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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Gebäuden und kappen die schroffen
Gipfel von Big Thunder. Keine Spur von Kobolden, keine Spur von
irgendwas, aber als Armand in die kleine Feenwald-Grotte
zurückkehrt, ist der Junge verschwunden.
    Erschöpft und mit einem Gefühl der Übelkeit erkennt
Armand, wer den kleinen Jungen geraubt hat, und er weiß,
daß er in den Untergrund zurück muß. Eine offene
Luke hinter der zerfetzten Szenerie der Grotte führt in die
Tunnel, die kreuz und quer unter dem Zauberreich verlaufen. Die
Tunnel sind breit genug für kleine Geländewagen.
Leuchtschwämme, die auf Holzstücken wachsen, sind zwischen
die Rohre und Kabel geklemmt und verbreiten einen kalten blauen
Schimmer. In den Räumen, wo die Angestellten des Freizeitparks
einst in ihre Kostüme schlüpften, herrscht
Grabesstille.
    Armand bewegt sich so verstohlen, wie er nur kann, aber die
Geschöpfe des Kleinen Volkes finden ihn bald. Das erste ist ein
Fährtenleser. Seine Augen liegen wie kleine weiße Steine
unter den vorspringenden Brauen, aber Sehen gehört hier unten zu
den weniger wichtigen Sinnen. Seine Schnauze ist
vergrößert und enthält ein Labyrinth von Furchen und
Windungen; kleine Maden leben in den blauen Hautfalten. Es kommt mit
einem feuchten Schnüffeln direkt auf ihn zu. Armand erstarrt,
als es sein Gesicht mit langen, kalten Fingern abtastet.
    Zwei weitere Feengeschöpfe tauchen aus dem Dunkel auf. Sie
sind nackt, mit zarten Körpern, auf denen sich Spiralmuster aus
Narben und Schwielen abzeichnen. Eines der Wesen schiebt ihm einen
Finger in den Mund, und sein Nagel scharrt schmerzhaft über
Armands geschwollene Zunge. Es steckt den Finger in den eigenen Mund
und grinst. Es kann die Qualen des Entzugs schmecken.
    Sie nehmen Armand in ihre Mitte, fassen ihn an den Händen und
führen ihn tiefer in das Labyrinth. Ein feuchtwarmer Wind
bläst ihm ins Gesicht, reich an Pheromonen. Sie kommen in einen
Tunnel, wo die Körper von Arbeiterpuppen von Gestellen
hängen, in einem Gespinst von Plastikschläuchen, durch die
langsam eine klebrige, schwach rosa gefärbte Flüssigkeit
tropft. Ihre Bäuche sind von den kontrollierten Wucherungen, die
das Soma absondern, enorm aufgeschwollen. Pflegerpuppen lecken diese
lebenden Bottiche unaufhörlich mit ihren Zungen ab, ständig
high von den Soma-Spuren, die mit dem Schweiß der
Arbeiterpuppen ausgeschieden werden. Ein durchdringend
süßlicher Geruch erfüllt die Luft.
    Es wird wärmer. Die Risse und Sprünge des Tunnels sind
mit fauligen Holzstücken so vollgestopft, daß der kalte
Schimmer taghell erscheint. Armand weiß, wo er sich jetzt
befindet. Der Tunnel endet im Zentrum der Brutstätte.
    Als das Magic Kingdom noch funktionierte, hatte es sein eigenes
Not-Kraftwerk. Es wäre möglich gewesen, den Betrieb
aufrechtzuerhalten, während ganz Paris im Dunkel versank –
die amniotronischen Roboter in ihrem ewig gleichen Trott, das Auf und
Ab der Lifts in den vier Hotels, die Milliarden Glühbirnen und
Neonröhren. Die Gasturbinen wurden zerlegt, nachdem man den Park
aufgegeben hatte, und als die Königin ihr Volk hierherbrachte,
errichtete sie ihre Brutstätte in dem Raum, der einst die
Turbinen beherbergt hatte.
    Armand wird auf einen Steg geführt, der quer durch die
überflutete Kammer verläuft. Die Konstruktionen, die einst
die vier lokomotivengroßen Turbinen stützten, ragen wie
Flossenpaare aus dem schwarzen Wasser. Von der Decke baumeln Kabel,
die an Dschungelgewächse erinnern. Eines der Wesen, die Armand
eskortieren, springt plötzlich auf das Geländer des Stegs,
umklammert mit Händen und Füßen eine dieser
künstlichen Lianen, stößt sich ab und schwingt
johlend von Kabel zu Kabel, bis es in einem Gang am anderen Ende der
Kammer verschwindet.
    Armand schmeckt die Spuren von frisch bereitetem Soma in der
feuchten Luft. Seine Zunge prickelt in freudiger Erwartung, schwillt
an, bis sie wie ein feuchtes Kissen zwischen seinen Zähnen
liegt. Phosphene kritzeln zuckende Linien vor seinen Augen,
lösen sich auf und bilden sich neu, wann immer er blinzelt. Er
spürt ein quälendes Verlangen, hat fast vergessen, weshalb
er hier ist. Sein Begleiter zwingt ihn, eine Leiter nach unten zu
klettern, grapscht ihm ins Gesicht und dreht ihn um.
    Die Zwillinge grinsen ihn an.
    »Du bist böse gewesen…«
    »… sehr böse gewesen…«
    Sie räkeln sich auf einem Stapel Schaumstoff-Fetzen, die
einst zur Isolation der Kühlrohre dienten. Der kleine Junge
liegt zu ihren Füßen und schläft, den Daumen im

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