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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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diesem einen Sonnenaufgang.«
    »Unsere Zukunft?«, fragte Cammi.
    »Die Feen haben den Hexen ein Ultimatum gestellt: Liefert den Vampir aus, oder es gibt Krieg.«
    Cammi grinste boshaft. »Sollen die Hexen kämpfen!«
    »Ich kämpfe«, rief ich.
    »Klar.« Sie trat auf den Mittelgang hinaus. »Eine mickrige Hexe, mehr ist nicht drin?« Irgendwas an Mittelgängen in Kirchen nötigte die Leute, sich zu bewegen, als sei Schicklichkeit angesagt, jedenfalls kam es mir so vor. Cammi kriegte es hin, den Gang mit Zehnzentimeterabsätzen entlangzustapfen. »Ihre Einstellung lässt zu wünschen übrig.«
    Ich reckte das Kinn. »Ich bin die Lustrata.«
    Cammi blieb auf der Höhe der ersten Bankreihe stehen.
    Ich wollte nicht riskieren, die Unterstützung von Hexen anzupreisen, die sich wahrscheinlich gar nicht würden blicken lassen. Ich hoffte nur, keiner der Wærwölfe wusste, dass die Hexen in der Frage, ob man mich unterstützen sollte oder nicht, tief gespalten waren. »Wirst du kommen?«, fragte ich Cammi.
    Sie schwieg, aber es war klar, aber sie wollte diese Herausforderung eindeutig nicht annehmen. Sie konnte sich ja schmutzig machen. Ihre Schuhe ablaufen. Einen Fingernagel einreißen.
    »Wenn es zu diesem Krieg kommt«, fuhr Johnny fort, »wird er das Leben jedes Lebewesens auf diesem Planeten in Mitleidenschaft ziehen. Die Menschen warten nur auf einen Anlass, unsere vollständige Ausrottung zu verlangen. Dies könnte dieser Anlass sein.« Seine Stimme veränderte sich, seine Worte kamen so leidenschaftlich wie sonst nur, wenn er sang. Die von Herzen kommende Unmittelbarkeit seines Appells war unverkennbar. »Wenn ihr kämpft, kämpft ihr für die Welt. Viele von euch haben Kinder, die diese Welt von euch erben werden. Aber welche Welt werdet ihr ihnen übergeben? Eine, in der ihr eine Schande ward, die ausradiert wurde? Oder eine, in der ihr euch erhoben und durch euer Eintreten für die ganze Welt eure Tapferkeit und Redlichkeit kundgetan habt?« Während er sprach, sah er sich um und fasste die Angehörigen seines Rudels der Reihe nach ins Auge.
    Cammi verlagerte ihr Gewicht und warf den Kopf in den Nacken. »Raus damit! Soll das ein Befehl sein? Sollen wir unser Leben für einen einzigen Vampir aufs Spiel setzen, während die übrigen Untoten sicher in ihrer Zuflucht hocken und der WEC uns, um seine Interessen zu wahren, eine einzige Hexe schickt?«
    Damit war der Zeitpunkt gekommen, in dem seine Verantwortung als Anführer sich in die Hand des Schicksals verwandelte, die ihm jetzt eine schallende Ohrfeige verpasste. Nun stand die erste entscheidende Frage seiner Herrschaft im Raum, und genau das hatte er nicht gewollt: über Leben und Tod anderer entscheiden.
    Würde er davor zurückschrecken, unter dem unausweichlichen Schicksalsschlag einknicken?
    Oder würde er zurückschlagen?
    Seine Antwort würde zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt war. In den Kirchenbänken war es still, als hielten sämtliche anwesenden Wære die Luft an.
    Johnny stand reglos in der tiefen Stille. Fest.
    Während er überlegte, übertrug sich seine Ruhe auf sein Rudel. Er demonstrierte, dass er kein Freund übereilter Entschlüsse war und machte klar, dass er kein unsensibler Autokrat sein wollte. Ob die Angehörigen seines Rudels lebten oder nicht, war ihm wichtig, er würde ihr Leben nicht mir nichts, dir nichts aufs Spiel setzen. Er zeigte, dass er bereit war zu führen, dass er seine Macht und Autorität annehmen und den Preis dafür bezahlen wollte, dass man sich auf ihn verlassen konnte und dass er die Situation im Griff hatte.
    Göttin, wie ich in liebte.
    Zur Antwort bereit, füllte er seine Lungen. »Ich werde nicht anordnen, dass ihr so verfahrt«, sagte er. »Aber ich habe euch gesagt, was anliegt, und euch meinen Lösungsvorschlag genannt. Ich weiß, dass es an Zeit fehlt, euch zu beweisen, dass ihr mir vertrauen könnt. Doch ihr wisst, was ich kann. Ihr wisst, was ich bin und welchen Weg ich gehen werde. Euch lasse ich die Wahl. Entweder ihr macht es freiwillig, oder ihr lasst es bleiben.«
    Er gebrauchte meine Worte. Es schmeichelte mir, dass er sie für würdig hielt. Dann nickte er mir aufmunternd zu.
    Wieder wandte ich mich an die Zusammenkunft. »Jeder, der das Risiko eingeht, wird seinen Lohn erhalten.« Es war Zeit, ihnen alles zu sagen. Einige wussten schon Bescheid, aber Johnny wollte, dass ich hier und jetzt allen anderen reinen Wein einschenkte. »Ich habe einer Freundin das Leben gerettet, einer Angehörigen

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