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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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mit
Darlajane B.s Wohnheim. Gerüchte von einem neuen Fembot, einer
Art Liebesbombe, die permanente Verzückung hervorruft.
    Alex glaubt, daß er Milena endlich aufgespürt hat,
entrinnt aber nur knapp dem Tod, als er versucht, ihre Feenhelfer zu
stellen. Und dann hört er von einem Ort am Rande von Paris, wo
sich Feenland erstmals als Realität manifestiert, wo es in die
Landkarten drängt, in die Geschichte.

 
2    Der Saloon zur Letzten Chance
     
     
    Die Zwillinge finden Armand in Grenzland. Er kauert hinter den
Trümmern eines Pianolas, in einem Fastfood-Restaurant, das im
nostalgischen Stil eines Wildwest-Saloons eingerichtet ist. Er
hält sich hier fast den ganzen Vormittag versteckt, seit dem
Moment, da die Ratten zurückkamen. Als sich ihre Pheromone durch
das Nest verbreiteten, erwachte Armand aus einem schlimmen Traum. Er
wußte, daß ein weiterer Wechselbalg geortet war, reif zum
Einfangen, und er ging sofort in Deckung.
    Es ist kalt in dem ausgebrannten Saloon, doch obwohl genug Holz
herumliegt, kunststoffbeschichtete Spanplatten zumeist, will Armand
kein Feuer anzünden. Die Zwillinge werden ihn finden, sie finden
ihn immer, aber er tut jedesmal, was er kann, um sich so lange wie
möglich vor ihnen zu verstecken.
    Armand hat das Gefühl, als würde sich um ihn ein
Gewitter zusammenballen. Etwas Böses wird geschehen. Mister Mike
wird zum Vorschein kommen, und dann geschieht immer etwas Böses.
Seine Zunge pocht, und wirbelnde Lichtfetzen verblassen am Rande
seiner Aufmerksamkeit, die Reste von Feenland. Er braucht dringend
Soma, aber so fängt es immer an, nachdem ihm einer aus dem
Feenvolk diesen besonderen Trank von Mund zu Mund
eingeflößt hat. Dann steigt Mister Mike aus Träumen
auf, und seine Gier zerfrißt alles andere.
    Armand spürt immer noch die psychische Struktur des Traumes,
aus dem er erwachte. Er weiß, sie wird den ganzen Tag an ihm
kleben, ihn benebeln wie ein Kater. Manchmal denkt er, die
Träume sind nur Flashbacks, hervorgerufen durch schädliche
chemische Substanzen und zusammengestückelt aus Fernsehbildern
über die Kriege in Somalia, in Liberia, im Sudan, in all diesen
Ländern Afrikas, wo dem Vernehmen nach die Endzeit zwei
Jahrzehnte nach dem neuen Millennium begonnen hat. Aber die
Träume sind so real – und in den Träumen ist er immer
ein anderer. In seinen Träumen weiß Armand, daß er
Mister Mike ist.
    Armand kauert hinter dem kaputten Pianola und versucht sich an den
Traum zu erinnern, versucht ihn zu verstehen. Wenn es ihm gelingt,
Mister Mike durch seine Träume zu verstehen, dann gelingt es
Armand vielleicht, Mister Mike fortzuschicken. Er kann es nicht mit
Sicherheit sagen – er kann momentan überhaupt nichts mit
Sicherheit sagen – aber er kann hoffen. Hoffen ist alles, was
ihm bleibt.
    Er sitzt hinter dem Pianola, mit dem Rücken an die Wand
gelehnt, den Kragen seiner verdreckten Steppjacke bis zu den Ohren
hochgeschlagen, die Hände zum Erwärmen zwischen die
Schenkel gepreßt. Und erinnert sich.
    Erinnert sich an fliehende Gestalten. Merkwürdiges Licht,
Bronze und schuppiger Stahl. Die Luft feuchtheiß, wie in einem
Dampfbad. Lichtsäulen, die sich bewegen, verknäueln,
weiterbewegen. Licht, das die zerstörte Straße streift,
den Schutt von einstöckigen Lehmziegelhäusern, der sich
über den gesprungenen Asphalt ergießt. Ladenschilder in
Französisch und Arabisch. Ein loderndes Feuer in der Ferne,
hochschießende Kaskaden orangeroter Flammen. Gestalten, die
durch die Schatten am Rande des Feuerscheins huschen.
    Im Traum ist Armand ganz nahe, mit hämmerndem Herzen, die
Brust so eingeschnürt, daß er in keuchenden
Stößen nach Luft ringt. Die Gestalten tanzen
herausfordernd. Dinge schwirren aus dem Dunkel, taumeln durch die
Lichtsäulen, zerspritzen und explodieren in Flammen auf der
Straße, auf den Schuttbergen. Armand spürt ein Aufwallen
von Zorn und hebt seine Pistole, und dann steht er über einem
Bündel Lumpen und drückt ab, durchsiebt es mit Kugeln, und
es tanzt hin und her wie vom Wind bewegt, und blutige Fetzen spritzen
umher, und es rollt herum und enthüllt die Züge eines
ausgemergelten Kindes, schwarze Haut straff über die
Schädelknochen gespannt, zurückgezerrte Lippen, die lange
Zähne freigeben, das krause Haar rötlich verfärbt,
eine erste Folge von Kwaschiorkor.
    Armand wird von der Vision übel. Wenn das Mister Mikes
Erinnerungen und keine Alpträume sind, dann hat Mister Mike
schreckliche Dinge getan, noch schlimmer als

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