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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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»Entweder Sie kommen mit, oder
Sie lassen es bleiben! Mir ist das scheißegal.«
    Katrina marschiert los, schnurstracks auf den Haupteingang zu.
Morag hält sie nicht zurück. Katrina dreht sich kein
einziges Mal um, und nach einer Minute macht Morag kehrt und geht den
spitzen Türmen des Magic Kingdom entgegen.

 
16    Das Magic Kingdom
     
     
    Als sie Armand holen, versucht er einen der Männer
niederzuschlagen und zu fliehen, aber ein anderer versetzt ihm einen
Hieb mit einem Gummi-Totschläger, und Armand stürzt.
Schmerz durchzuckt sein rechtes Knie. Sie müssen ihn in den
Aufzug tragen, der zu den Wartungsräumen des großen Hotels
hinunterführt, aber das merkt er kaum. Er lechzt so sehr nach
Soma, daß sich alles andere, selbst der Schmerz in seinem Knie,
weit entfernt abzuspielen scheint, in einer kalten, grauen, öden
Welt.
    Nervöse Wachtposten, die gereizt in ihre
Kopfhörer-Mikros sprechen, winken die Gruppe mit Armand in der
Mitte weiter. Ein Mann in einem Einteiler bildet den Schluß und
treibt sie zur Eile an. Sie gelangen durch den Lieferanten-Ausgang
ins Freie. Draußen ist es kalt und dunkel. Ein Jeep steht
bereit, und Armand wundert sich nicht, daß der dicke Mann im
Fond sitzt. Armand muß neben dem Fahrer Platz nehmen. Seine
Handschellen werden am Überrollbügel festgemacht; eine
blonde Frau in der Uniform der Sicherheits-Patrouille steigt nach ihm
ein und faucht ihn an, er solle ja keine Zicken machen, sonst
würde sie ihm den Taser in den Arsch jagen, daß er Funken
spuckt.
    Mister Mike wird dir die Innereien aus dem Leib reißen,
denkt Armand und kichert in sich hinein. Sie wissen nicht, daß
Mister Mike noch lebt. Er hat sich in Armands Schädel
zusammengerollt wie eine Schlange.
    Der Dicke fragt ihn, wie es ihm geht, und Armand entgegnet
trotzig: »Immer gleich schlecht!«
    »Was haben die Ihnen versprochen?«
    »Ruhe!« sagt die blonde Frau scharf.
    »Fahren wir endlich, Leute!« drängt der Mann im
Einteiler. Er ist sehr jung, mit einem kahlrasierten Kopf und
ausgezupften Augenbrauen. Rouge-Flecken auf den Wangenknochen
verleihen ihm die hektische Röte eines Tuberkulose-Kranken.
»Die Uhr läuft ab«, fügt er hinzu.
    »Wir brauchen diesen Fettsack nicht«, erklärt die
blonde Frau. »Das hier ist kein Ausflug für Touristen,
sondern ein ganz normaler Zubringer-Service – hin und
zurück. Ich trage die Verantwortung, und wenn was nicht klappt,
machen sie mir Feuer unter dem Hintern!«
    Armand grinst vor sich hin, als er begreift, daß sie auf dem
Weg ins Magic Kingdom sind. Wenn er erst mal drinnen ist, wird das
Feenfolk kurzen Prozeß mit diesen Idioten machen. Und dann kann
sich alles noch zum Guten wenden.
    »Wir sind doch alle dabei«, beschwichtigt der junge
Mann. »Das ganze Team!«
    »Ich komme mit, um euch zu helfen«, erklärt der
Dicke nachsichtig. »Das ist mit euren Bossen so
vereinbart.«
    Die blonde Frau zieht den jungen Mann an sich, küßt ihn
und schiebt ihn wieder weg. »Im Moment habe ich das
Kommando«, sagt sie und befiehlt dem Fahrer, den Jeep zu
starten.
    Es ist nicht weit vom Interface zum Perimeter des Magic Kingdom.
Der Jeep fährt nie schneller als im dritten Gang. Armand
beobachtet alles mit großem Interesse. Er war noch nie zuvor im
Interface. Er schaut hinauf zu den riesigen transparenten Figuren,
die hoch über den Gebäuden am schwarzen Himmel schweben,
und er mustert die Menschen, an denen der Jeep vorbeifährt.
Einmal glaubt er die Frau zu sehen, die er eigentlich hätte
töten sollen, aber als er sich umdreht, versetzt ihm die Blonde
mit ihrem Taser einen Hieb gegen die Schläfe.
    Vermutlich ein Geist, denkt Armand, aber ihm geht nicht aus dem
Sinn, wie sie mit einem Ruck stehenblieb und ihn anstarrte. Sie trug
einen weiten orangeroten Coverall. Ihr schwarzes Haar war
abgeschnitten.
    Der Jeep rumpelt über breite, in die Fahrbahn eingelassene
Gitter, aus denen Luft strömt, vorbei an einem Wald von hohen,
staksigen Filterfallen, und biegt schließlich von der
Straße ab. Die blonde Frau löst die Fesseln vom
Überrollbügel, kettet Armand an ihr Handgelenk und schiebt
ihn einen Grashang hinunter, der an den Eisenbahnschienen kurz vor
dem Tunnel endet. Im Schein der starken Taschenlampen, mit denen die
Sicherheitsleute das Gelände erhellen, erkennt er vage die
Konturen eines verschlungenen Feen-Symbols. Armand grinst und
genießt Mister Mikes Erinnerungen an Blut und Gemetzel.
    Ein Mann wartet auf der anderen Seite des Schotterbetts; er

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