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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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daß die Daten, die Todd durchgegeben hat, echt
und unverfälscht sind. Heutzutage kann praktisch jeder mit einem
Billig-Computer plus Grafikprogramm die perfekte Illusion hacken.
Deshalb verändern die Datenaufzeichnungsgeräte von
Reportern der akkreditierten Nachrichten-Agenturen einen winzigen
Bruchteil der Millionen Acht-Bit-Zahlen, welche die Pixel-Farben
definieren, und bauen auf diese Weise einen Prüfcode in die
digitalisierten Bilder ein. Die Codes sind so verteilt, daß
jede Manipulation durch faule oder übereifrige
Außenkorrespondenten aufgedeckt werden kann. Nur die
Nachrichten-Agenturen besitzen einen Schlüssel für die
Codes, und sie behalten sich das Recht vor, das Rohmaterial zu
sichten und notfalls abzulehnen.
    Der Schreibtisch meldet mit einem Piepton, daß alles in
Ordnung ist. Fugikawa schaut nachdenklich auf und fragt: »Wurden
Sie nun verhaftet oder nicht?«
    »Nicht direkt.«
    »Dann stellen Sie sich in Zukunft etwas geschickter an, und
Sie haben Ihre Story! Unterdrückung der Pressefreiheit durch die
UN!«
    »Genau deshalb durfte ich wohl gehen. Aber wenn Ihnen so viel
an Schlagzeilen über das harte Los von Reportern liegt, lasse
ich mir das nächste Mal eine Kugel durch den Kopf jagen. Das ist
gar nicht so schwer, weil sich die Lage hier ganz schön
zuspitzt. Vielleicht hole ich mir auch Aids oder virale TB bei einer
der billigen Nutten drunten in der Hotel-Bar und krepiere langsam und
qualvoll vor mich hin. Daraus könnten Sie eine ganze Serie
machen.«
    Fugikawa streift einen Zentimeter weiße Asche in den
Abfalleimer. Seine fette Zigarre wird nie kürzer, egal wie lange
er daran herumpafft. »Sie verkörpern nun mal das
vielzitierte menschliche Element. Der Wilde Mann von Atlanta auf
gefährlicher Mission! Das erwartet die Öffentlichkeit von
Ihnen! Auf Fakten können die Leute verzichten. Fakten gibt es
genug auf dieser Welt.«
    Fugikawa übertreibt den Zynismus ein wenig, denkt Todd.
Vielleicht gehört das mit zu seinem Morpho-Paket.
»Könnte sein, daß ich diesmal einer richtigen Story
auf der Spur bin«, sagt er.
    »Bilden Sie sich nichts ein«, entgegnet Fugikawa.
»Geben Sie mir das Zeug durch, und dann wollen wir mal sehen,
was sich daraus machen läßt.«
     
    Der Helikopter setzt Todd und seinen Kameramann ein Stück vor
dem Kinder-Kreuzzug ab und macht sich aus dem Staub, ehe die
UN-Maschine, die der Kolonne folgt, die Erlaubnis zur Verfolgung
einholen kann.
    Die Kreuzzug-Teilnehmer marschieren vorbei, eingehüllt in
wirbelnde Wolken weißen Staubs. Sie gehören allen
Altersgruppen an und sind doch alle Kinder, verwandelt von
Feen-Fembots, nicht immer äußerlich, aber zumindest im
Geist. Manche halten sich an den Händen. Manche spielen
Panflöten, schlagen kleine Trommeln oder schütteln ihre
Rasseln in einem holprigen Rhythmus, der anschwillt und abfällt,
aber nie verstummt. Manche fahren mit Solar-Trikes oder Rollern, aber
die meisten gehen zu Fuß, mit dem Allernotwendigsten an
Camping-Ausrüstung, im Rucksack die Kleider und eine auf das
Konto der Kreuzzug-Zentrale ausgestellte Kreditkarte der Bank von
Lyon – und erfüllt von der Überzeugung, daß sie
die Menschheit retten, während sie quer durch Albanien ziehen,
mit einem gleichmäßigen Tempo von fünf Kilometern in
der Stunde, bis zu achtzehn Stunden täglich.
    Bis vor einem Jahr war der Kinder-Kreuzzug nur einer von vielen
Fembot-Kulten, die sich in den wahl- und bürgerrechtlosen
Gebieten am Rande der Europäischen Union ausbreiteten. Dann
wurden fast alle spontan oder bewußt geheilt, und nur ein
harter Kern von etwa tausend Anhängern sammelte sich an der
albanischen Grenze zu einem Zug in ihr Gelobtes Land.
    Sie treten aus weißem Staub in weißen Staub. Das hier
war einst gutes Ackerland, aber es wurde beim Rückzug der
Regierungstruppen vor den Rebellen mit Viren bombardiert, und seitdem
wächst hier überhaupt nichts mehr. Tote Getreidehalme
zerfallen wie Aschegeister unter den Füßen der
Marschierer.
    Nachdem Todd seinen kleinen vorbereiteten Bericht auf Band
gesprochen hat, setzt er eine Gesichtsmaske auf und schlendert an das
weit auseinandergezogene Kolonnen-Ende. Der UN-Helikopter dröhnt
in niedriger Höhe hin und her wie eine zornige
Schmeißfliege. Todd befragt etwa ein Dutzend der
Kreuzzug-Kinder. Nur eine etwas ältere Frau mit schlaffen,
grauen Gesichtszügen antwortet einigermaßen normal, aber
auch sie sagt ihm nichts Neues, und dann kommt ihr unvermeidlicher
Bekehrungsversuch.
    »Ein

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