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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Drohgebärde mit seinem
hölzernen Kochlöffel erstarren. Sein Coverall flattert im
Sturm, den die Rotoren entfachen. Claude brüllt zornige
Flüche.
    Der Scheinwerfer erlischt und flammt über einem Fleck
zertrampelten Rasens wieder auf. Er erlischt und hat im nächsten
Moment die beiden Algerier erfaßt. Sie achten nicht auf den
Helikopter; sie sehen Morag an. Der jüngere Mann weint still vor
sich hin. Tränen glitzern auf seinen Wangen und tropfen ihm vom
Kinn. Sein Mund ist offen. Die Zunge zuckt und windet sich wie eine
gefangene Schlange, aber er kann nicht sprechen.
    Morag geht rückwärts, bis sie die Bäume erreicht
hat, dann dreht sie sich um und rennt los. Der Helikopter steigt
über dem Hang auf. Der Scheinwerfer geht an und aus, flackert
wie Wetterleuchten zwischen dem Astgeflecht. Morag läuft mitten
durch ein Obdachlosen-Lager, kann gerade noch einer Frau ausweichen,
die in schmutzige Decken gewickelt am Boden liegt. Sie
übersteigt einen niedrigen Zaun, reißt sich die
Handflächen am Stacheldraht wund und überquert die
asphaltierte Plattform auf der Hügelkuppe. Die Zweige der
prachtvollen alten Zeder rauschen wie in einem Sturm, und ein Regen
duftender Nadeln geht über Morag nieder.
    Licht stößt in die Tiefe, bricht sich in den Baumkronen
zu einem Moiremuster. Der Helikopter ist direkt über ihr. Eine
Lautsprecherstimme dröhnt los, wird von elektronischem Rauschen
übertönt. Morag umrundet den Baum und hastet die steile
Treppe auf der anderen Seite des Hügels hinunter. Ein Mann
taucht aus dem Dunkel auf und versucht sie am Arm festzuhalten, aber
sie versetzt ihm einen Stoß und läuft weiter, ohne sich
umzudrehen. Er ruft ihr etwas nach, aber sie ist schon außer
Reichweite.
    Am Ende der Stufen ist ein kleiner Garten mit einem Teich. Die
runden Blätter von Seerosen liegen wie Fußspuren auf dem
schwarzen Wasser. Morag wirft sich nach vorn und schreit
unwillkürlich auf, als das eisige Wasser über ihr
zusammenschlägt.
    Triefend erhebt sie sich und taucht sofort wieder unter, als der
Helikopter in niedriger Höhe vorbeiknattert. Der Lichtstrahl
bohrt sich ein Dutzend Meter von ihr entfernt in das Gelände,
erhellt die weiße Steinstatue einer nackten Frau und erlischt.
Der Helikopter entfernt sich.
    Fembots. Irgendwie ist es Dr. Science gelungen, sie mit Fembots zu
markieren. Das erfordert nicht viel. Mit einer einzigen
Berührung können Tausende von winzigen Tonaufnehmern,
Transmittern und Einzelbild-Kameras mit Fischauge-Optik aufgebracht
werden, deren digitalisierte Daten sich jederzeit abrufen lassen. Das
Wasser hat sie weggespült, und die Spur, der die
Helikopter-Besatzung folgte, ist nun verwischt.
    Morag watet zum Rand des Teiches. Ihre Zähne klappern, und
sie zittert am ganzen Körper, als sie das Ufer erklimmt. Ein
Mann steht neben der Frauenstatue. Er scheint aus dem Nichts
aufgetaucht zu sein, ein Gespenst, halb Schatten und halb
grünliches Laternenlicht. Es ist der Mann aus ihrer Wohnung. Er
umklammert zwei Plastikgriffe und zieht sie mit einem scharfen Ruck
auseinander. Morag hört ein leises Schwirren und weiß,
daß er der Werwolf ist, daß dieses Ding in seinen
Händen eine Monofil-Würgeschnur ist.
    »Armand!« sagt sie, erstaunt, daß sie trotz ihrer
Furcht sprechen kann. »Tun Sie es nicht, Armand! Ich kann Ihnen
helfen!«
    Der Werwolf grinst und stürzt auf sie zu. Licht explodiert
hinter Morags Schläfen. Sie wird gegen den Boden gedrückt.
Der Werwolf packt ihr Haar und zerrt daran, versucht ihren Kopf zu
heben. Sie wehrt und windet sich, weil sie weiß, daß er
die Hauptschlagader mit einem Ruck durchtrennen kann, wenn er erst
einmal die Schnur um ihren Hals geschlungen hat.
    Und jemand schreit mit schriller, rhythmischer Stimme:
»Sirius! Sirius! Sirius!«
    Der Werwolf läßt ihr Haar so unvermittelt los,
daß sie mit dem Hinterkopf hart gegen den Boden prallt. Morag
liegt halb betäubt da, während der Mann zurückgerissen
wird. Jemand hilft ihr auf die Beine. Es ist Katrina. Sie grinst wie
bescheuert.
    Armand, der Werwolf, liegt zwei Meter neben ihr lang ausgestreckt
auf dem Rücken. Er schluchzt und stößt sonderbare,
halb erstickte Laute aus. Alex Sharkey beugt sich über ihn und
sagt unbeholfen: »Na, na! Ist ja wieder gut!«
    Morag erkennt, daß die Sache von Anfang an geplant war. Die
beiden haben sie seelenruhig in die Falle tappen lassen. »Ihr
Arschlöcher!« zischt sie wütend. »Ihr verdammten
Arschlöcher!«
    Katrina kratzt sich den

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