Feenland
macht dich fertig, Stück für
Stück!«
Die blonde Frau von der Sicherheits-Patrouille tritt vor und zerrt
Armand mit. »Wir sind gekommen, um mit euch zu verhandeln«,
sagt sie. »Bringt uns nach drinnen. Hier draußen kann
jeder mitverfolgen, was geschieht.«
Über ihnen ertönt das Knattern eines Helikopters, und
dann dröhnt eine lautsprecherverstärkte Stimme los.
»Andernfalls bringen wir ihn um!« schreit die Blonde
über den Lärm hinweg.
»Es ist zu spät…«
»… zu spät zum Verhandeln…«
»… jetzt, da die Barbaren…«
»… die Barbaren vor den Toren stehen.«
Die Zwillinge heben in einer grandiosen Geste die Hände
über den Kopf. In den Hauseingängen, auf den Veranden,
Baikonen und Flachdächern, treten die Feen zurück und
verschmelzen mit dem Dunkel.
»Es geht nicht um den Protestmarsch, stimmt’s?«
fragt der Dicke. »Ihr habt Angst vor ihr.«
»Du armseliger…«
»… armseliger, blöder…«
»… armseliger, blöder, eingebildeter
Mensch…«
»… wir fürchten sie nicht…«
»… nicht so, wie du sie fürchtest.«
»Wir haben alles erledigt, was für uns wichtig
war…«
»… alles, was für uns gut war…«
»… und jetzt wird es Zeit, von hier
wegzugehen.«
Die Zwillinge sehen einander an – ihre Version eines
Achselzuckens – dann kichern sie und geben ihren Reittieren die
Sporen. Die Monster wirbeln herum, und während sie mit der auf-
und abwippenden Fracht auf ihren Schultern davonstampfen, brechen
Kobolde aus den Eingängen der Western-Stadt hervor.
Die blonde Frau hebt ihre Maschinenpistole, und Armand wirft sich
gegen sie. Die kurze, trockene Garbe aus der Waffe reißt Fetzen
aus dem Asphalt zu ihren Füßen. Armand erhält einen
Schlag auf den Kopf, und von da an scheint sich alles mit
Unterwasser-Trägheit abzuspielen.
Die blonde Frau schreit auf, als sie unter einem Gewusel blauer
Leiber verschwindet. Armand wird an Armen und Beinen hochgehoben.
Etwas Feuchtes baumelt von seinem Handgelenk; es ist eine abgetrennte
Hand in einem Stahlring. Mit dem Kopf nach unten hängend, sieht
er Scheinwerfer über den See gleißen. Menschentrauben
wälzen sich auf die Brücken zu, aber dann tauchen die
Geschöpfe, die ihn mitschleppen, in ein Viereck aus
Schwärze, in das vertraute Labyrinth der spärlich von
blauen Leuchtschwämmen erhellten Korridore. Die Kobolde rennen
wieselflink durch die Gänge und verständigen sich
untereinander mit leisen Pfiffen und Zurufen. Hitze und ein strenger
Geruch geht von ihnen aus. Ihre Klauen bohren sich in Armands
Bizepsmuskeln und Waden. Die Kobolde ignorieren Armands Versuche, mit
ihnen zu diskutieren, und als er laut und heftig wird, preßt
ihm einer die harte, ledrige Hand über Mund und Nase, bis er
fast das Bewußtsein verliert. Er hat Kobolde schon immer
gehaßt, diese dummen Geschöpfe, die nur deshalb loyal
sind, weil sie nicht mehr als einen Gedanken gleichzeitig im Kopf
behalten können.
Hastig wird er durch einen langen, breiten Korridor geschleift,
den er noch nie zuvor gesehen hat. Kalte Luft umweht ihn, und
plötzlich sind sie im Freien, jenseits der Grenze, die das
Zauberreich umgibt. Armand dreht mühsam den Kopf und sieht,
daß eine Gruppe von Feen sie erwartet. Aber es sind keine
Angehörigen des Kleinen Volkes; sie haben die scharfen Blicke
und die grausamen, klugen Gesichter der bösen Feen, und sie
tragen automatische Waffen.
Einen Moment lang stehen sich die beiden Gruppen abwartend
gegenüber. Dann lassen die Kobolde Armand fallen und greifen mit
wilden Knurrlauten an. Armand preßt sich flach auf den kalten
Boden. Über seinen Kopf hinweg hämmert Gewehrfeuer und
verstummt. Während die bösen Feen den Kobolden die Ohren
abschneiden und als Trophäen mitnehmen, kommt ihr Anführer
auf Armand zu und kauert neben ihm nieder.
Armand dreht den Kopf zur Seite und blickt in die dunklen,
feuchten Augen des Feengeschöpfs. Er hat sich damit abgefunden,
daß er sterben muß.
»Die Königin verlangt nach dir«, sagt der Elf.
»Komm mit uns, wenn du am Leben bleiben willst.«
17 Die Feenkönigin
Als der Jeep an ihr vorbeifährt, sieht Morag, wie Armand sich
umdreht und ihr nachstarrt, und sie läuft los und rennt hinter
dem Wagen her. Alex Sharkey befindet sich ebenfalls in dem Jeep. Er
sitzt neben dieser Frau von der Sicherheits-Patrouille, mit der sie
am Perimeter des Magic Kingdom in Streit geriet. Der Jeep biegt um
eine Ecke und verschwindet in der Nacht. Morag läuft weiter,
locker und
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