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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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ihm wie mit Johnny – bloß dass er keine Tätowierung als Vorlage hatte. Ich öffnete sein Oberhemd etwas weiter, um mir die Stelle anzusehen, an der Samson ihn zu pfählen versucht hatte. Die Wunde war vollkommen verheilt. Kein Wundmal. Ich griff nach seiner Hand. »Sie hat dir verziehen. Kannst du dir, was immer die Zwistigkeit herbeigeführt hat, nicht auch vergeben?«
    Doch er war fest entschlossen. »Ich will, dass du sie anrufst.« Bekräftigend drückte er meine Hand.
    Nachdem ich ihn so heftig bedrängt hatte, wie es mein Gewissen zuließ, lenkte ich ein. Wir konnten nicht riskieren, dass negative Energien den von uns erschaffenen heiligen Ort befleckten. Also ließ ich ihn los und trat zur Seite, ohne an meinen alten Platz zurückzukehren.
    »Wer wird dich zeichnen?«, wollte Johnny wissen.
    Ich zog mein T-Shirt aus, verbarg meine Nacktheit jedoch sittsam hinter meinem BH . Beide taten vernehmlich ihr männliches Wohlgefallen kund, und Johnny versuchte, Menessos mit Blicken zu töten.
    »Ihr beide«, antwortete ich. »Menessos zeichnet das Fünfeck, du die Sigille.« Um Platz für die Zeichnungen zu schaffen, drehte ich Beaus Anhänger auf den Rücken.
    Menessos begann. Er goss Flüssigkeit auf das Stechpalmenblatt und stippte seine Finger hinein. Dann fasste er mich ernst ins Auge und berührte meine Haut.
    Beim ersten Mal hatte er mir ein Ankh auf die Brust gezeichnet. Gegen meinen Willen, und das wusste er auch, doch ich war von seiner Macht umgeben gewesen. Jetzt ging es nicht um das Symbol seiner Alchemie, sondern um das meiner Magie, und er ließ sich Zeit.
    Er malte das Fünfeck mit Sanftmut und brennender Gewissheit. Ohne Keuschheit. Ohne Schamhaftigkeit. Nicht etwa, weil seine Finger abirrten – die blieben genau da, wo sie hingehörten – , sondern aufgrund seiner Augen. Das Grau darin wallte wie Quecksilber.
    Sieben wollte, dass ich ihn vergötterte. Doch was ich spürte, hatte mit Liebe nichts zu tun, sondern mit Gier. Wollust. Hedonismus. Es ließ mein Herz rasen. Entfachte die Wärme in meinem Innern, an die nur er rühren konnte, und appellierte an meine dunkelsten Wünsche … von der Sorte, die zu hegen brave Mädchen niemals zugeben würden.
    Endlich trat Menessos zur Seite und hielt Johnny das Blatt hin.
    Erst musste ich ein paarmal tief durchatmen.
    Johnny fuhr mit den Fingern über das Stechpalmenblatt und streckte die Hand nach mir aus. »Kommt es darauf an, in welcher Reihenfolge ich die Buchstaben hinschreibe?«
    »Nein.«
    Also kam das J zuerst, und ich spürte, wie sehr seine Finger zitterten. Es folgte das P. Ich beobachtete sein Gesicht, er bemühte sich ernsthaft, alles richtig zu machen. Für mich. Zuletzt fügte er das M hinzu, dann nickte er. Sein erster Zauberkreis. Seine erste Sigille.
    Mit gespannten Schultern und kräftiger, fester Stimme sagte ich: »Ich rufe sie, die die Drei ist und die Eine. Die Alte, die die Jungfer und die Mutter war. Du warst die Vergangenheit, du bist die Gegenwart, und du wirst die Zukunft sein. Königin des Himmels, der Erde und der Unterwelt. Meine Göttin!«
    Als ich innehielt und daran dachte, dass wir drei nun in gewisser Weise eins werden würden, spürte ich, wie sich mir die Nackenhaare sträubten.
    Etwas wartete an der Grenzlinie der Wirklichkeit. Beobachtete. Ich hatte erlebt, wie aus Dunkelheit lebendige Nacht wurde, funkelnd wie dunkle Diamanten. Hatte erlebt, wie die Nacht zu ihr wurde. Hatte Ihre Berührung schon früher gespürt.
    Hekate war hier.

29
    Ich wollte Sie nicht in mich aufnehmen, wie ich es beim Wicca-Ritual des Blauen Mondes getan hätte. Nach unserer letzten Begegnung war ich mir nicht sicher, ob ich je wieder den Mut für dergleichen aufbringen würde. Sie hatte gesagt …
    Mein Herz setzte aus.
    Sie hatte gesagt, sie würde mich sehen, wenn ich bereit sei, in meine Seele zu blicken. Dass ich sie am Scheideweg finden würde. Ich habe zu Johnny gesagt, wir stünden an einem Scheideweg … und hier ging es um meine und um ihrer beider Seelen.
    Ich spürte eine Hand aus dem Äther über meinen Nacken streichen, worauf sich meine Nackenhaare noch steiler aufrichteten. Die Hand liebkoste meine Haut, so sanft, unmerklich, und berührte mich doch.
    »Hekate!« Ich hauchte Ihren Namen, respektvoll, ängstlich.
    Ihre Finger folgten meinem Rückgrat, scharfe Fingernägel liebkosten meine Haut. Wie zur Warnung. Der Talisman auf meinem Rücken geriet in schaukelnde Bewegung.
    »Unser Ziel«, sagte Menessos, »ist Sorsanismus,

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