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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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psychoaktive Viren und Fembots in zahllosen Varianten. Wir
sind ziemlich sicher, daß die Dinger nicht gezielt entwickelt
werden, sondern mehr oder weniger zufällig entstehen. Aus der
großen Vielfalt wählen die Feen dann diejenigen Typen aus,
die ihrem jeweiligen Zweck am ehesten entsprechen. Das gleiche
geschieht im Interface: Die Bewohner nehmen Luftproben und versuchen
die Sorten herauszufiltern, die sie verwerten können. Aber die
Viren hier stammen nicht aus dem Interface. Die hat der Werwolf im
Magic Kingdom selbst aufgeschnappt. Einige davon könnten eine
Art Loyalitäts-Seuche der Feen übertragen.«
    »Die meisten fallen in das übliche
Interface-Spektrum«, wirft Max ein. »Aber es gibt ein paar
bedeutsame Ausnahmen.«
    Licht zuckt über die Holo-Anlage, und auf dem Bildschirm
erscheint ein halbes Dutzend klumpig zusammengeballter Gebilde, die
langsam rotieren.
    »Die Fembots der Feen und der Kreuzzug-Anhänger sehen
ganz anders aus als das Zeug, das Viren-Hacker
verwenden«, sagt Alex. »Zum einen sind sie von Assemblern
hergestellt, die eine geschlechtliche Fortpflanzung ermöglichen.
Deshalb gibt es im Zusammenhang mit dem Kinder-Kreuzzug so viele
unterschiedliche Arten von Fembots. Das ist wie die biologische
Vermehrung einfacher Organismen, bei der die Eltern als Gameten
fungieren. Die Assembler verschmelzen, tauschen nach dem
Zufallsprinzip Teilstücke genetischer Informationen aus –
in diesem Fall Algorithmen – und trennen sich wieder. Ich
vermute, daß es auf dieser Stufe bis zu einem gewissen Grad
auch zu künstlich herbeigeführten Mutationen kommt. Die
beiden neuen Assembler sind Schimären aus der Summe der
kombinierten genetischen Informationen beider Eltern. Die Typen, die
sich als besonders lebenstüchtig erweisen, können dann
Menschen infizieren und sie zu loyalen Anhängern der
Kinder-Kreuzzüge machen. Das ist gesteuerte
Evolution…«
    »… deren Ziel wir leider nicht genau kennen«,
ergänzt Max.
    »Wir wissen nicht einmal, ob es ein Ziel gibt«, sagt
Alex. »Die Assembler verbreiten sich wie HIV. Genau genommen
noch schlimmer, da bereits ein Kuß zur Ansteckung führen
kann. Aber hier haben wir keine Assembler, nur ihre Produkte, und
selbst die sind alle tot – sie können nur in Serum
überleben. Sehen Sie, deshalb wirken die Dinger so eingefallen
und verschrumpelt…«
    Alex lächelt Morag an, aber sie läßt sich von
seinem Fachchinesisch nicht beeindrucken. »Wir wissen bereits,
woher er kommt«, sagt sie ruhig.
    »Die hält das Ganze für eine Schau, Boss«,
sagt Max. »Wir sollten sie gehen lassen.«
    »Was ist?« Alex sieht sie fragend an. »Wollen Sie
aussteigen?«
    »Natürlich nicht. Und ich halte das hier auch nicht
für eine Schau. Es kommt mir nur allzu bekannt vor.«
    »Nun, wenn Sie bleiben wollen, dann können Sie uns
vielleicht helfen«, meint Alex. »Haben Sie je einen
Kontroll-Chip entfernt?«
    Für Morag ist das Routine. Während ihrer medizinischen
Ausbildung hat sie einen Monat lang in der Leith-Klinik für
offenen Strafvollzug gearbeitet, wo sie Neuverurteilten
Überwachungs-Chips einsetzen und nach Ablauf der
Bewährungsfrist wieder entfernen mußte. Wie ein kleines
unabhängiges Gewissen, wie eine Kopie von Pinocchios Ente Gina,
sind solche Chips stets in Alarmbereitschaft, um jede unerlaubte
Handlung des Trägers zu ahnden. Sie beschränken den
Bewegungsraum von Straftätern auf einen bestimmten Radius und
lösen kataleptische Reaktionen aus, wenn die betreffenden
Personen psychoaktive Drogen nehmen oder in verbotene Aktionen
verwickelt werden.
    Der Chip des Werwolfs scheint sich von den Modellen des offenen
Strafvollzugs kaum zu unterscheiden. Er sitzt auf einem
schieferkleinen Stecker, der in die rechte Augenhöhle
implantiert ist. Morag betäubt die Augenmuskeln mit einem
Curare-Spray, schiebt den Augapfel leicht zur Seite und zieht den
Chip mit Hilfe einer Mikro-Schablone, die sich an die
Augenhöhlen-Konturen des Werwolfs anpaßt. Sie hat keine
Möglichkeit, die Pseudoneuronen zu beseitigen, die Fembots
spinnen, um die Hardware des Chips mit den Neuronen der Hirnrinde zu
verbinden, aber ohne den Kontroll-Chip sind diese Bio-Verbindungen
inaktiv. Der Chip ist nicht größer als eine Mikronadel.
Max untersucht ihn im Scanner und verkündet, daß es sich
um ein echtes Armee-Modell handelt.
    Alex stemmt Armand die Kiefer auseinander und betrachtet
aufmerksam seine Zunge, zuckt aber nur die Achseln, als Morag ihn
fragt, wonach er sucht. »Wir holen

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