Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
Vom Netzwerk:
»Ich habe diese Versammlung einberufen, um euch etwas mitzuteilen, und ich verlasse mich darauf, dass ihr mich ruhig anhören werdet.« Während er sich seine Worte zurechtlegte, vergingen ein paar Sekunden. »Bei den Hexen gibt es eine Legende über eine der Ihren, die diese Welt ins Gleichgewicht bringen wird. Sie nennen sie die Lustrata. Ihrer Überlieferung zufolge ist sie real und aktiv.«
    Da erinnerte ich mich, dass ich nach unten kommen und mich bereithalten sollte. Also stand ich auf, nahm leise die Stufen hinunter und wartete an eine Mauer gelehnt im Hintergrund des Gotteshauses.
    »…um dieses Gleichgewicht herzustellen, muss sie einige harte Entscheidungen treffen; so hat sie beschlossen, sich sowohl mit den Wærwölfen als auch mit den Vampiren zusammenzutun. Um es beiden aufzuerlegen, ihren Teil zum Gleichgewicht beizutragen. Beide Seiten müssen ihren Beitrag leisten.«
    »Blutsaugern kann man nicht trauen«, fiel ihm jemand ins Wort.
    Johnny fasste den Zwischenrufer ins Auge. »Noch vor wenigen Wochen hätte ich dieser Auffassung vollständig zugestimmt.«
    »Pah!«, rief ein anderer.
    »Ich behaupte nicht, dass ich meine Meinung vollständig geändert habe. Aber ich habe Dinge erlebt, die mich nachdenklich gemacht haben. Abgesehen davon bin ich zu hundert Prozent sicher, dass ich der Lustrata vertrauen kann. Sie hat die Loyalität eines äußerst mächtigen Vampirs gewonnen … «
    »Wir wissen, von wem du sprichst«, rief der erste Mann, »und was sie getan hat, um sich seiner Loyalität zu versichern.«
    »Ja, ihr Blut gegeben!«, ergänzte ein anderer.
    Johnny ließ sich von ihren Ausbrüchen nicht aus der Ruhe bringen. »Einfache Menschen begreifen unsere Welt nicht; ihr müsst die Augen öffnen und die Welt sehen, wie sie ist, nicht wie die Reporter sie sehen. Wir stehen am Rande eines Krieges, also hört mich an!« Johnny war vieles, darunter auch Musiker. Er wusste, was Stille wert war; als er innehielt und sich Stille einstellte, diente sie lediglich dazu, seine nächsten Worte zu unterstreichen. »Mit ihrem Blut hat sie seine Treue gewonnen! Der Herr der Vampire wird das Blut der Lustrata trinken, das wussten schon die Barden der Blutsauger im 18. Jahrhundert.«
    Das war mir neu.
    »Sie ist mit dem Vampir verbündet, der über alle Blutsauger herrschen wird – und mit mir!«
    Da stand Cammi Harding auf. Ich war mir nicht sicher, ob sie sich seit dem Vorabend umgezogen hatte. Vielleicht war ihr Kleiderschrank ja auch mit Miniröcken und tief ausgeschnittenen Oberteilen vollgestopft. »Womit hat sie denn deine Treue gewonnen?«
    Johnny sah sie abschätzig an, und zwar abschätzig von der unfreundlichen Sorte. »Auf eine Weise, die dir verwehrt ist.«
    Eine Handvoll Männer spendete nach Neandertalerart heulend Beifall.
    »Sie war treu, hat mir Respekt erwiesen und mir gezeigt, wie mächtig sie ist.« Er bedeutete mir, vorzutreten.
    Mein Herz raste. Doch ich ging zu ihm. Verdammt, ich war in den dämlichsten Schuhen der Welt herumstolziert, da würde ich ja wohl in Turnschuhen da hochkommen. Aus gewissen Bankreihen hörte ich es unverhohlen grollen. Weiter.
    »Ich möchte euch die Lustrata vorstellen«, sagte er.
    Eine Stufe unter Johnny stehend beobachtete ich die Menge und blickte in verhärtete, unbeeindruckte Gesichter.
    »Wir stehen am Rand eines Krieges«, sagte ich, »und ich habe den Domn Lup um Beistand gebeten.«
    Nun waren alle besorgt. Wenn Johnny gesagt hätte: »Springt«, hätten sie vermutlich gefragt »Wie hoch?« und wären ihm bereitwillig gefolgt.
    Die versammelten Wærwölfe rutschten unbehaglich auf ihren Plätzen herum oder bewegten sich sonst wie nervös. Cammi blieb stehen. Sie warf den Kopf in den Nacken und verschränkte die Arme, wodurch ihr Ausschnitt noch weiter nach unten glitt.
    »Morgen früh, vor Tagesbeginn«, fuhr Johnny fort, »wollen die Feen Rache an einem Vampir üben, aber die Vampire können sich nach Tagesbeginn nicht mehr zur Wehr setzen. Wir wurden gebeten, für sie einzuspringen und an ihrer Stelle zu kämpfen.«
    Nun kamen Zwischenrufe wie »Für Blutsauger kämpfen? Hast du den Verstand verloren?« oder »Sollen seine Betrachter doch für ihn kämpfen!« oder »Du kannst doch nicht erwarten, dass wir für Vampire einstehen«.
    »Ich habe nur erwartet«, erhob Johnny die Stimme, »dass ihr euch hier versammelt und mir zuhört.« Das brachte die Zwischenrufer zum Schweigen. »Die Betrachter werden dort sein, doch auch unsere Zukunft hängt an

Weitere Kostenlose Bücher