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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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nicht täusche. Ein Teich,
Blumen, eine Bank aus Packkisten. Viel Efeu, der die Wände
hochkletterte.«
    »Genau. Wenn man weiß, wonach man suchen muß,
findet man sie überall. Es bewahrt die Typen vor dem Durchdrehen
und trägt dazu bei, die Stadt Stück für Stück neu
zu beleben. Wir bilden eine unsichtbare Gemeinschaft, die versucht,
die Zivilisation zurückzuerobern. Es gibt geheime Zeichen und
Wege und Treffpunkte. Natürlich hat es immer schon
Versammlungsorte für die Säufer gegeben, und auch die
Junkies und Diebe ziehen es vor, unter ihresgleichen zu bleiben. Aber
Sie können auch Gleichgesinnte treffen, um Schach zu spielen,
sich zu unterhalten, oder sonstwas. Die beiden Saxophonspieler da
drüben gehören zu einem Kollektiv, das in Kliniken auftritt
und Jam-Sessions veranstaltet, wo Leute ihre Technik verbessern
können. Sie verstehen, wovon ich spreche?«
    »Ich habe einige dieser Dinge beobachtet.«
    Claude grinst. Er schwitzt trotz der Kälte. Seine Kleider
riechen stark nach Schweiß und Holzrauch. Ein rotes Tuch ist um
seine Stirn gebunden, und über dem Coverall trägt er eine
weiße Schürze.
    »Wir schätzen eure Arbeit. Diese Suppenküche
drüben am Haupteingang – auch das ist gut gemeint. Aber wir
haben unsere eigene Organisation. Ich wollte mal seßhaft
werden, mit einem festen Job und so. Ich war wirklich Koch, aber das
ging verdammt in die Hose. Ständig gesagt zu kriegen, was man zu
tun und zu lassen hat, immer für das System zu malochen. Nein,
wir haben unser eigenes Ding aufgebaut.«
    »Ich verstehe.«
    »Unsere Leute haben sich umgehört. Ich sagte ihnen,
daß Sie vom Mobilen Hilfsdienst sind. Es gibt da ein paar Typen
aus Algerien, die auf der Straße Modeschmuck verkaufen, so Zeug
aus Kupferabfällen. Sie kennen diesen Mann. Zwei von ihnen
warten drüben, wo die Bäume anfangen. Hey, kriege ich nun
diese Zigarette?«
    Morag reicht ihm das Päckchen. Claude fischt die Zigarette
heraus, hält sie hoch und zerbröselt sie dann zwischen
seinen dicken Fingern.
    »Rauchen ist schlecht für Sie.«
    Und er schlendert lachend zu seiner Kochstelle zurück, um
seine Helfer wieder anzutreiben.
    Morag gibt sich den beiden Algeriern zu erkennen. Ja, er wisse,
wer der Typ sei, den sie sucht, erklärt der ältere Mann,
und seine Stimme klingt so trocken wie Staub. Er sei allen Bewohnern
des Magic Kingdom gut bekannt.
    »Sagen Sie das noch einmal!«
    »Sie wissen es«, sagt der alte Mann. Die Kapuze seiner
Jacke fällt ihm so ins Gesicht, daß nur das Ende seines
weißen Bartes zu sehen ist.
    »Sie leben dort?«
    Morag entdeckt zu ihrem Unbehagen, daß der andere Algerier
sie unentwegt ansieht – aber eher traurig als drohend. Sie
erwidert seinen Blick, und er sagt: »Der Mann, den Sie suchen,
hat einen verwirrten Geist, aber er hält die Dämonen von
uns fern.«
    »Dämonen?« Morag merkt, daß sie um so weniger
versteht, je mehr sie erfährt. Dann dämmert ihr, was er
meint. »Ach so – Feen!«
    »Manche nennen sie Feen«, sagt der ältere Mann.
Etwas bewegt sich in den Schatten seiner Kapuze. Es ist eine
weiße Ratte. Die Schnurrhaare zu beiden Seiten ihrer rosa
Schnauze zucken, als sie prüfend umherschnuppert.
    Das Gespräch mit dem kleinen Mädchen kommt Morag in den
Sinn, und ihre Haut beginnt zu prickeln.
    Ein Helikopter zerhämmert die Schwärze über dem
Jardin des Plantes. Sein Suchscheinwerfer ist ein gleißender
Finger weißen Lichts, der hierhin und dorthin tastet. Das
Astwerk der Bäume auf dem kleinen Hügel hinter dem
Kochfeuer erzittert unter dem Windsog der niedrig fliegenden
Maschine.
    »Haben Sie je den Namen Mister Mike gehört?« fragt
Morag.
    Der zweite Algerier entgegnet ruhig: »Sie sind gleich
da.«
    »Wer? Wer denn?«
    Aber keiner der Männer gibt darauf eine Antwort.
    Der Helikopter kommt zurück. Er fliegt niedrig und sehr
langsam, schwenkt mit abrupten Insektenbewegungen hierhin und
dorthin. Der weiße Speer seines Laser-Scheinwerfers fährt
nach unten, erlischt, erhellt einen anderen Fleck. Überall im
Park bleiben Menschen stehen und starren nach oben. Jenseits des
Haupttors blinken die Blaulichter von Polizeifahrzeugen.
    Morag wird klar, daß Dr. Science sie irgendwie markiert hat.
Der Helikopter streicht seitlich über Claudes Kochstand hinweg.
Der Rauch von den Feuerstellen wirbelt in alle Richtungen.
Kartonstapel fallen um, und es regnet Brotscheiben, als habe sich ein
Wunder ereignet. Ein Lichtspeer schießt nach unten und
läßt Claude mitten in einer

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