzug durch ihr Reich unternahmen.
Er merkte, dass seine Gedanken abschweiften, und schüttelte unwillkürlich den Kopf, um ihn wieder klar zu

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