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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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packen und
erwischt nur noch einen Ärmel des silbrigen Steppmaterials, als
Morag in die Tiefe hechtet.

 
15    Wieder oben
     
     
    Morag taucht unter einem Ponton-Steg auf und ringt in einem
winzigen Hohlraum schwarzer, fauliger Luft nach Atem. Schritte
poltern und klappern über ihrem Kopf, entfernen sich. Sie
hält auf einen schmalen Spalt grauen Lichts zu, läßt
das eiskalte Wasser erneut über ihrem Kopf zusammenschwappen,
und kommt zwischen den Bordwänden zweier Hausboote an die
Oberfläche, inmitten von Treibinseln aus totem Laub,
Einwickelpapier und blassen aufgequollenen Kartonresten.
    Die Kälte hat ihre Finger gefühllos gemacht, und das
Gewicht der Stiefel zieht sie nach unten. Sie schafft es, einen Arm
durch ein Fender-Tau zu haken, und ein paarmal tief durchzuatmen.
Dann schiebt sich ein kahlgeschorener Kopf vor den grauen Himmel, und
Katrina beugt sich zu ihr herunter. Sie packt Morag unter den Achseln
und hievt sie nach oben.
    Das Hausboot erweist sich als leerer Schlafsaal. Katrina schaltet
die Alarmanlage aus, schlägt eine Türfüllung ein und
schleppt Morag in eine langgestreckte, von Kojen gesäumte
Kabine. Sie findet ein Bettlaken und läßt Morag allein,
damit sie ihre triefenden Sachen ausziehen und sich abtrocknen kann.
Morag wickelt sich in das Laken und sitzt zähneklappernd da, bis
Katrina mit einem orangefarbenen Coverall über dem Arm
zurückkommt. Er trägt das Logo InScape auf dem Rücken,
ist löchrig, voller Ölflecken und mindestens zwei Nummern
zu groß, aber wenigstens trocken.
    Katrina öffnet eine Packung Tomatensuppe, und Morag hält
den Karton umklammert, während sich der Inhalt erwärmt.
Beim ersten Schluck verbrennt sie sich die Zunge, aber sie trinkt
dennoch weiter, so schnell sie kann.
    Katrina berichtet, daß die Patrouille kam, um Armand
mitzunehmen. Sie steckte das Taxi in Brand und floh, während die
Sicherheitsleute versuchten, die Flammen zu löschen und den
Werwolf zu retten. Dann folgte sie Alex und Morag zur Oncogene.
    »Dieser Bloch wußte über die Aktion genau
Bescheid«, stellt Morag fest. »Er hat euch verraten. Alex
befindet sich in ihren Händen.«
    Katrina kratzt sich den Leopardenfell-Streifen am Hinterkopf.
»Bloch muß einen Deal mit diesen Leuten gemacht
haben«, sagt sie. »Oder mit der Firma, für die sie
arbeiten. Ich habe mit Max gesprochen, und er denkt das
gleiche.«
    »Wie geht es jetzt weiter?«
    Katrina zündet sich eine Zigarette an. »Was, zum Henker,
kümmert Sie das? Ich war von Anfang an dagegen, Sie da mit
reinzuziehen. Sie haben hier nichts zu suchen.«
    »Geben Sie mir auch eine von den Dingern?«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie
rauchen.«
    »Ich habe wieder angefangen.«
    Der Nikotin-Stoß ist schwächer als erwartet, aber nach
ein paar Zügen wird Morag ruhiger. »Ich hatte gehofft, Sie
könnten mir helfen«, sagt sie. »Sie und Alex.
Erzählen Sie mir mehr von Bloch und seinen Freunden. Was werden
sie mit Alex machen?«
    »Alex kann für sich selbst sorgen. Er wird versuchen,
mit diesen Leuten zu verhandeln. Sein Wissen ist einiges
wert.«
    »Sie könnten ihn der Polizei übergeben. Und werden
sie nicht nach uns suchen?«
    »Schlimmstenfalls halten sie Alex fest, bis sie den
Durchbruch geschafft haben, und lassen ihn dann frei.
    Wenn sie erst mal drinnen sind, kann er ihnen nicht mehr
schaden.«
    »Sie scheinen Ihrer Sache sehr sicher zu sein.«
    Katrina erklärt betont geduldig: »Die
Sicherheits-Patrouillen wurden aus Angestellten der drei
Großkonzerne gebildet – und zwar je einem von jedem
Unternehmen. Sie mißtrauen einander, verstehen Sie? Das ist wie
in Berlin oder Wien nach dem Zweiten Weltkrieg. Unsere Verfolger
waren jedoch alle von einer Firma. Zumindest trugen sie die gleichen
Uniformen und waren mit dem gleichen Taser-Modell bewaffnet. Sind Sie
mit der Suppe fertig?«
    »Was? Ach so – ja.«
    Katrina reicht Morag einen Behälter mit Kaffee und
öffnet einen zweiten für sich. »Wir warten hier zwei
bis drei Stunden. Sie wärmen sich ein wenig auf. Dann gehen wir
los. Keine Sorge, es wird uns schon nichts zustoßen. Ich habe
meine Vorbereitungen getroffen.«
    »Haben Sie immer noch die Absicht, ins Magic Kingdom
einzudringen?«
    »Natürlich. Max meint, daß die Typen, die Alex in
ihrer Gewalt haben, ihren Coup heute abend landen werden –
für den Fall, daß wir neue Pläne aushecken.
Außerdem kam es bereits am Vormittag zu einem gewaltigen
Fembot-Ausstoß. Die Festung bröckelt.«
    »Ich weiß. Ich

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