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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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gleichmäßig, auf den einzigen Ort zu, den der
Jeep zum Ziel haben kann.
    Andere Jeeps überholen sie, alle in der gleichen Richtung
unterwegs. Morag streckt den Daumen aus, und unmittelbar darauf
hält einer der Wagen. Sie ist so verblüfft, daß sie
wie erstarrt stehenbleibt. Erst als der Fahrer sie anschreit,
klettert sie in den Fond. Zwei Gestalten in den gleichen
orangefarbenen Coveralls wie sie rücken zusammen.
    Der Jeep fährt über die Gitter des Luftvorhangs und
beschleunigt, rast inmitten eines Konvois von Jeeps und Lastwagen die
Perimeter-Straße entlang. Die Frau neben dem Fahrer starrt in
einen flachen Mini-Fernseher, der auf ihren Knien liegt, und einmal
dreht sie sich um und ruft: »Sie haben die Straße
verlassen! Sie haben die Straße verlassen und stürmen auf
die Grenze zu!«
    Dann überquert der Jeep die Eisenbahn-Linie, erreicht eine
Anhöhe, und Morag begreift. Menschen marschieren über die
sanften Mulden und Hügel der Müllhalden, angeführt von
einem halben Dutzend Bulldozern und Baggern mit gleißenden
Scheinwerfer-Reihen. Sie bewegen sich auf die flutlichterhellte
Grenze des Magic Kingdom zu. Ein Helikopter kreist über der
Menge und tastet sie mit einem Laser-Spot ab.
    Der Jeep kommt schlitternd neben zwei Trucks zum Stehen, die Heck
an Heck geparkt sind, und Morag springt mit den anderen ins Freie.
Gestalten in orangefarbenen Coveralls entladen Rollen mit
Klett-Draht. Jenseits der Trucks wickeln sich die aktivierten Rollen
automatisch ab, verflechten sich zu Schlingen und Spiralen, aus denen
Büschel mit rasiermesserscharfen Stacheln ragen. Männer und
Frauen mit Tanks auf dem Rücken schwingen Spray-Düsen, die
wie Zauberstäbe aussehen, und errichten damit hohe
Böschungen aus Klebschaum.
    Morag kann den Mob jetzt hören. Die Menschen brüllen
harte, rhythmische Parolen, aber noch versteht sie nicht, was sie
rufen. Der Helikopter knattert tiefer. Seine Lautsprecher knacken,
und dann ertönt eine Stimme, laut und gewaltig wie die Stimme
Gottes, und befiehlt der Menge, sich zu zerstreuen.
    Der Mob reagiert wie ein einziger Organismus. Ein Wald von Armen
reckt sich in die Höhe, und dann drängt die Menge
vorwärts. Die Bulldozer speien Rauchwolken, als sie
beschleunigen und den Zaun am Rande der Müllkippen durchbrechen.
Die erste Maschine erreicht die Klettdraht-Rollen und pflügt
sich durch, schleppt ein langes V aus Draht hinter sich her, bis sie
in den Perimeter-Wall des Magic Kingdom kracht. Sie ruckt wie
betäubt, der Motor stirbt ab, und eine Lawine von Betonbrocken
begräbt ihre Schaufel unter sich.
    Menschen stürmen los und überschütten mit einer
Flüssigkeit die Klebschaum-Barrieren, die sich prompt
aufzulösen beginnen, als Fembots das Bindemittel fressen und
sich dabei exponentiell vermehren.
    Zwei Bagger kippen Berge von Müll auf ein Teilstück des
Klettdrahtes, und die ersten Demonstranten erklimmen die
provisorische Rampe.
    Morag rennt los, der Vorhut entgegen, lacht wie eine Irre und
schreit, daß sie zu ihnen gehört, auf ihrer Seite steht.
Ein Mann streckt die Arme aus, fängt sie auf und wirbelt sie
herum. Es ist Kristoff, einer der Fahrer vom Mobilen Hilfstrupp.
    Gemeinsam stürmen sie mitten in die Menge. »Das ist
sie!« ruft Kristoff immer wieder den Leuten ringsum zu.
»Das ist sie! Das ist Morag Gray! Die Frau aus dem
Fernsehen!«
    Und die Menschen lächeln und schütteln Morag die Hand.
Sie kennen sie. Eine Greisin, die ein halbes Dutzend Pullover
übereinander trägt, küßt sie auf die Wange; ein
Mann bietet ihr Wein aus einem Karton ohne Etikett an. Kristoff
berichtet, daß der Aufruf vor ein paar Stunden in das Web ging
– und dann schaltete jemand eine Piratenschleife in die
Kabelnetze der meisten lokalen Fernsehstationen. Leute aus den
Bidonvilles, Busladungen mit Obdachlosen aus Paris, radikale
Randbewohner und ganz normale Bürger: Sie alle sind
zusammengeströmt. Es ist ein spontaner Protest, auf den weder
die Polizei noch die Sicherheits-Patrouillen des Interface
vorbereitet waren. Morag denkt an Max und kommt zu dem Schluß,
daß er nicht einmal ein Zehntel dieser Massenbewegung
organisiert haben kann.
    »Das hat sich ausgebreitet«, sagt Kristoff. »Ganz
von selbst, wie ein Lauffeuer!«
    Ein großer Jubel klingt auf. Morag begreift, daß die
Barrieren des Magic Kingdom gefallen sind. Ein Dutzend Frauen in
einer Art Uniform aus weißen Jeans und schwarzen Lederjacken
mit Fransen stürmt plötzlich auf eine der Brücken zu,
die sich über den

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