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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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umwölkte sich der Kristall. Ich atmete ruhig und gleichmäßig, öffnete meinen Geist und wartete auf die Bilder.
    Nana konnte das besser als ich, aber ganz unbegabt war ich auch nicht. Ich zog nur die unveränderlichen Symbole des Tarots vor. Anhand der Karten kamen mir meine Auslegungen aussagekräftiger vor als auf der Grundlage unstet fließender Hellseherei.
    Ich konzentrierte mich darauf herauszufinden, ob wir auf das, was uns bevorstand, vorbereitet waren.
    Der Nebelschleier im Kristall verdichtete sich und schäumte zu Gischt auf. Die Wellen wichen zurück und gaben den Blick auf nassen Sand frei. Kein Meeresstrand, ein Seeufer. Da schlug die nächste Welle an, schäumte ans Ufer … ich hörte Körper ins Wasser klatschen, Schreie.
    Mir stockte der Atem.
    Etwas blitzte karminrot. Flammen züngelten. Das Gesicht Fax Torris’, der Feuerfee, die lachte, zu ihren Füßen lag ein Mann. Nackt. Sein Rücken … klebte da Sand an seinem Rücken und bildete Muster? Sie trat zu und rollte ihn herum.
    Johnny?

32
    Menessos und ich standen am Strand. Mit einer Hand schirmte ich meine Augen gegen den Wind ab und hielt Ausschau nach den Feen. Der Eriesee lag unter einem Nebelschleier, trotzdem wehte am Ufer eine steife Brise. Wir hatten mit anderem Wetter gerechnet. »Die Feen erzeugen diesen Nebel.«
    »Ja, sie würden es nicht wagen, ohne Spektakel hier aufzukreuzen«, nickte Menessos.
    Magische Nebelschleier hin oder her, es war arschkalt. Ich trug Tanktop und T-Shirt unter einem Kapuzenpulli und meinem Lieblingsblazer. Wärmende Leggins unter der Jeans hätten geholfen. Natürlich hatte ich dafür gesorgt, dass ich Beaus Amulett an seiner langen Kette um meinen Hals trug. Ich wünschte bloß, er hätte mich irgendwie aufgewärmt, wie in dem Moment, als ich ihn erstmals berührt hatte.
    »Es würde mich nicht überraschen«, fuhr Menessos fort, »wenn die Feen den Nebel kurz vor ihrem Erscheinen auch noch verschiedenfarbig anmalen würden.«
    »Mir macht eher Kummer, dass sie irgendwas da drin verstecken könnten, statt sich bloß einen grandiosen Auftritt zu verschaffen.«
    »Da könntest du recht haben«, gab er zurück, »aber es ist zu spät, noch irgendwas an unserer Aufstellung, Strategie oder der Anzahl unserer Leute zu verändern.«
    Wenn die Nebelschleier das Ufer erreichten, würde der Scharfschütze im Leuchtturm uns nicht mehr erkennen. Wenn alles, was wir nicht sehen konnten, nach Plan lief, dann lagen Johnny und die übrigen Wære und Betrachter in diesem Moment beunruhigend weit hinter uns in der Rutenhirse.
    »Könnte der Wind uns Probleme bereiten?«
    »Für unseren Freund auf der Lauer sind die Umstände nicht gerade perfekt.«
    Man hatte mir erklärt, dass Scharfschützen ihr Ziel nie direkt anvisierten, sondern je nach Entfernung und Ballistik etwas höher und je nach Windrichtung und -geschwindigkeit etwas seitlich verzogen zielen mussten. Das hieß, dass Scharfschützen im Grunde auf nichts schossen und hofften, dass die Kugel dort einschlug, wo die Mathematik es ihnen vorhergesagt hatte.
    »Also sollten wir uns, sobald du die Feen rufst, lieber vor ihnen in den Staub werfen und den Burschen schießen lassen.«
    Menessos berührte mich. »Persephone.«
    Meine Hand zitterte merklich. Ich ließ sie lose hängen. Ich hatte niemandem gesagt, dass ich die Kristallkugel befragt und was ich gesehen hatte. Wie auch? Es auszusprechen hätte es nur wahrer gemacht. Doch ich war bereit. Ich hatte Pläne. Ich hatte nie Gelegenheit gehabt, Johnny zu sagen, dass ich ihn liebte. »Was?«
    »Weißt du eigentlich, was es für mich bedeutete, den Gang alleine zu machen, in der Nacht, als du den Pflock zerstört hast?«
    Ich schüttelte den Kopf. Meiner Stimme vertraute ich lieber nicht.
    »Ich war vollkommen allein.«
    Er klang ganz froh darüber, also wartete ich erst mal, worauf er hinauswollte, anstatt mich einzuschalten, ihn etwas zu fragen oder ihn einfach zu unterbrechen.
    »Ich hatte mich nicht mehr so allein gefühlt, seit ich Una beerdigt hatte und … ich durchlebte meine schlimmsten Ängste.«
    Seine Hände fassten meine Arme, ich konnte seine Wärme sogar durch die diversen Kleiderschichten spüren. Sofort fasste ich mich.
    »Ich wusste, was du getan hattest. Ich wusste, dass die Göttin dich berührt und erhoben, dass sie verkündet hatte, dich über mich stellen zu wollen. Ich war bestürzt. Es bedeutete, ich war geschlagen. Ich fürchtete, du würdest dahinterkommen und dich gezwungen sehen, mich

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