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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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später ging ich in die Kirche.
    Allerdings nicht in irgendeine. Sondern in diePilgrim Congregational Church. Drinnen sah es aus wie in einem Theater, mit von einer Kanzel in einer Ecke auffächernden Bankreihen. Rundbögen trugen eine zentrale Buntglaskuppel, während keinerlei Säulen den Kirchenraum darunter unterteilten. Doch trotz aller Großartigkeit war sie auch praktisch. Man konnte die unteren Wandhälften in die oberen hochziehen, um das Allerheiligste den Räumlichkeiten der Sonntagsschule zugänglich zu machen oder um die Anzahl der Kirchenbänke zu erhöhen. Johnny wies auf die historische Kirchenorgel und die Buntglasfenster links und rechts davon, dann beschloss er seinen kleinen Besichtigungsrundgang mit Ausblick von der Empore. Ich war sprachlos, doch das war vor allem dem Umstand geschuldet, dass die Kirchenbänke unter mir sich an diesem Samstagnachmittag ausschließlich mit Wærwölfen füllten. Es roch wie im Wald.
    »Warum treffen sie sich in einer Kirche?«, fragte ich.
    »Keine Blutsauger. Heiliger Boden ist immer magisch geschützt. Blutsauger können euren Tempel doch auch nicht ohne Einladung betreten, oder?«
    Ich nickte. »Der ist heilig, einzigartig und geschützt durch unsere Magie. Kirchen, Moscheen, Synagogen … verfügen außerdem über eine Abschirmung von innen, weißt du?«
    »Es ist so ’ne Art Tradition, dass die Wære sich hier versammeln.«
    »Heißt das, das Gebäude gehört ihnen oder sie haben es gemietet oder was?«
    Er schnitt ein Gesicht. »Es existiert eine Vereinbarung zum beiderseitigen Nutzen.«
    »Ahh.« Was hieß, er ersparte mir Einzelheiten, die mich nichts angingen. Mir war’s recht so.
    Die Versammlung bestand aus etwa sechzig Wærwölfen. Ich erkannte Celia, Erik und Theo. Hector hielt sich im Hintergrund, Todd saß vorn. Die Harding-Zwillinge hatten in der Mitte der rechten Seite Platz genommen, wodurch es in den Sitzreihen ringsum, wer hätte das gedacht, von jungen Männern wimmelte. Die beiden hatten zweifellos Chancen.
    »Ich gehe runter. Komm bitte nach, sobald ich mit meiner Rede beginne, damit du, wenn ich dich rufe, vortreten kannst.«
    »Alles klar.« Er hatte mich in sein Vorhaben eingeweiht, doch keiner von uns hätte vorherzusagen gewagt, wie die Wærwölfe reagieren würden. Nicht mal angesichts doppelter Punktzahl in unserem Wettstreit um Zweideutigkeiten.
    Ich wartete auf der Empore. Hier in der Kirche musste ich an Reverend Kline denken. Ich nahm den Protrepticus aus der Jeanstasche und drehte das Gerät in der Hand. Klar, seit Xerxadreas Tod konnte es nicht mehr funktionieren, andererseits konnte man nie wissen. Ich trug es bei mir, hatte es aber bisher noch nicht geöffnet, und was ich Goliath darüber sagen sollte, dass ich mit seinem toten Bruder kommunizierte, wusste ich auch noch nicht. Aber die Lösung dieser Probleme hatte noch Zeit.
    Wir waren hier, um Hilfe zu erbitten. Den Nachrichten zufolge war die in den botanischen Gärten aufgefundene Leiche noch nicht identifiziert. Aber das würde bald geschehen. Xerxadrea hatte mich gewarnt, dass Vilna-Daluca mir die Schuld geben würde. Ich konnte also nicht damit rechnen, dass die Hexen mir helfen würden, welche Pläne auch immer in Arbeit sein mochten.
    Minuten später, als der Zustrom der Kirchenbesucher verebbt war, erklomm Todd die Kanzel. Er stand dort nicht wie ein Priester, wandte sich jedoch der Gemeinde zu.
    »Willkommen. Diese Versammlung wurde von unserem neuen Dirija einberufen, unserem Domn Lup, und ihr habt euer Kommen mit eurer Unterschrift im Buch der Zugerechneten vermerkt. Ich erinnere euch daran, dass alles, was hier zur Sprache kommt, nur das Rudel angeht und nur an seine Ohren gelangen darf.« Auf ein Zeichen von ihm kam Johnny die Treppe herauf und trat zu ihm. »Der Domn Lup.« Dann nahm Todd wieder in der ersten Reihe Platz.
    Die folgende Stille war vermutlich die formelle Bekundung des Respekts der Wære, aber ich hatte Johnny eine Bühne auch schon unter tosendem Beifall und Begeisterungsrufen betreten sehen. Ruhe stand ihm nicht so gut zu Gesicht.
    Er nickte. »Hallo.« Er hielt inne, um Luft zu holen, dann erschien ein charmantes Grinsen auf seinem Gesicht. »Ich gehe mal davon aus, dass keiner von euch nach den gestrigen Festivitäten mit einem Kater aufgewacht ist.«
    Hier und dort wurde gegluckst.
    »Kein Wolf hat’s gern, wenn sein Heulen einen Kater verrät, stimmt’s?«
    Im gesamten Raum erhob sich Wolfsgeheul. Als es verklungen war, begann Johnny:

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