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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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auch
gesellschaftliche Trends. Auf dem Mond und dem Mars wuseln jetzt
schon Tausende von Mobots herum, in die sich die Erdbewohner
jederzeit einklinken können – und bald wird es allein auf
Mars Millionen dieser Dinger geben, weil die Astronauten gerade dabei
sind, eine Fabrik vor Ort zu errichten. Zum Jupiter ist eine Sonde
unterwegs, die sich nach der Landung selbst vervielfältigen
soll. Die Menschen in den Rand-Arkologien verbringen zumindest die
Hälfte ihres Daseins in virtuellen Welten oder an der Strippe
einer Maschine, die für sie auf Entdeckungsreisen
geht.«
    Morag denkt an die Exkursionspuppen, die gehorsam im
Gänsemarsch durch die Straßen und Museen von Paris ziehen
und die Sehenswürdigkeiten der Stadt mit den Augen virtueller
Touristen betrachten.
    »Die nächste Stufe besteht darin, die Barriere zwischen
Geist und Maschine zu überwinden«, fährt Alex fort.
»Das ist seit fünf Jahren möglich, aber nahezu
unerschwinglich. Dennoch streben immer Menschen dieses Ziel an. Wir
befinden uns in einem Zeitalter der Solipsisten, und ich habe nicht
schlecht damit verdient, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Ich
begann mit psychoaktiven Viren für Raver und tat mich
später mit Liebesbombern wie Max zusammen. Aber es gibt noch
viel radikaleres Zeug als alles, was ich je hergestellt habe. Sogar
noch radikaler als Soma, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    »Was hat das alles mit der Rettung des Jungen zu tun?«
fragt Morag ungeduldig.
    »Armand braucht Soma. Es macht körperlich abhängig,
und er wird ziemlich auf Entzug sein. Dann lassen wir ihn laufen. Er
wird uns den Weg ins Magic Kingdom zeigen. Ich habe einen Kontaktmann
im Interface, der uns helfen wird. Für einen bestimmten
Preis.«
    »Und dann?«
    »Vertrauen Sie uns! Wir machen das nicht zum ersten
Mal.«
    »Sie sollen herausfinden, woraus dieses Soma besteht? Das ist
Ihr wahres Motiv?«
    »Mein wahres Motiv habe ich Ihnen bereits genannt. Das Soma
dient nur der Finanzierung.«
    »Diese Frau. Wenn ich nur glauben könnte, daß es
so einfach ist!«
    »Liebe ist nie einfach«, sagt Alex.

 
14    Das Interface
     
     
    Niemand hält sie auf, als sie das Interface ansteuern. Alex
zahlt die horrende Mautgebühr mit einer Platin-Kreditkarte, und
das Taxi wird auf den großen, nahezu leeren Parkplatz
durchgewinkt.
    Armand wirkt benommen; er ist schweißüberströmt
und zittert am ganzen Körper. Morag erkennt die Entzugssymptome
und würde ihn gern stabilisieren, weil sie ein Herzversagen
befürchtet, aber Alex behauptet, er würde schon
durchkommen, und sie muß ihm glauben. Dennoch flößt
sie ihm etwas Orangensaft ein, ehe sie ihn bei Katrina im Taxi
zurückläßt und Alex über den Parkplatz
folgt.
    Das Interface hat sich um den Haupteingang zum Magic Kingdom
ausgebreitet, auf den Ruinen des größten Hotels, das einst
zur Anlage des Freizeitparks gehörte. Der Bau war
ursprünglich mit Außengerüsten und Türmen
ausgestattet, alle dem Magic Kingdom zugewandt und nach oben strebend
wie Pflanzen, die das Licht suchen. Es gibt sogar Kamera-Plattformen,
die von kleinen Fesselballons hängen. Die plumpen, silbrigen
Luftschiffe schaukeln und glitzern wie schwangere Guppys über
dem regellosen Wirrwarr des Interface. An der Grenze zum Magic
Kingdom saugen Filterfallen, die an riesige schwarze Sonnenblumen
erinnern, die von den Feen freigesetzten Fembots und genmanipulierten
Mikroben aus der Luft.
    Von Firmen beauftragte Forschungsgruppen haben sich im Hotel
selbst einquartiert und zahlen astronomische Preise für jedes
Zimmer mit Blick auf das Magic Kingdom. Aber ein Großteil der
Überwachungs- und Sondierungsaufgaben wird von unabhängigen
Abenteurern und Glücksrittern durchgeführt. Sie leben,
arbeiten und spielen in Wohnwagen, Containern und aufblasbaren Zelten
entlang der holprigen Straßen und Feldwege oder auf Hausbooten
an den Ufern des langgestreckten Sees.
    Das Interface ist eine Zone ohne Plan und Regeln, gepuscht von der
Unsichtbaren Hand des freien Unternehmertums. Wie in einem
Goldgräber-Camp des neunzehnten Jahrhunderts treffen hier Glanz
und Elend auf engstem Raum zusammen. Es gibt ein Dutzend verschiedene
Kommunikationssysteme und ein unüberschaubares Gewirr von Kabeln
und Leitungen. Die Wände sind mit Botschaften vollgesprüht
und mit Reaktions-Postern zugepflastert: Ein unbedachter Schritt, ein
versehentliches Berühren – und schon hat man die volle
Ladung Werbe-Fembots im Gesicht. Es gibt Fastfood-Stände

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