Feenkind
und bohrte seine Fersen in die Flanken seines Pferdes. Bevor Dhalia ihn fragen konnte, was überhaupt los war, galoppierte er ihr schon davon.
Verärgert schwang sie sich ebenfalls in den Sattel. "Ich dachte, reiten mache zu viel Lärm", schrie sie ihm zu, als sie ihn einholte.
"Das spielt keine Rolle mehr", stieß Christopher hervor. "Sie sind uns schon auf den Fersen."
Rasch wandte Dhalia den Kopf nach hinten, konnte jedoch nichts entdecken. "Woher wollt Ihr das wissen?" Sie musste schreien, um gegen den Gegenwind anzukommen.
Der junge Mann wartete, bis sie wieder Kopf an Kopf mit ihm ritt. "Ich habe ein paar Alarmzauber hinter uns platziert. Sie haben gerade den ersten ausgelöst."
"Was können wir noch tun?"
"Nichts, außer dem Versuch, sie so weit wie möglich hinter uns zu lassen. Vielleicht gelingt es uns, sie irgendwann abzuschütteln."
"Irgendwann?" Diese Aussicht behagte Dhalia nicht besonders. Sehr lange würden ihre Pferde das mörderische Tempo, das Christopher eingeschlagen hatte, nicht aushalten. "Wie schnell sind sie?" fragte sie beunruhigt. Sie musste an sich halten, um sich nicht schon wieder nach den Verfolgern umzudrehen. Sie meinte, beinahe das Getrappel ihrer Füße zu hören.
"Zu schnell", antwortete ihr Begleiter grimmig. Der Stein in seiner Tasche glühte wieder auf. Der rötliche Schein war sogar durch den Stoff hindurch zu sehen.
"Sie holen auf", stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
Dhalia hörte die Panik in seiner Stimme.
Ihr Verstand arbeitete fieberhaft. Sie konnten nicht davon laufen. "Vielleicht sollten wir ihnen eine Falle stellen. Wenn wir sie aus dem Hinterhalt angreifen, hätten wir vielleicht eine Chance."
Chris warf ihr einen vernichtenden Blick zu. "Ihr habt noch nie mit Viszerern zu tun gehabt. Sie würden die Falle noch von weitem entdecken und sich so an uns hereinschleichen, dass wir sie erst entdecken würden, wenn sie schon über uns sind."
"Dann haben wir also gar keine Chance?"
"Doch, die haben wir", erwiderte Chris mit grimmiger Entschlossenheit. "Wenn es uns gelingt, den Fluss zu erreichen, bevor sie uns fassen, haben wir es geschafft. Sie scheuen das Wasser." Er verstummte. "Es liegt doch ein Fluss vor uns, oder nicht?" fragte er sie plötzlich besorgt.
"Ja, irgendwo hinter der Grenze. Aber ich weiß nicht, wie weit es noch ist."
"Das werden wir wohl bald herausfinden."
"Der Stein, er glüht schon wieder", sagte Dhalia, die immer wieder ein Auge auf Christophers Tasche geworfen hatte, plötzlich nach einer Weile.
"Ich weiß. Das war der letzte Alarmpunkt."
Er sagte nichts weiter, doch sie wusste auch so, was es bedeutete - sie würden es nicht schaffen.
Obwohl sie Bruno so antrieb, dass ihm der Schaum vor dem Mund stand, zögerte sie nur das Unvermeidliche hinaus. Vielleicht sollten sie doch umdrehen und den Verfolgern von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten.
Sie drehte flüchtig den Kopf nach hinten, konnte aber keine Verfolger entdecken. Noch war also Zeit. Sie konnten sich noch verstecken. Sie war sicher, dass sie mit ihrem Bogen einige von ihnen zur Strecke bringen würde. Doch als sie ihren Kopf wieder nach vorne wandte, sah sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung.
Die Geschöpfe schwärmten bereits aus.
Sie durften auf keinen Fall zulassen, dass die Viszerer sie umzingelten! Dhalia beugte sich ganz nah an Brunos Hals herunter und trieb ihn noch stärker an.
Auch Christopher hatte die rasch zu ihnen aufschließenden Verfolger schon bemerkt. Mit einer Stimme, die von dem kühlen Wind schon beinahe heiser war, spornte er sein Pferd noch weiter an. Doch er konnte nicht mit Dhalia mithalten.
Vielleicht konnte wenigstens sie entkommen. Vielleicht konnte er ihr ein paar wertvolle Minuten verschaffen, wenn die Viszerer ihn erwischten. Chris wunderte sich über sich selbst. Ihm war noch niemals zuvor der Gedanke gekommen, mit seinem eigenen Leben ein anderes zu retten.
Aber noch hatten sie ihn nicht.
Selbst sein Hengst schien seinen drängenden Wunsch zu entkommen zu spüren, denn trotz seiner Erschöpfung setzte er gerade zu einem meisterhaften Sprung über einen umgestürzten Baum an.
Doch er sollte niemals vollendet werden.
Wie in Zeitlupe sah Chris, wie sein Pferd alle Viere fest in den Boden rammte, so dass er selbst durch die Luft flog, schmerzhaft gegen eine unsichtbare Mauer in der Luft prallte und dann mit dem Gesicht nach unten zu Boden fiel, während Dhalia sich ungehindert immer weiter entfernte. Er spürte die Viszerer, die ihn umzingelten,
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