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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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bekommen. Die Erscheinung neben ihm schrumpfte wieder zu einem hübschen Mädchen zusammen, geheimnisvoll zwar, aber eindeutig aus Fleisch und Blut. Es war einfach erstaunlich, wie mächtig die Magie der Wälder noch immer war - die älteste Verteidigung der Alten Feen gegen allzu neugierige Menschen.
Der Zauber, den der Wald über ihn gelegt hatte, war zwar verflogen, doch das Bild von Dhalia, das dieser heraufbeschworen hatte, hatte sich fest in Christophers Gedächtnis eingebrannt.
Die junge Frau, die einige Schritte vor ihm ging, blieb plötzlich stehen und ließ ihre Schultern langsam kreisen, wie um eine Verspannung zu lösen. Doch es half nichts. Der Schmerz, der am Vortag so plötzlich erschienen war, war zu ihrem ständigen Begleiter geworden. Er war nicht stark und zeitweise gelang es ihr, ihn zu vergessen, und doch war er immer gegenwärtig - ein leichtes Ziehen zwischen ihren Schulterblättern.
"Ist alles in Ordnung?" fragte Chris leicht besorgt, als er zu ihr aufschloss.
"Aber sicher doch." Sie straffte ihre Schultern und ging weiter. Ihr Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln, als sie seinen Blick schon wieder auf sich ruhen spürte. Es wurde Zeit, dass sie den Spieß mal umdrehte und etwas mehr über ihn erfuhr.
"Wo kommt Ihr eigentlich her, Christopher?"
Noch bevor er antworten konnte, hörte er ein gurrendes Geräusch und bedeutete Dhalia stehen zu bleiben. Er hatte seine Hand jedoch kaum erhoben, als die junge Frau schon ihren Bogen, der plötzlich in ihrer Hand lag, gespannt hatte und nacheinander zwei surrende Pfeile abschoss. Sofort lief sie los, um ihre Beute zu holen.
Kurze Zeit später warf sie dem verblüfft dreinschauenden Mann mit einem überlegenen Lächeln zwei fette Tauben in die Arme. "
    Ich
jage und
    Ihr
kocht!"
Fassungslos sah er auf die Vögel, bevor er sie fügsam an seinem Sattelknauf festband. Diesmal würde er es ihr durchgehen lassen. Aber er war fest entschlossen, die nächste Mahlzeit selbst zu besorgen.
"Wo habt Ihr eigentlich so schießen gelernt?" fragte er Dhalia, als sie ihren Weg wieder fortsetzten.
"Mein Vater war schon immer der Ansicht gewesen, dass ein Mädchen in der Lage sein sollte, auf sich aufzupassen."
"Hatte er einen besonderen Grund für diese ungewöhnliche Ansicht gehabt?"
Sie zuckte mit den Achseln, sagte jedoch nichts. "Eigentlich wolltet Ihr mir etwas über Euch erzählen."
"Ach, wollte ich das?" Lächelnd zog Christopher die Augenbrauen hoch, schien aber nicht abgeneigt. "Was wollt Ihr denn wissen?"
"Wo Ihr herkommt, was Ihr hier macht, woher Ihr Eliza kennt."
"Das sind aber viele Fragen", stellte er schmunzelnd fest. "Doch irgendwie müssen wir die Zeit ja rumkriegen. Ich schätze, meine faszinierende Lebensgeschichte reicht ungefähr bis zum Mittagessen."
Dhalia warf einen Blick auf die Sonne. Mittag war noch etwa eine halbe Stunde entfernt. "Bis Ihr mir nicht alles über Euch erzählt habt, gibt es nichts zu essen", ermahnte sie ihn scherzhaft.
"Klingt fair. Tja, wie fange ich am besten an? Geboren wurde ich in Alandia. Ja, in der Hauptstadt", bestätigte er, als er Dhalias ehrfürchtigem Blick begegnete. "Meinen Vater habe ich nie kennen gelernt, meine Mutter starb, als ich noch klein war."
"Das tut mir leid", murmelte die junge Frau.
"Das braucht es nicht", winkte Christopher ab. "Es ist schon sehr lange her. Auf jeden Fall hatte sie in einer Wirtsstube gearbeitet und die anderen Frauen zogen mich auf." Er lächelte leicht. "Wie Ihr seht, ist das die typische Geschichte eines gewöhnlichen Gossenjungen." Dhalia wollte protestieren, aber er hob Einhalt gebietend die Hand. "Doch, doch. Und genau das war ich auch. Habe mich mit kleinen Diebstählen über Wasser gehalten, seit ich alt genug dafür war. Nichts Außergewöhnliches. Mit fünfzehn hatte ich eine gewisse Berühmtheit erlangt, so dass ich von anderen Banden endlich in Ruhe gelassen wurde. Ich konnte mich also auf etwa fünf halbwegs erfolgreiche Jahre freuen - Einbruch, Diebstahl, Gaunereien, solche Sachen eben - bis ich dann mit ungefähr zwanzig dem unausweichlichen Schicksal der meisten Kleinkriminellen - dem Strick - begegnet wäre. Und dann lief mir Del über den Weg."
"Wer?"
"Del. Er hatte meinem Leben eine neue Richtung gegeben. Zwei wundervolle Jahre lang war er mein Mentor gewesen. Hat versucht, mir möglichst viel über Feen, Artefakte und Magie beizubringen. Er war ein toller Kerl." Christophers Stimme klang nachdenklich. "Manches von dem, was er mir erzählt hatte, habe ich

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