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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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kümmert, schnallt ihm ein
Pistolenhalfter um und erklärt mechanisch: »Ihre Waffe
funktioniert nur im Spielbereich und nur dann, wenn sie auf ein Ziel
mit einer Hauttemperatur von zweiundvierzig Grad Celsius gerichtet
ist. Das ist die Hauttemperatur der Puppen. Die Waffe feuert nicht
auf Personen, die eine Schutzweste tragen. Drücken Sie langsam
und gleichmäßig ab; ein Abstand von fünf Sekunden pro
Schuß ist vorgegeben. Die Puppen sind mit Schwach-Laserpistolen
bewaffnet. Wenn Sie dreimal getroffen werden, sperrt Ihre Waffe
automatisch. Das Visier bietet Ihnen vollen Schutz. Darüber
hinaus bestehen die Kugeln aus Gel, so daß keinerlei Gefahr
durch Splitter oder Querschläger entstehen kann. Viel Spaß
bei der Jagd, Sir, und eine hohe Trefferquote!«
    Alex lacht, weil das überhaupt keinen Sinn ergibt. Der Helfer
schiebt ihn mit einem Klaps auf den Rücken weiter und wendet
sich dem nächsten Kandidaten zu, einem Mann mit
Bodybuilder-Figur, der nichts außer der Andeutung einer
schwarzen Unterhose trägt.
    Plötzlich steht Milena vor Alex. Sie schaut Billy Rock an und
schreit: »Die haben keine Coveralls in meiner
Größe!«
    Alex sieht die Welt immer noch aus mehreren Blickwinkeln zugleich.
Er sitzt da und starrt Milena glücklich an. Sein Herz wummert im
gleichen Rhythmus wie die Soundanlage und das unruhige Geflacker der
roten und grünen Laserlichtfächer.
    Milena umklammert seinen Arm und flüstert ihm ins Ohr:
»Ich habe die Käfigschlösser präpariert. Sieh zu,
daß du wieder nüchtern wirst, und halte dich bereit!«
Sie taucht weg, ehe er antworten kann.
    Billy Rock, der mit lautem Grölen seine Knarre schwingt,
wankt auf die Leute zu, die darauf warten, in den Spielbereich
eingelassen zu werden. Alex macht einen Schritt, fällt auf
Hände und Knie und fängt zu lachen an. Ein Teil seines
Bewußtseins, der irgendwo weit weg schwebt, registriert,
daß er sich in einer echt beschissenen Lage befindet. Ein
Krachen und Splittern dringt an sein Ohr. Alex rollt sich auf die
Seite, um zu sehen, was los ist.
    Eine Kampfpuppe hat die Tür ihres Käfigs
aufgestoßen.
    Das Geschöpf tritt ins Freie und sieht sich um. Es
schüttelt den massigen Schädel und reißt die
schweren, mißgestalteten Kiefer zu einem gleichgültigen
Gähnen auf. Speichelfäden glänzen zwischen den
spitzen, scharfen Fängen. Helfer und Kandidaten weichen
zurück und pressen sich gegen die Ständer mit den Coveralls
und Bomberjacken, aber die Kampfpuppe würdigt sie mit keinem
Blick. Sie dreht sich einfach um und läuft geradewegs in den
Hauptbereich des Lagerhauses. Eine Frau beginnt zu kichern.
Vielleicht hat sie das gleiche Zeug genommen, mit dem Billy Rock Alex
außer Gefecht gesetzt hat.
    Jetzt brechen zwei weitere Kampfpuppen aus ihren Käfigen aus.
Ein Wärter tritt ihnen entgegen, schwerfällig und
unbeholfen in seinem wattierten Anzug. Die Kampfpuppen sehen ihn an,
als er seine Pistole hebt und drei Schüsse abfeuert. Eine der
Puppen kippt nach hinten; die andere läuft direkt auf Billy Rock
zu, der benebelt grinst und umständlich zielt.
    Er drückt ab, drückt noch einmal ab – aber
natürlich passiert nichts.
    Die Kampfpuppe fegt ihn zu Boden und erwischt mit einem einzigen
Biß den größten Teil seines Gesichts, schnellt hoch
und nähert sich den Menschen, die darauf warten, in den
Spielbereich eingelassen zu werden. Schreie, Panik. Der Wärter
zielt und feuert zweimal. Die Kampfpuppe stolpert weiter, bis ihre
kurzen Säbelbeine einknicken. Sie stürzt und rührt
sich nicht mehr. Billy Rock liegt mit dem Gesicht nach unten da. Blut
strömt in das Sägemehl.
    »Komm jetzt endlich!« drängt Milena.
    Sie packt Alex an der Hand und zerrt ihn weg. Hinter ihr kommt
eine Puppe aus dem Gehege, genauso groß wie sie selbst. Milena
führt beide durch einen Notausgang ins Freie.
    Es regnet immer noch. Alex hebt den Kopf und läßt sich
das Wasser übers Gesicht rinnen, atmet feuchte, warme Luft ein,
atmet, atmet. Sein Herz rast, aber er fühlt sich ruhiger.
Menschen rennen auf das Tor zu. Gezacktes Laserlicht zerfurcht den
flüssigen Himmel. Sicherheitsposten kämpfen sich mit
gezogenen Pistolen durch die Menge auf das Lagerhaus zu. In der Ferne
erklingt dünnes Sirenengeheul.
    »Jetzt hast du, was du brauchst«, sagt Milena. »Und
wie soll es weitergehen?«
    Die Puppe steht hinter ihr, gleichgültig, mit leerem
Blick.
    Alex öffnet die Schnallen der schweren Bomberjacke. »Das
erkläre ich dir später. Wird sie uns

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