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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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wirkt
unförmig, weil er eine steife schußsichere Weste und
darüber eine offene Bomberjacke trägt. An den Schlaufen
seines Gürtels hängen alle möglichen Geräte und
Täschchen. Schwarzes Zeug ist auf seine Wangen und Stirn
geschmiert. Er gehört zu den Leuten, die sich an der Grenze des
Magic Kingdom herumtreiben, einer der dreckigen kleinen
Schnüffler, denen die Feen übel mitspielen, wenn sie ihnen
begegnen.
    Ähnlich wie die blonde Frau scheint der Spion über die
Anwesenheit des Dicken wenig erfreut. »Ich habe auch in der
Chefetage verhandelt, Bloch – genau wie Sie!« sagt der
dicke Mann. »Aber keine Sorge, es bleiben genug Prozente
für Sie übrig.«
    »Ihr seid alle tot, wie ihr hier steht!« erklärt
Armand.
    »Halts Maul!« weist ihn die Blonde zurecht.
    Der Dicke sieht ihn an: »Die werden auch Sie umbringen,
Armand. Sie sind ein zerbrochenes Schwert. Sie wissen, was mit Leuten
wie Ihnen passiert. Ihre einzige Chance besteht darin, uns zu
helfen.«
    Genau das haben sie Armand im Hotelzimmer eingetrichtert, nachdem
die Medizintechniker sein Blut untersucht und verschiedene Teile
seines Gehirns als Falschfarben-Aufnahmen in einem Fernsehschirm
angeschaut hatten. Alles Lügen. Das Feenvolk wird ihn nicht im
Stich lassen.
    »Laßt mich mit ihm hineingehen«, sagt Armand
hinterlistig und deutet mit der freien Hand auf den Dicken. »Wir
holen euch, was ihr braucht.«
    »Kein schlechter Gedanke«, stimmt der Dicke zu.
    Bloch lacht spöttisch. »Das könnte euch so passen,
was?«
    »Ich helfe nur ihm«, sagt Armand. »Sonst
keinem.«
    »Du brauchst das Soma«, entgegnet Bloch. »Ich sehe
doch, wie dringend du es brauchst. Sobald du nur einen Hauch davon
kriegst, wirst du alles tun, was wir von dir wollen.«
    »Nun seid doch endlich mal still!«
    Die blonde Frau von der Sicherheits-Patrouille hält die Hand
ans linke Ohr. Armand sieht, daß es mit einem fleischfarbenen
Mikro-Knopf verschlossen ist.
    Sie sagt: »Die Schnecke ist jetzt im System und startklar.
Sobald sie aktiviert wird, bleiben uns bestenfalls zehn, vermutlich
aber nicht mehr als sechs Minuten Zeit, um die Grenzzone zu
überwinden. Die menschlichen Sicherheitskräfte haben sicher
alle Hände voll mit den Teilnehmern des Protestmarsches zu tun,
aber die KI-Einheiten werden sich davon nicht ablenken lassen. Ihr
beide – ihr sitzt jetzt in unserem Boot und folgt unseren
Anweisungen. Baut keinen Mist, sonst mache ich euch platt!«
    Sie preßt die Maske über Mund und Nase und setzt die
Schutzbrille auf. Die beiden Männer folgen ihrem Beispiel.
Armand lächelt. Sie sind so schwach, daß sie nicht einmal
die Luft des Magic Kingdom frei atmen können!
    Die Frau sagt: »Ehe einer von euch auf dumme Gedanken kommt
– die Schnecke lenkt den Filmvorschub der Kameras zwar um, aber
das Bildmaterial wird dabei nicht zerstört. Irgendwelche Tricks,
und ihr seid geliefert!« Sie berührt wieder den Knopf in
ihrem Ohr. »Sie ist aktiviert.«
    Unter dem Zaun ist eine flache Kuhle, und einer nach dem anderen
schiebt und wälzt sich auf die andere Seite durch. Armand
läßt sich bewußt von der blonden Frau mitschleifen,
auch wenn er sich dabei das Handgelenk wundscheuert. Sobald sie
drinnen sind, zieht sie eine Maschinenpistole aus der Innentasche
ihrer Lederjacke.
    »Hey«, sagt Armand, »die Dinger kenne ich!«
Aber keiner achtet auf ihn, weil sie zu sehr damit beschäftigt
sind, nach links und nach rechts zu spähen.
    Ein breiter Streifen hoher, verdorrter Gräser erstreckt sich
vor ihnen, schwach erhellt von fernen Flutlichtern. Bloch befiehlt
ihnen, erst mal zu warten, und durchquert das Gras in einem
Schlangentanz, der ihm überhaupt nichts nützen
würde.
    Der Dicke wispert Armand zu: »Wo sind Ihre kleinen
Freunde?«
    »Überall ringsum. Sie können uns hören. Sie
können riechen, wie das Blut durch unsere Körper
fließt.«
    Armand ist erregt. Er hat eine Erektion. Seine Haut zuckt und
kribbelt wie elektrisch. Er will durch das Gras laufen, frei im Magic
Kingdom umherstreifen. Vielleicht kann er diesmal die Zwillinge
vertreiben. Vielleicht kann er sie so erschrecken, daß sie ihn
nie wieder verspotten und nie wieder auf ihn schießen werden.
Die Königin ist fortgegangen, und vielleicht kann er die
Herrschaft übernehmen. Er könnte König sein. Er wirft
den Kopf zurück und heult in die Nacht, und dann ist er unten im
trockenen Gras, und die Blonde drückt ihm das Gesicht in die
kalte Erde und zischt ihm zu, er solle, verdammt noch mal,

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