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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Wasser, als die Muschel fasste, und bei jedem Blitz schlug die Wasseroberfläche Wellen.
    Menessos stand wie gebannt, fest entschlossen. Siebens Worte »Lieben Sie ihn so, wie er Sie liebt« schossen mir durch den Kopf, doch ich verdrängte sie und beobachtete stattdessen Johnny. Er hatte den Blick gehoben, offenbar fasziniert von der Magie, chantete aber unausgesetzt weiter.
    Die Macht war gegenwärtig, hielt sich aber zurück. Der Chant währte schon viel zu lange, ohne dass irgendetwas geschehen wäre. Die Präsenz hatte sich aufgebaut.
    Wehrte sich einer der beiden dagegen? Johnny? »Es muss sein! Für uns alle!«, flehte ich innerlich.
    Dann fasste die nicht greifbare Hand durch mich hindurch, und ich wechselte vollständig in den Alpha-Zustand.
    Nun stand ich am Seeufer, neben der Trauerweide, meine Zehen versanken im Schlamm. Ungeachtet meiner Erscheinung im Zirkel außerhalb der Meditation war ich diesem Ort nackt ausgeliefert.
    Amenemhab war nirgendwo zu sehen. Aus dem Nichts passierte im vollen Galopp die Buckskin-Stute den Baum, preschte in den See und ruinierte die spiegelglatte Wasseroberfläche durch Wellen und spritzenden Gischt.
    Oh, nein, bloß nicht. Ich wollte nicht, dass sie entwich, doch das Pferd entfernte sich weiter.
    Also ging ich ins Wasser. Die kalte Flüssigkeit riss an meinen Knöcheln, zerrte an meinen Knien, als die lebhafte Erinnerung an meinen letzten Besuch mich innehalten ließ. Eine tiefgründigere Gefühlswelt.
    Nun schwamm sie auf den weißen, wie eine Speerspitze geformten Felsen zu.
    Wenn ich wollte, dass die Seelenteilung funktionierte, musste ich sie mir wohl verdienen, mich beweisen oder irgend so was.
    »Na schön.«
    Ich stapfte weiter, sprang ins Wasser und schwamm. Ich versuchte, nicht daran zu denken, wie weit ich schwimmen musste, wie tief dieser See vielleicht war oder was sich sonst noch im Wasser verbergen mochte. »Schwimm einfach weiter«, sagte ich mir. Ich drehte mich auf den Rücken. Wie schön der Himmel war – wie ein Gespinst aus Sternen über meinem Kopf.
    Gerade als ich zur Ruhe kam, reckte sich neben mir eine Flosse aus dem Wasser und glitt sanft neben mir her. Hätte sie ausgesehen wie eine Haifischflosse, wäre ich höchstwahrscheinlich sofort in Panik geraten. Doch die Flosse war spitz, wie die Rückenflosse eines Zanders oder Barschs. Bloß, dass diese ein paar hundertmal größer war.
    Von Panik war ich nicht weit entfernt.
    Dann bog die Flosse scharf ab, entfernte sich und umkreiste den See. Ich drehte mich, um ihr nachzusehen und mich davon zu überzeugen, dass dieses Geschöpf des Sees nicht etwa hinter dem Pferd her war und sich immer weiter entfernte. Dann verdoppelte ich meine Anstrengungen, ans Ufer zu gelangen.
    Auf der anderen Seite, am schmalen Uferstreifen, stieg das Pferd aus dem Wasser, wo es sich schüttelte und sich mir zuwandte. Es zuckte mit dem Schweif und kanterte um den See zur abgewandten Seite des felsigen Eilands.
    Kurz darauf berührten meine Wasser tretenden Füße den steinigen Aufstieg zum Ufer, ich machte noch ein paar Schwimmzüge, dann stand ich aufrecht.
    Der Schlamm zwischen meinen Zehen fühlte sich hier auch nicht angenehmer an als auf der anderen Seite. Ich wrang meine Haare aus und folgte dem Pfad am Ufer entlang, den zuvor das Pferd genommen hatte. Fernab ragte die Felsspitze in den See, die Hufspuren im Sand- und Kieselstrand verwandelten sich in menschliche Fußabdrücke und verschwanden in einem Felsspalt. Ein Höhleneingang.
    Ich näherte mich dem Felsspalt und betrat die Höhle dahinter. Das Halbdunkel im Innern offenbarte, dass sich der eine Weg bald in drei Richtungen teilte, deren jede zu einem unterirdischen Gang führte.
    Im nächsten Augenblick verschwand der Felsspalt, durch den ich die Höhle betreten hatte. Finsternis hüllte mich ein. Aber der Weg hätte ohnehin nicht nach draußen geführt, sondern tiefer ins Innere, so tief, dass ich dort auf meine Seele stoßen würde.
    Ich blieb eine kleine Ewigkeit wie angewurzelt stehen. Ich hatte nicht nachgesehen, ob feuchte Fußabdrücke auf einen der unterirdischen Gänge zuliefen.
    Die Dunkelheit schloss mich ein, erdrückte mich wie etwas Unbekanntes, Unbestimmtes.
    »Schöpfe reinigenden Atem, atme deine Zweifel aus«, ermahnte ich mich.
    Welcher Weg fühlte sich richtig an?
    Noch immer hielt Johnny meine rechte Hand, im physischen Sinn und außerhalb meiner Meditation, und der rechte Weg schien den Geruch nach Zedern und Salbei auszuströmen. Links

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