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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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meine, Bloch erzählte Alex mehr
oder weniger das gleiche. Katrina, wir müssen vor ihnen im Magic
Kingdom sein.«
    »Ihr Kampfgeist imponiert mir. Ich habe Sie unter anderem
deshalb aus dem See gefischt, weil es verdammt mutig von Ihnen war,
so einfach ins Wasser zu hechten. Sie konnten nicht wissen, daß
die Leute nur mit Tasern bewaffnet waren.«
    »Es war verdammt idiotisch. Ich kam bloß nicht zum
Nachdenken.«
    »Sobald man nachdenkt, ist es aus und vorbei. Aber jetzt, da
wir ein wenig Zeit zum Reden haben, könnten Sie mir eigentlich
erklären, warum Sie diese Typen unbedingt stoppen
wollen.«
    »Weil sie das Leben des kleinen Jungen aufs Spiel setzen.
Wenn sie ins Magic Kingdom eindringen, könnten die Feen damit
drohen, das Kind umzubringen – und ich weiß, daß das
für diese Leute kein Hindernis bedeutet.«
    »Feen denken nicht wie wir«, sagt Katrina. »Wir
erholen uns jetzt erst mal.«
    Katrina legt sich auf eine der Kojen und schläft sofort ein.
Morag entdeckt einen Spiegel im Bad des Schlafsaals und zupft ihre
drastisch gekürzten Haare mit den Fingern zurecht. Dann setzt
sie sich ans Fenster und raucht vier von Katrinas Zigaretten, eine
nach der anderen, den Blick unverwandt auf den Abschnitt der Skyline
gerichtet, die hinter den Aufbauten des Hausboots zu sehen ist. Drei
riesige Hologramme von VR-Supermodels, erstarrt in heroischen Gesten,
drehen sich langsam am Himmel. Eines davon ist Antoinette, die
Heilige der Bidonvilles. Auch das zweite kommt ihr bekannt vor. Joey
Irgendwas. Santano, Serpico, oder so. Den Mann, einen
weißhaarigen Typen mit markant rauhen Zügen, hat sie noch
nie gesehen. Sie hat wenig Zeit für die VR-Serien, in denen man
sich den Körper eines dieser Heroen überstreifen kann wie
ein neues Kleid, aber im Moment wäre das genau das Richtige
für sie. Sie würde sich gern stark und selbstsicher
fühlen, würde gern vergessen, daß sie friert und
Angst hat, daß sie mehr als verwundbar ist. Sie hat zu oft die
Nähe des Todes gespürt, um gelassen und furchtlos zu
bleiben.
    Die holografischen Gestalten scheinen an Leuchtkraft zu gewinnen,
während es draußen dunkler wird. Als Katrinas Uhr
losfiept, fährt Morag erschrocken hoch. Katrina richtet sich
sofort auf und erklärt, daß es Zeit zum Aufbruch ist.
     
    Katarina mietet eine abhörsichere Telefonleitung von einer
fetten Holländerin, die in einem engen Container einen
Büro-Service betreibt. Morag wartet vor der schalldichten Zelle,
die Arme vor der Brust verschränkt, und beobachtet nervös
die Passanten. Es ist kalt, und das Heizsystem des viel zu weiten
Coveralls hat einen Defekt: Während ihr Rücken fast
versengt wird, sind die Glühfäden an den übrigen
Körperpartien ausgefallen. Außerdem rechnet Morag damit,
daß jeden Moment ein Sicherheitstrupp um die Ecke biegt und sie
festnimmt.
    Katarina bleibt lange in der Zelle. Als sie herauskommt, wirkt sie
grimmig entschlossen und befiehlt Morag, ihr zu folgen.
    »Ich habe noch einmal mit Max gesprochen. Er veranlaßt
alles Nötige. Und er schickt ein Auto, das Sie aufnehmen
wird.«
    »Sie werden etwas unternehmen, oder?«
    »Alex hat vielleicht ein Abkommen mit Ihnen getroffen. Aber
nicht mit mir. Sie gehen heim. Niemand wird es Ihnen
verübeln.«
    »Nicht ohne den Jungen.«
    »Sie können nicht die ganze Welt retten!« faucht
Katrina. »Ja, Sie sehen, ich weiß einiges über Sie.
Lassen Sie die Sache! Es ist das Beste.«
    »Heißt das im Klartext, daß Sie mir nicht
helfen?«
    »Aus welchem Grund sollte ich Ihnen helfen?«
    Morag hält an. Sie befinden sich am Rand eines großen,
dunklen, unkrautüberwucherten Parkplatzes. Er ist fast leer. Nur
wenige Laternen funktionieren. Unter einer davon steht das
ausgebrannte Taxi, umgeben von einem Tümpel aus erstarrtem
weißem Schaum.
    Morag versucht krampfhaft, ihre Haltung zu bewahren. »Ich
werde diese Leute finden und mit ihnen den Preis aushandeln, für
den sie mich mitnehmen. Dann suche ich nach dem kleinen Jungen. Es
ist der gleiche Deal, den ich mit Ihnen und Alex geschlossen habe.
Mir hängen die albernen Spielchen zum Hals heraus. Ich will nur
das Kind – und ein Ende der Morde.«
    »Darauf werden sie sich nicht einlassen. Warum
auch?«
    »Vielleicht nicht. Aber wenn Sie mir nicht helfen, habe ich
keine andere Wahl.«
    »Kommen Sie mit mir«, sagt Katrina. »Uns fällt
schon noch etwas ein.«
    »Sie hauen ab, stimmt’s?«
    »Denken Sie, was Sie wollen!« sagt Katrina. Sie sieht
mit einem Mal wütend aus.

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